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Was ist Binge Watching?

Na, auch ein TV-Serien-Junkie? Aber bestimmt nicht mit dem normalen TV-Programm, bei dem man auch heute noch eine Woche oder länger auf jede neue Folge der Lieblingsserie warten muss! Dank Netflix, Amazon Prime und Co. ist das kein Thema mehr, du hast direkt Zugriff auf die komplette Staffel deiner Lieblingsserie. Wie verführerisch ist es da, einen Serienmarathon zu starten und gleich mehrere Folgen am Stück hintereinander zu schauen. Dabei spricht man auch von Binge Watching. Alles, was du darüber wissen musst, erfährst du in unserem Ratgeber.

Binge Watching: Historie und Entwicklung

Binge-Watching (auch Binge Viewing genannt) bezeichnet also eine Form von TV-Marathon, bei der es mehr auf den Genuss als auf das Durchhaltevermögen ankommt. In einer von Netflix durchgeführten Umfrage definierten 73 % der Befragten Binge-Watching als „Anschauen von 2 bis 6 Episoden derselben Fernsehserie in einer Sitzung“.

Binge Watching als kulturelles Phänomen ist mit dem Aufkommen von Video-Streaming-Diensten wie Netflix und Amazon Prime Video ab 2006 populär geworden, über die der Zuschauer Fernsehsendungen und Filme auf Abruf ansehen kann. So gaben beispielsweise 61 % der Teilnehmer einer Netflix-Umfrage an, regelmäßig Binge Watching zu betreiben. Jüngste Untersuchungen auf der Grundlage von Video-on-Demand-Daten großer Video-Streaming-Anbieter zeigen, dass rund zwei Drittel aller Kunden mindestens einmal im Jahr Bing Watching betreiben.

Ursprünglich stammt der Begriff „Binge“ aus den USA. Laut einer Recherche des Medienwissenschaftlers Emil Steiner wurde er im Zusammenhang mit dem Fernsehen zum ersten Mal 1948 in der Zeitschrift „Variety“ verwendet. Der Begriff „TV Binge“ erschien dann zum ersten Mal am 27. Juli 1952 in einer US-amerikanischen Zeitung. Der Sportredakteur Ed Danforth benutzte ihn, um einen Spendenmarathon zwischen Bob Hope und Bing Crosby zu charakterisieren, mit dem Geld für die US-amerikanische Olympiamannschaft gesammelt werden sollte.

Kulturelle Auswirkungen von Binge Watching

Nicht nur bei den Fernsehverantwortlichen, sondern auch bei Schauspielern findet die Idee des Binge Watchings immer mehr Anklang. So nutzte der bekannte US-Actor Kevin Spacey schon vor zehn Jahren eine öffentliche Vorlesung, um die Fernsehmacher dazu aufzufordern, „den Zuschauern doch endlich zu geben, was sie wollen“. Seiner Meinung nach könnten qualitativ hochwertige Produktionen die Aufmerksamkeit des Publikums über viele Stunden aufrechterhalten und die Piraterie verringern.

Von anderen Experten wird das Binge Watching von „komplexem Qualitätsfernsehen“ – z. B. in Form der Serien „The Wire“ und „Breaking Bad“ mit dem Lesen von mehr als einem Kapitel eines Romans in einer Sitzung verglichen. Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass sich die Menschen beim Binge-Watching viel stärker in die Welt der Serie versetzt fühlen als beim zeitversetzten Schauen einzelner Folgen. Dies steigert ihren Fernsehgenuss und veranlasst sie dazu, noch häufiger und länger Binge Watching zu betreiben.

Risiken des Binge Watchings

Natürlich gibt es auch kritische Stimmen zum Binge Watching. Manch einer warnt davor, dass der exzessive Serienkonsum den sozialen Wert des Fernsehens untergräbt. Der Grund: Es entstehen hierdurch weniger Gelegenheiten, über künftige Episoden mit Freunden zu diskutieren und sich auf den Konsum zu freuen. Dennoch haben Untersuchungen gezeigt, dass intensives Binge Watching nicht unbedingt weniger soziales Engagement bedeutet. In einer Studie wurde sogar das Gegenteil festgestellt: Intensive Binge Watcher verbringen täglich mehr Zeit mit Freunden und Familie als normale TV-Konsumenten. Häufig werden diese von anderen auch als Meinungsbildner bei der Auswahl der zu sehenden Sendungen herangezogen.

Kritisiert wird außerdem, dass Binge Watching eine Form des zwanghaften Konsums darstellt, ähnlich wie Binge-Eating oder Binge-Drinking. Ohne Zweifel besitzt es süchtig machenden Aspekte, die letztendlich in eine Form der Fernsehsucht münden können. Hier ist ein ausreichendes Maß an Eigenverantwortung gefragt.

Fehlende Achtsamkeit

In der Fernsehbranche wurde Anfang der 2020er Jahre intensiv darüber spekuliert, dass das Binge Watching einer neuen Serie dazu führen könne, dass diese im Vergleich zu Serien, die nach einem herkömmlichen Zeitplan veröffentlicht werden, langfristig weniger im Gedächtnis bleibt. Verschiedene Streaming-Anbieter, allen voran Disney+, blieben daher in der Vergangenheit dabei, ihre Originalserien nach einem wöchentlichen Zeitplan zu veröffentlichen. Dies wiederum steht im Gegensatz zum sogenannten Netflix-Modell, das unter den Streaming-Anbietern am aggressivsten bei der gebündelten Veröffentlichung vorgeht.

Auswirkungen auf den Schlaf

Eine Studie aus dem Jahr 2020 brachte Binge Watching mit einer schlechteren Schlafqualität, vermehrter Schlaflosigkeit und Müdigkeit in Verbindung. Tatsächlich kann Binge Watching laut Experten zu einer erhöhten kognitiven Wachsamkeit führen und sich somit negativ auf den Schlaf auswirken. Die Ergebnisse zeigten, dass 98 Prozent der Binge Watcher insgesamt eine schlechtere Schlafqualität aufwiesen, vor dem Schlafengehen wacher waren und über mehr Müdigkeit klagten. Die Autoren der Studie betonen allerdings, dass die Ergebnisse der Schlafforschung in Bezug auf den negativen Zusammenhang zwischen Schlaf und Fernsehkonsum immer noch widersprüchlich sind.

Persönlichkeitsmerkmale von Binge Watchern

Eine weitere Studie ergab, dass sich Binge Watcher in vier Persönlichkeitsprofile einteilen lassen:

  1. Begeisterte Binge Watcher, die eine hohe Motivation zum Fernsehen generell aufweisen, in ihrem Wesen eher ungeduldig sind und zu starken emotionalen Reaktionen neigen.
  2. Binge Watcher, die wenig motiviert sind, sich ein entsprechendes TV-Programm zusammenzustellen und daher eine Binge-Watching-Session als bequeme Alternative sehen, Zeit vor dem Fernseher zu verbringen, ohne sich über das Programm Gedanken machen zu müssen.
  3. Sogenannte unregulierte Binge Watcher, die die höchste Motivation zum Fernsehen haben, welche wiederum durch persönliche Bewältigungsmechanismen gesteuert wird.
  4. „Regulierte“ Binge-Watcher, die ebenfalls durch eine emotionale Bindung an die jeweilige Serie motiviert sind, jedoch weniger emotional reagieren und nicht so impulsiv sind.

Die Studie kommt zu einem entsprechenden Schluss und beschreibt die Art von Menschen, welche am ehesten zum Binge Watching neigen, wie folgt: „Sie sind neurotischer, weniger verträglich, weniger gewissenhaft und weniger offen für neue Erfahrungen.“ Außerdem wurde Folgendes festgestellt: Menschen, die häufig Binge Watching betreiben, fühlen sich eher traurig, ängstlich und gestresst und haben ein geringeres Selbstwertgefühl.

Binge Watching und die Auswirkungen auf die Werbung

Es wurde festgestellt, dass Zuschauer, die zum Binge Watching neigen, insgesamt weniger auf Werbung reagieren als Zuschauer, die dies nicht tun. Die Wirksamkeit der Werbung nimmt ab, je länger eine Session dauert. Forscher führen dieses Phänomen auf die durch die Werbung verursachte Unterbrechung zurück. Binge Watcher wollen in das, was sie sehen, vertieft bleiben. Sie wollen nicht durch Werbeunterbrechungen in die reale Welt „zurückgedrängt“ werden.

Im Jahr 2019 wurde daher ein neues Werbeformat speziell für Binge-Watcher entwickelt. Dabei wird während der ersten und zweiten Episode einer Binge-Watching-Session Werbung geschaltet, die witzige Anekdoten und Verweise auf das Binge-Watching enthält. Vor der dritten Episode belohnt man die Binge-Watcher dann mit einem weiteren Werbespot. Dieser enthält eine besondere Aktion oder kündigt sie an, z. B. dass sie die nächste Episode ohne Werbeunterbrechung ansehen können. Bislang wurde das neue Werbeformat allerdings nur spärlich eingesetzt, aussagekräftige Statistiken über den Erfolg liegen noch nicht vor.

Fazit

Binge Watching, also das Schauen mehrerer Folgen oder einer ganzen Staffel einer Serie hintereinander, ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Viel dazu beigetragen haben Videoplattformen wie Netflix und Amazon Prime. Diese sorgen erst dafür, dass der Nutzer direkten Zugriff auf alle Folgen einer Serie hat. Zwar heben einige Experten auch hier wieder den Zeigefinger und weisen auf die Risiken von Binge Watching hin – wenn du es jedoch nicht übertreibst, sollte der Spaß absolut im Vordergrund stehen. Wir wünschen viel Spaß!

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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