Willkommen in der 6-Zoll-Klasse! Nexus 6 im Test.

Wow – wie groß ist dieses Phablet oder ist es schon ein Tablet? Trotz regelmäßig in der Hand gehaltenem Galaxy Note 3, ist das Motorola Nexus 6 noch ein ganze ,,Ecke“ größer und als S5 Nutzer geradezu riesig. Google geht dieses mal einen komplett neuen Weg. Zeichneten sich die vergangenen Nexus durch sehr gute Hardware zu einem günstigem Preis aus, startet der IT-Konzern dieses mal einen direkten Angriff auf die Oberklasse, was sowohl bei der Technik und Größe, leider aber auch beim Preis gilt. Als Schnäppchen, wie beispielsweise das vergangene Nexus 5, kann man den Nachfolger nicht mehr bezeichnen. Ist es dennoch jeden Penny wert? Wir haben genau hingeschaut…

Design & Verarbeitung

Die erste Berührung mit dem Nexus 6 ist durchaus angenehm. Auf Grund der leicht gerundeten Rückseite und den schmaler werdenden Rändern liegt es gut in der Hand. Das Gefühl der leichten Glätte täuscht, die Kunststoff Rückseite hat durchaus Grip. Der Aluminiumrahmen sorgt für Qualität und Stabilität. Das Phablet wirkt stabil und design- und materialtechnisch sehr hochwertig, das geht aber auch mit einem hohen Gewicht einher und macht das Gerät zusammen mit der Größe unhandlich. Die Tasten sind gut (auf der rechten Seite) angeordnet und besitzen einen hervorragenden Druckpunkt, einzig die Einschalttaste ist bei Nutzung mit der linken Hand einen Tick zu hoch. Mit dem Daumen der rechten Hand klappt aber alles problemlos. Unten findet sich der Mikro-USB Anschluß, oben links der Einschub für die Nano-Sim. Kleinste Spaltmaße, eine neutrale, ansprechende Farbgebung und gute Verwindungsfestigkeit (die bei dieser Größe und Transport in der Hosentasche besonders wichtig ist) runden den guten Gesamteindruck ab. Besonders hervorzuheben sind noch die in der Front optimal verblendeten Stereo Lautsprecher.

Display

Beim erstem Einschalten wirkt das Display etwas unscharf, dafür jedoch hell und mit gutem Kontrast. Bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass die Google App-Symbole hier einfach nicht superscharf, sondern natürlich und unaufdringlich gehalten sind und spätestens nach dem ersten Bildern und Videos auf dem Gerät kommt das erste mal das Aha-Effekt auf, wieso ein 6 Zoll Display in QHD auch seine Vorteile hat. Es handelt sich um ein AMOLED-Display mit entsprechend gutem Schwarz- und Kontrastwert. Hält man auf den meist weißen Internetseiten ein Gerät mit IPS Display daneben, erkennt man deutlich den AMOLED-typischen Gelbstich bei weißen Flächen. Leider ist dieser auch ohne Direktvergleich sichtbar und die nicht sehr hohe maximale Helligkeit tut Ihr Übriges dazu. Bei der Helligkeit erhält die Scheibe dennoch ein ,,tageslichttauglich“, bei der Schärfe ein ,,superscharf“, beim Blickwinkel ein ,,stabil“ und wir können damit dem Display eine für Video- und Fotobetrachtung hervorragende, sowie insgesamt und für den täglichen Gebrauch, gute Note vergeben.

Hardware

Ausgestattet ist das Google-Phone mit der zum Erscheinen aktuellsten und heute noch immer sehr potenten Hardware. Getestet wurde die 32 GB Version (64 GB verfügbar) von denen noch gut 25 GB zur Verfügung stehen. Für den Normalnutzer vollkommen ausreichend , ist es für den einen oder anderen doch schade, dass keine SD Karte verwendet werden kann. Ansonsten findet sich feinste Hardware unter der nicht abnehmbaren Haube. Snapdragon 805 @ 2.7 GHZ Prozessor, 3 GB Arbeitsspeicher, alle aktuellen Konnektivitätsstandards von LTE Cat4-6, Quadband und Bluetooth 4.1. Natürlich gibt es auch wieder eine Übersicht der wichtigsten Hardware-Details zusammengefasst in eine Tabelle:

Multimedia

Bei der Recherche zum Nexus 6 haben wir immer wieder von einer nur durchschnittlichen Kameraleistung gelesen. Die Anlagen klingen erstmal gut, 13 MP, optischer Bildstabilisator, Ringblitz-LED und letzlich sind sie es auch. Zwar ist die Kamera nicht herausragend und sicherlich sind LG G3, Galaxy S5 oder das iPhone 6(+) dem neuestem Nexus voraus, jedoch sind es keine Lichtjahre. Mit dem Nexus kann man der Preisklasse noch angemessen, ordentliche Fotos schießen, die sich durch gute Helligkeit, natürliche Farben und noch gute Details auszeichnen, wobei man bei einem High-End Smartphone etwas feinere, detailliertere Aufnahmen erwarten darf, als sie das Nexus letzlich liefert.

Bei den Aufnahmen in Dunkelheit geraten die Bilder etwas dunkel, dafür sind immernoch Details gut erkennbar. Achtet beispielsweise auf die erkennbare Maserung vom Bild im Bild und die weiterhin natürliche Farbgebung mit wenig Bildrauschen, wobei wir keinen Vorteil der Ring LED erkennen konnten. Im Gegenteil, die Ausleuchtung hat uns nicht überzeugt.

Was wir jedoch ein wenig bemängeln müssen sind die Videoaufnahmen. Zwar gibt es kaum Artefakte und Videos in Full HD als auch 4K sind scharf, jedoch verleidet der Autofokus hier teils die Aufnahmen. Es gibt das, auch bei vielen anderen Smartphones auftretende, ,,Pumpen“ und der Autofokus führt unter Umständen sogar zur Unschärfe. Ihr könnt dies am Ende des Full HD Videos erkennen. Natürlich wollen wir es nicht schlechter machen als es ist. Viele Smartphones leiden darunter und man muss selbst entscheiden, inwiefern dies noch in einem akzeptablem Rahmen ist. Ihr findet hier wieder ein Video in Full HD und in 4K.

Wollt Ihr das GooglePhone als Ersatz für Euren MP3 Player verwenden, seid Ihr auf der sicheren Seite. Der Klang ist ausgezeichnet, klare Höhen und satte Bässe. Da gibt es rein gar nichts zu bemängeln. Solltet Ihr gerade kein Headset dabei haben, kann auch die Performance der beiden Front-Lautsprecher überzeugen. Sie bieten zwar ein wenig Angriffsfläche für Staub, aber haben für Smartphone-Verhältnisse einen sehr guten Klang. Anfangs haben wir die Größe als Vorteil für Videos erwähnt und möchten hier nochmals wiederholen, dass Video- oder Fotobetrachtungen auf 6 Zoll in QHD schon eine feine Sache sind.

Software

Da gibt es gar nicht viel zu erwähnen. Es handelt sich um die neueste Android Version 5.0 mit allen technischen Finessen. Dazu gehört leider auch die fehlende Stummschaltung. Insgesamt ist aus unserer Sicht, Lollipop die beste Android Version bis dato. Sie vereint die Verbesserungen von Android Lollipop, mit einer puren, aufgeräumten und mittlerweile auch ausgereiften Bedienoberfläche. Sehr nette Features sind die Anzeige von Benachrichtigungen auf dem ausgeschaltetem Screen, sofern diese Eintreffen, das Aktivieren, wenn man es in die Hand nimmt, die generelle Verschlüsselung oder die verschiedenen und smarten Entsperrmöglichkeiten. Ein kleines Minus geben wir für die Kamerapp, denn diese ist wenig intuitiv und es fehlen Standardfunktionen, wie die manuelle Einstellung des ISO-Wertes.

Zubehör

Ihr erhaltet mit dem Gerät akzeptable In-Ears und ein Ladegerät, welches die Schnelladefunktion, auf die wir später noch eingehen, unterstützt.

Performance

Einer der Punkte, der uns am Nexus 6 am besten Gefallen hat, ist die durchgehend sehr gute und schnelle Performance. Alles ist flüssig, geschmeidig und reagiert prompt. Apps und sämtliche Funktionen sind sehr schnell geladen. Mikroruckler sind so gut wie nicht vorhanden. Alles funktioniert wie es soll und anhand der Testergebnisse, könnt Ihr Euch ein Bild von der hervorragenden Performance machen.

Browserbenchmarks

Performance Benchmarks

Androbench

Akku

Mit einer Kapazität von 3220 mAh ist der Akku in Bezug auf Displaygröße und Performance angemessen dimensioniert. Das zeigt sich auch an der guten Laufzeit – in den allermeisten Fällen kommt man locker über den Tag. Natürlich fordern 6 Zoll in QHD und ein potenter Prozessor auch Ihren Tribut. Nutzt man das Nexus intensiv, bekommt man die Kraftzelle wesentlich schneller in die Leere getrieben. Betonen möchten wir dabei, dass dies für jedes aktuell erhältliche Smartphone gilt. Um so erfreulicher ist es, dass es eine Schnelladefunktion gibt, in der mit wenigen (15) Minuten Einsatz zumindest mehrstündiges Telefonieren wider möglich wird. Die reguläre Ladezeit liegt mit deutlich über 2 Stunden für diese Akkugröße im Mittelfeld. Insgesamt leistet sich die Energieversorgung keine Patzer und damit ein sehr gutes Ergebnis.

Empfang und Sprachqualität

Das Motorola Nexus hat einen sehr guten Empfang und eine ordentliche Sprachqualität. Ein wenig Rauschen trübt das Ergebnis, aber der Gesprächspartner bleibt dennoch gut verständlich. Auch die WLAN-Leistung ist gut und das Nexus bewegt sich, außer bei der Sprachqualität, auf hohem und dem Preis und Anspruch angemessenem Niveau.

Fazit

Mit dem Motorola Nexus 6 verbinden wir gemischte Gefühle. Einerseits ist das Telefon schnell, der Bildschirm entertaint und das Stock Android läuft flüßig und ist intuitiv bedienbar. Andererseits ist es einfach zu groß und schwer, was die potentielle Nutzerschaft deutlich einschränken dürfte. Zumal der Preis, eines der herausragendsten Eigenschaften des Nexus 5, nun nicht mehr als Schnäppchen gilt. Ebenfalls gibt es einige Schwächen, die gute aber nicht hervorragende Kamera, etwas Rauschen beim Telefonieren, der Autofokus bei Videos, das Kameramenü und andere, mehr oder weniger, Kleinigkeiten. Gut, das ist Meckern auf hohem Niveau. Was aber gefühlt fehlt, ist das Killerfeature, dass die Schwächen erträglich, den Preis verdaulich und die nicht vorhandene Kompaktheit vergessen macht. Das G3 hat den Preis, das S5 den Wechselakku und kaum Schwächen, das Note den Stylus und das bessere Display, das iPhone 6 Plus die bessere Kamera, das Z3 die Powerakkulaufzeit…das Niveau in dieser Preisklasse ist extrem hoch und da spielt das Nexus 6 aus unserer Sicht nicht auf den vordersten Rängen mit und wird wohl eher in der 2ten Reihe stehen. Betonen wollen wir dennoch, dass es sich um ein sehr gutes, schnelles, wertiges Smartphone handelt und wer pures Android mag, wird seine Freude mit dem Motorola Nexus 6 haben.

Wie bei allen Smartphones empfehlen wir auch hier den Einsatz einer Glasfolie zum Schutz des Displays.