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Heliborne – Das „Hubschrauber-MMO“ im Test

Jetcatgames ist ein kleines Entwicklerstudio und besteht aus einem 4-köpfigen Team. Doch was diese Vier mit Heliborne geschaffen haben, ist beeindruckend. Heliborne wird über den polnischen Indie-Publisher Klabater auf Steam vertrieben und ist für nur 20 € zu bekommen. Vom Spielstil erinnert Heliborne an eine Mischung aus Simulator, Arcade-Spiel und MMO. Das Spiel ist seit dem 25.10. in der „Vollversion“ erhältlich, wird aber wie andere Free-to-Play MMOs regelmäßig gepatched. Was genau hinter Heliborne steckt, kann in dieser Review erfahren werden.

Heliborne: Hubschrauber der 1950er bis heute

Heliborne ist ein MMO und mit Spielen wie Armored Warfare, World of Tanks, World of Warplanes etc. vergleichbar. Man fliegt Co-Op-Missionen, stürzt sich in heiße PvP-Gefechte oder erlebt historische Gefechte. Gleichzeitig ist Heliborne so viel mehr, als nur ein „Shooter mit Helicoptern“ oder ein simples Arcade-Game.

Alles fängt mit der realistisch wirkenden Steuerung an. Als Drehflügler besitzen Hubschrauber ihre eigenen Herausforderungen beim Fliegen und können Manöver vollbringen, die mit anderen Flugzeugen nicht möglich sind. Heliborne spielt sich intuitiv. Aber man benötigt etwas Übung, um es zu meistern.

Das Hovern auf der Stelle, knapp über dem Boden und von Bäumen umgeben, muss geübt werden, genau wie die Punktlandung, um Bodentruppen abzusetzen. Moment mal? Bodentruppen absetzen? – Ja, richtig gelesen. Etwas, das Heliborne von den anderen, vergleichbaren MMOs unterscheidet, ist die Möglichkeit, Bodentruppen abzusetzen! Dafür wurde der Helikopter/Hubschrauber im militärischen Bereich seit der Einführung des Konzeptes vorgesehen.

In den 50er/60er Jahren hat das US-Militär geprüft, ob es praktikabel sei, Hubschrauber wie Lastensegler zu behandeln: billig produzierte Einweg-Hubschrauber, geflogen von einem Trupp Soldaten. Doch auch die Rolle des Aufklärers und Verwundeten-Transports (Helikopter können dort landen, wo Flugzeuge es nicht können) wurden schnell als Einsatzzweck definiert. Aber zurück zu Heliborne.

Unterteilt in vier Epochen, können in Heliborne Hubschrauber der ehemaligen UdSSR (USSR, auch Muster der Warschauer-Pakt-Staaten) und der US-Streitkräfte (und NATO) geflogen werden. Auf jeweils einer Karte pro Epoche wird um Missionsziele gekämpft. Die Auswahl ist noch etwas eingeschränkt, das Spiel ist erst vor kurzem der Early-Access-Phase entwachsen. Dabei hat jede Epoche und jede Nation ihre eigenen Besonderheiten.

Das Menü

Das Heliborne-Menü besteht aus sieben Reitern:

  • Single/COOP: Hier startet man Single-Player-Gefechte oder tritt Co-Op-Gefechten bei bzw. erstellt diese. Zum Lernen und Üben ideal geeignet.
  • Battles: PvP-Gefechte sucht man hier oder man erstellt ein neues Spiel.
  • Squadrons: Hier werden die Squadrons gemanagt. Hier kann man sehr viel Zeit verbringen, um seine „perfekte“ Staffel zu erstellen.
  • Hangar: Einzelne Hubschrauber werden hier etwas genauer angeschaut.
  • Career:  Die persönlichen Erfolge.
  • Progression: Der „Tech-Tree“, erforschen von neuen Hubschraubern und neuen Waffen etc.
  • Settings: Die Einstellungen.

Squadrons managen

Der Menüpunkt Squadrons ist der, in dem die eigenen Staffeln gemanagt werden. In Heliborne besteht eine Staffel aus drei Hubschraubern. Je nach Spielstufe (I – IV) steht ein Budget zur Verfügung. Hubschrauber kosten Punkte, genau wie deren Ausrüstung. Je nach Spiel-Stil kann hier eine Menge herumexperimentiert werden.

  • Weapons: Hier wird die Zuladung mit Waffen ausgewählt. Pro Hubschrauber stehen verschiedene Konfigurationen bereit.
  • Soldiers: Einige Hubschrauber können Truppen transportieren: normale Soldaten zum Erobern von Missionszielen, Flugabwehr (Manpads), RPGs (gegen Bodenziele/schwebende Hubschrauber) und Last but not Least: Mörser-Trupps.
  • Defense: Door-Gunner und Flares können hier gegen Punkte dazugekauft werden.
  • Camo: Tarnung aussuchen. Diese kann für XP gekauft werden. Per Mikro-Transaktion können spezielle Tarnmuster gekauft werden. Hat derzeit keinen Einfluss auf die Spielmechanik.

Hubschrauber ist nicht gleich Hubschrauber. Bei Heliborne können drei unterschiedliche Typen gewählt werden: Kampfhubschrauber, Transporthubschrauber und Beobachtungshubschrauber. Kampfhubschrauber, wie z. B. der AH-1 „Cobra“ der US-Streitkräfte, bekämpfen Bodenziele und sind auch im Kampf gegen feindliche Hubschrauber sehr effektiv, können aber keine Bodentruppen zum Einnehmen von Bodenzielen transportieren. Wo die Cobra schnell und wendig ist, ist sein Counterpart das genaue Gegenteil. Der Mi-24 „Hind“ trägt mehr Waffen und kann bis zu 8 Soldaten transportieren, ist dafür aber so grazil wie eine Ziegelstein.

Auch die Transport-Hubschrauber sind meist bewaffnet, dafür aber schlechter gepanzert als die Kampfhubschrauber. Der große Vorteil zum Kampfhubschrauber: Transport von Soldaten. Transporthubschrauber gewinnen die Gefechte, indem sie Bodenziele einnehmen, versteckte Flugabwehrraketen absetzen und Mörser-Trupps für die Beobachter absetzen.

Beobachtungs-Helikopter klären feindliche Stellungen auf und setzen Mörser ein, um Bodentruppen aus den Flugabwehrstellungen der Missionsziele aus sicherer Entfernung zu eliminieren. Einige der kleinen, schnellen und besonders agilen Beobachtungs-Hubschrauber können zudem Truppen transportieren. Hier macht vor allem das Absetzen von Manpads (Man-portable Air-Defense) zum Anlegen von Hinterhalten viel Spaß.

Das Gameplay

Das Gameplay weicht etwas von anderen „Arcade-MMOs“ wie WoT (World of Tanks) ab. Man hat drei Hubschrauber in seiner Staffel und kann auch alle drei in einer Mission fliegen. Sollte ein Fluggerät zerstört werden, spawned man mit einem der anderen Beiden. Während man nun mit dem alternativen Hubschrauber unterwegs ist, wird der gecrashte oder abgeschossene Heli repariert. Man kann auch freiwillig jederzeit zur Basis zurückfliegen und den Hubschrauber reparieren und aufmunitionieren lassen. Oder man wählt ein anderes, einsatzbereites Fluggerät.

Ziel ist es, alle Stellungen zwischen dem eigenen HQ und dem Feindlichen einzunehmen (PvP) oder zufällig generierte Objekte (Co-Op) zu erfüllen. Im Co-Op gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade und weitere Einstellungen, die die Missionen abwechslungsreicher machen. Im Co-Op kann man sich ebenfalls nicht über Abwechslung beschweren. Da nicht wirklich alle Stellungen, sondern nur eine Route vom eigenen HQ zur feindlichen HQ erobern muss, kann man mit etwas Raffinesse schnell zum Ziel kommen. Denn alle paar Minuten werden gepanzerte Konvois von den eroberten Stellungen losgeschickt und man muss diesen Geleitschutz geben. Natürlich muss man auch den Gegner daran hindern, selbiges zu tun.

Eine Story gibt es bei Heliborne nicht und die historischen Gefechte als „Story“ zu interpretieren, möchte ich an dieser Stelle nur ungern tun.

Als erstes wähle ich den mit Mörsertrupps vollgepackten H-34 Transporthubschrauber aus und fliege Richtung der feindlichen Stellungen. Auf einem Hügel lade ich die Mörsertrupps aus und trete den Weg zurück zur Basis an. Dort gelandet wird mein Hubschrauber wieder beladen. Da Mörsertrupps Punkte beim Erstellen der Squadron kosten, kann ich auch nur maximal die Anzahl an Trupps absetzen, die ich „gekauft“ habe. Für die zweite Ladung nehme ich deshalb normale Infanteristen an Board.

Da ich die Mörser auch einsetzen will, wähle ich einen anderen Hubschrauber, den OH-6. Mit diesem kleinen und besonders agilen Beobachtungshubschrauber begebe ich mich nun an einen Punkt, von wo aus ich eine feindliche Stellung Blick habe.

Nun wechsle ich zum Beobachter-Modus. Mir werden meine feuerbereiten Mörsertrupps angezeigt. Mit dem Fadenkreuz gehe ich auf eine feindliche Stellung und bestätige per Maus den Feuerbefehl. Kurze Zeit später fallen die hochexplosiven Mörsergeschosse auf die Stellung des Gegners und eliminieren die Besatzungen der Flakstellungen. Mission Accomplished! Auf dem Rückweg zur Basis setze ich noch ein Manpad ab, um eine meiner Stellungen gegen Luftangriffe abzusichern.

Mit dem UH-1D „Huey“, von den deutschen Streitkräften auch „Teppichklopfer“ genannt, fliege ich zu der Stellung, die ich mit dem Mörserbeschuss von feindlichen Einheiten befreit habe. Nach der Landung eilen meine Bodentruppen in die Flakstellungen und der Kontrollpunkt befindet sich in der Hand meines Teams!

Balance & Steuerung

Die Game-Balance unter den beiden Nationen ist gut. Jede Seite hat ihre Stärken und Schwächen. Im PvP-Modus, Jeder gegen Jeden, kommt es häufiger zu unfairen Situationen, wenn durch Disconnects ein Team auf einmal mehr Spieler hat als das andere. Hier muss auf jeden Fall noch Zeit investiert werden. Im Battle-Menü kann nur Teams beigetreten werden, die weniger Spieler haben. Durch Verzögerungen kann es aber dazu kommen, dass drei Spieler gleichzeitig einem Team joinen und das Andere dadurch im Nachteil ist. Aber dadurch steigt nur die Herausforderung.

Die Steuerung der Hubschrauber ist gut umgesetzt und man viele Anpassungen an der Tastaturbelegung vornehmen. Die Helikopter agieren alle etwas anders und jeder Helikopter fliegt sich anders.

Grafik & Sound

Die Grafik ist gut. Sie ist nichts weltbewegendes, aber auch nicht total mies. Je nach vorhandenem Rechenknecht kann die Grafik angepasst werden, aber die Anforderungen an den PC liegen nicht im High-End-Bereich.

Fazit

Heliborne macht Spaß! Das Spiel ist noch nicht zu 100 % ausgereift und es fehlt noch Content. Mehr Maps, mehr Hubschrauber, eine neue Fraktion – hier muss und wird noch nachgesteuert. Aber das Spielprinzip hinter Heliborne ist klasse. Man muss kein unbezwingbarer Dog-Fighter sein und die Gegner vom Himmel holen. Man kann auch mit Taktik und Geduld viel erreichen. Und für 20 € ist das Spiel auf jeden Fall meine Empfehlung wert. Um es in den unsterblichen Worten von Arni zu sagen: „Get to the Choppa!“

Pro
Contra
Gameplay
90%
+ interessante Spielmodi, die viele Spielstile abdecken – noch relativ wenig Maps und Hubschrauber
Balance
70%
+ Fahrzeuge/Equipment gut gebalanced
+ realistische Optionen beim Ausrüsten
– Balance der PvP-Gefechte muss überarbeitet werden
Steuerung
80%
+ intuitive Steuerung – wird noch per Patches geändert
Grafik & Sound
80%
+ realistische Grafik
+ realistische Effekte
+ gute Soundkulisse
+ realistischer Sound
– Ab und an Mikro-Ruckler, vermutlich aber Netcode-Problem

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