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Mafia 3 im Test: Starke Story, schwache Open-World

Seit Freitag ist Mafia 3 endlich da. Sechs Jahre nach dem zweiten Teil der Reihe führen Publisher 2K und Entwickler Hangar 13 die Serie fort. Leider gab es keine Vorabbemusterung der Presse und somit keine Testberichte vor Release. Viele der Spieler sind enttäuscht, wie man an der ausgeglichenen Bewertung auf Steam sieht.

Wir haben das Spiel natürlich auch getestet und können entwarnen: Es ist keine totale Katastrophe und der Start verläuft besser als bei vielen anderen AAA-Titeln. Warum mich das Spiel trotz der kleinen Macken überzeugen konnte, erfahrt ihr im Folgenden.

Die Story reißt dich mit ins New Bordeaux von 1968

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In Mafia 3 geht es hauptsächlich um die Story. Dazu gibt es auch sehr viele Videosequenzen, die die Geschichte von Lincoln Clay erklären. Viel davon ist auch schon bekannt gewesen, durch die diversen Trailer, die 2K innerhalb der vergangenen 12 Monate veröffentlicht hat. Mir persönlich waren es schon fast zu viele Cutscenes, doch die Geschichte ist wirklich spannend erzählt. Es werden Interviews des FBIs gezeigt, in dem Zeitzeugen über Lincolns Geschichte berichten. Die deutsche Synchronisation ist dabei wirklich gut gelungen. Und auch wenn die Grafik ein wenig altbacken ist, so erkennt man doch die Emotionen der unterschiedlichen Erzähler.

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Nachdem du also Zeuge der Morde deiner „Familie“ wirst und selber nur knapp überlebst, ziehst du in den Rachefeldzug gegen den Gangster-Boss Sal Marcano. Dazu musst du unten in der Hierarchie anfangen, du räumst also quasi ganz New Bordeaux auf und reißt die Kontrolle über die Stadt an dich. Dabei beginnst du mit der haitianischen Mafia-Chefin Cassandra, die zur ersten Unterbossin wird.

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Die Dialoge sind packend und ziehen einen gespannt in die Geschichte rein. Wer auf die Story verzichten möchte, kann die Videos natürlich überspringen, verpasst dann aber worum es in dem Spiel geht.

Erobere die Stadt

Deine Aufgabe ist es die Stadt von Marcanos Handlangern zu befreien. Das Spiel ist sehr Story-getrieben, du eilst also von Auftrag zu Auftrag durch die Stadt. Dazu kannst du dich natürlich auch verschiedenen Fahrzeugen zu Wasser und Land bedienen. Eine große Auswahl gibt es dabei jedoch nicht, der Automarkt war damals einfach nicht so abwechslungsreich wie heute. Dennoch haben die verschiedenen Autos und LKWs ein unterschiedliches Handling und man muss sich bei jedem neu geklauten Auto ein wenig an die Steuerung gewöhnen. Sehr geil ist dabei auch die Musik, denn es wurden 100 Soundtracks der 60er Jahre für das Spiel lizenziert. Dadurch kommt richtig Stimmung auf.

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Die fiktive Stadt New Bordeaux wurde nach der Vorlage von New Orleans aus dem Jahr 1968 geschaffen. Dabei hat Hangar 13 auf sehr viele Details geachtet und die Stadt ist sehr detailreich geworden. Es sind zwar nicht alle Gebäude betretbar, doch du kannst beispielsweise Geschäfte und Restaurants ausrauben, um dein Konto zu füllen. Achte auch dabei jedoch auf die Cops, denn in den 60er Jahren war der Rassismus weit verbreitet und manche Ladenbesitzer rufen die Cops schon, wenn du das Geschäft nur betrittst. Am besten stichst du die Cop-Rufer immer nieder, denn das zieht weniger Aufmerksamkeit auf dich als ein Schuss. Außerdem finde ich persönlich die Messeranimationen sehr gut gemacht – Achtung blutig.

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Häng die Cops ab

Die Polizei ist leider ein wenig langweilig gestaltet. Egal wie chaotisch du an ihnen vorbeirast und andere Autos anfährst, sie reagiert einfach nicht. Nur wenn du einen Polizeiwagen rammst oder mit einer Waffe herumläufst, wird sie auf dich aufmerksam. Da musst du schon eher aufpassen, wenn Passanten Zeugen eines deiner Verbrechen werden und die Cops rufen. Zwar kannst du dich auch total einfach verstecken oder aus der sehr kleinen Fahndungszone fliehen, doch wenn du sie einmal an den Fersen hast, sind sie schon extrem nervig. Bei Verfolgungsjagden schießen sie auf deine Reifen, sodass du nicht mehr richtig fahren kannst. Doch du kannst das natürlich auch: Schieße einfach auf ihren Motor oder ihre Reifen und schon hast du einen Wagen abgehängt.

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Schleichen oder offener Kampf

Egal ob du einen der Handlager verhören musst oder einfach nur zum Töten da bist, du musst dich jedes mal entscheiden, ob du dich anschleichst und die Gegner leise mit dem Messer tötest, oder einfach den offenen Kampf mit Feuergefecht wagst.

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Das Feuergefecht ist auf jeden Fall deutlich spannender, denn du musst aus der Deckung heraus agieren. Gegner können jedoch von allen Seiten kommen, du musst also auch deinen Rücken freihalten. Einfach macht es einem dabei die Minimap, die Gegner mit einem roten Punkt anzeigt. Falls du getroffen wirst, bist du jedoch sehr schnell tot und verlierst die Hälfte deines aktuellen Bargeldbestands.

Aus der Deckung heraus messern ist deutlich einfacher, denn die KI ist unachtsam und dumm. Du stehst hinter der Deckung und pfeifst, um Aufmerksamkeit auf dich zu lenken. In den meisten Fällen kommt dann nur einer der Gegner angetrottet und lässt sich brav ermorden. Danach pfeifst du erneut und der nächste kommt an. Je nach Schwierigkeitsgrad ist es aber auch möglich, einfach auf die Gegner zuzustürmen und sie zu erstechen. Dadurch ziehst du meistens auch keine Aufmerksamkeit auf dich, denn es ist ja kein Schuss gefallen.

Bei Schusswechseln hast du also mehr Action und lebst gefährlicher, während du beim Messerkampf sehr entspannt von Deckung zu Deckung wechseln kannst. Blutiger Szenen erlebst du bei beiden und die Animationen sind echt cool gemacht. Beim Nahkampf natürlich noch ein wenig besser. Die USK-18-Freigabe hat das Spiel auf jeden Fall nicht umsonst.

Hast du einen Gegner getötet, kannst du meist Geld, Waffen und Munition aufsammeln.

Ab und zu musst du deinen Gegnern auch Angst machen, indem du schnell durch die Gegend fährst, aber leider wiederholt sich der Ablauf immer wieder.

Verbünde dich mit deinen Feinden

Meistens hast du die Wahl, ob du den Handlanger von Marcano einfach tötest oder künftig für dich arbeiten lässt. Meistens lohnt es sich sogar, den ehemaligen Gegner am Leben zu lassen, denn das gibt mehr Geld für die eigene Kasse.

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Die einzelnen Unterbezirke verteilst du dann an deine eigenen Unterbosse, die du langsam im Verlauf des Spiels freischaltest. Sechs Verbündete kannst du für deine Sache gewinnen. Je nachdem wen du mehr bevorzugst, stehen dir unterschiedliche Upgrades, Waffen oder Fahrzeuge zur Verfügung.

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Nicht so richtig Open-World

Auch wenn uns 2K Mafia 3 als Open-World-Spiel verkauft – es geht bei Mafia 3 hauptsächlich um die Story und die offene Welt spielt nur eine nebengeordnete Rolle. Die Welt ist also teilweise ein wenig zu einfach gehalten und es gibt viele ungenutzte Möglichkeiten. Interessant dabei ist auch, dass es weniger Interaktionsmöglichkeiten als bei Mafia 2 gibt. Dort konnte man beispielsweise die Spülung der Toilette bedienen oder den Kühlschrank öffnen. Das ist zwar nicht wichtig, doch ich vermisse noch deutlich mehr: es gibt keine Garage mehr um das Auto anzupassen, auch Charakteranpassungen wie Kleidung sind nicht möglich. In Mafia 2 musste man zum Abhängen der Cops immer das Auto umlackieren o.ä. um nicht wiedererkannt zu werden. In Mafia 3 reicht es, einfach aus dem blauen Fahndungskreis herauszulaufen.

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Kleine Bugs und veraltete Grafik

Die Grafik von Mafia 3 steht unter massiver Kritik. Zunächst gab es am PC eine Limitierung auf 30 FPS, die jedoch noch am selben Wochenende weg gepatcht wurde. Doch damit nicht genug: Es sieht alles sehr verwaschen und kaum besser als bei Mafia 2 aus dem Jahr 2010 aus. Viele Spieler sind deswegen enttäuscht. Ich persönlich kann mit meiner GTX 770 sowieso nicht auf Maximaleinstellungen spielen, doch ich finde die Grafik nicht wirklich störend. Klar könnte einiges ein wenig besser aussehen, vor allem die Bewegungen sehen manchmal ein wenig hölzern aus, doch ich habe mich vollkommen auf die Story fokussiert und mich haben die kleinen Unschönheiten dabei nicht gestört.

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Des Weiteren hört man immer wieder von sehr vielen Bugs, die das Spiel haben soll. Aufgefallen sind mir vier Bugs: Ein Auto spring nicht an, die Kollision ist nicht immer astrein und einmal hatte ich irgendwie einen Reset o.ä. – ich befand mich auf einmal in einer anderen Situation wieder. Bis auf den letzten Bug handelte es sich also eher um kleinere Fehler, die den Spielverlauf nicht merklich gestört haben. Startprobleme hatte ich keine. Ich denke Mafia 3 hätte, da es keinen Multiplayer mit extremer Belastung hat, durchaus auf einem besseren technischen Stand released werden. Das drücken auch die zahlreichen negativ geprägten Steam-Bewertungen aus. Das Spiel ist aber in seinem aktuellen Zustand schon spielbar und man kann über die meisten Fehler gut hinwegsehen.

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Menü und Einstellungen

Mafia 3 startet nicht direkt mit einem Menü, sondern nach dem Start über den Launcher landet man direkt im Spiel. Grafikeinstellungen sind direkt im Spiel änderbar, ohne dass das Spiel neugestartet werden muss, was schon mal sehr cool ist. Auch die Schwierigkeitsstufe ist während des Spielens veränderbar.

Leider funktioniert die Skalierung über FullHD hinaus nicht ideal, die Anzeigen werden nämlich immer kleiner. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß, sogar Windows hat das inzwischen drauf.

Die Grafik ist auch auf höchster Einstellung leider ein wenig altbacken und nicht auf dem aktuellen Niveau. Eventuell patcht 2K da ja auch nochmal nach. Ich vermisse außerdem den Vollbildfenster-Modus.

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Fazit

Insgesamt konnte mich Mafia 3 nur teilweise überzeugen. Ich würde mich eher als Casual Gamer bezeichnen, der eher selten wirklich an einem Spiel hängen bleibt. Die Story von Mafia 3 hat mich schon vor dem Release mitgerissen, mit den Trailern hat 2K wirklich Lust auf mehr gemacht. Auch im Spiel ist es so, dass die Geschichte spannend und gut erzählt ist, leider kenne ich jedoch auch schon vieles aus den Vorabinfos.

Mir hat die Story sehr viel Spaß bereitet, auch wenn sich die Handlungen eigentlich immer wiederholen. Es wird zwar eine andere Geschichte erzählt, doch du musst immer wieder Handlanger ausschalten, verhören oder anheuern. Abwechslung bietet das leider nicht.

Lässt man sich nicht von der Story blenden, trifft man leider nicht auf auf die erhoffte Open-World, sondern ist dabei sehr eingeschränkt. Klar kann man Läden plündern, die Polizei ärgern oder seine Mitmenschen terrorisieren, doch es fehlt leider vieles, was es sogar schon in Mafia 2 geschafft hat.

Ein anderer negativer Aspekt ist – mal wieder – die technische Umsetzung zum Release eines Spiels. Mafia 3 ist ein Singleplayer, es gibt also keine Serverprobleme, wie bei so vielen anderen Spielen. Dennoch ist das Spiel leider noch nicht ausgereift und läuft auf vielen PCs gar nicht. Wenn es läuft hat es noch diverse Kinderkrankheiten, aber auch wirklich nervende Bugs wie ein plötzlicher Szenenwechsel.

Mafia 3 macht also mit der Story wieder mal alles richtig, es fehlt jedoch noch viel drum herum. Ich hoffe 2K liefert das nicht nur mit kostenpflichten DLCs nach, sondern patcht das Hauptspiel genauso schnell in Ordnung wie der FPS-Patch erschien.

Bewertung80

Pro
Contra
Grafik
50%
  • alter Film-Look sieht sehr geil aus
  • Bewegungen wirken teilweise hölzern
  • Kollisionen mit der Umgebung sind schlecht gelöst: Teilweise kann man durch Sachen durchgehen/fahren, Büsche sind aber beispielsweise nicht durchquerbar
Sound
100%
  • 100% geiler Sound aus den 60ern mit 100 Tracks!
  • toller, mitreißende Soundeffekte
Inhalte
70%
  • gelungene, mitreißende Story
  • leider ist die Open World deutlich zu kurz gekommen
  • teilweise weniger Möglichkeiten als in Mafia 2
  • Oft wiederholende Handlungen (töte X, verhöre Y,…)
Balance
70%
  • Schüsse töten sehr schnell, Vorsicht ist geboten
  • KI ist leider sehr dumm, übersieht den Spieler
Steuerung
95%
  • intuitive Steuerung
  • wird gut erklärt und ist ggf. einstellbar
  • fliegender Wechsel von Maus/Tastatur zu Controller
  • Zielhilfen aktivierbar
Extras
90%
  •  Diverse Sammelgegenstände zu finden
  • Playboy-Hefte können sogar durchgeblättert werden

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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