Was ist Unravel? Unravel ist das Spiel, das Ihr Eurer Freundin, Mutter oder Oma zeigt, um Ihr zu erklären, warum Games eine so coole Sache sind. In dem Plattformer übernehmt Ihr die Kontrolle über Yarny, ein rotes humanoides Wollknäuel. Als Yarny müsst Ihr Euch dann einen Weg durch die verschiedenen schön animierten Level mit fast schon fotoartigen Hintergründen suchen.
Story
Eine genaue Story wird in Unravel leider nicht vermittelt, sowohl Eure Figur Yarny als auch so ziemlich alles andere in dem Spiel ist stumm. Wirklich klar wird nur, dass es irgendwie um die Erinnerungen einer alten Frau, Ihre Familie und die Umwelt geht. Was es jetzt aber genau mit dem Ganzen auf sich hat, erfahrt Ihr in dem Spiel leider nie. Das könnte man jetzt künstlerische Freiheit nennen und sagen, dass sich einfach jeder selbst die genaue Geschichte dazu ausmahlen kann, aber Unravel animiert einen einfach nicht dazu. Das Ganze ist zwar ganz süß und niedlich, aber einfach nicht mehr. Durch die nicht vorhandene Story verliert das Spiel extrem schnell an Reiz.
Gameplay
In den ersten ein bis zwei Spielstunden sieht das Gameplay relativ cool und gut gemacht aus. Ihr müsst mit Eurem Faden, indem Ihr ihn als Lasso benutzt und Knoten macht, von A nach B kommen. Dabei müsst Ihr aber darauf achten, dass Euch der Faden nicht ausgeht. Ihr seid schließlich selbst aus Faden gemacht, und wenn Ihr keinen neuen Faden findet, bevor Ihr komplett abgewickelt seid, habt Ihr verloren. Das klingt zwar nach einem neuen coolen Spielprinzip, mit dem Ihr auch einige wirklich gut gemachte Puzzles lösen müsst, das Problem ist, dass es doch sehr simpel ist. Das Einzige, was Ihr könnt, ist einen Faden werfen, knoten machen und springen. Das ist doch ein bisschen zu wenig, um lang bei Laune zu halten. Vergleicht man dass Ganze zum Beispiel mit Ori and the Blind Forest, sieht man, dass einen Ori deutlich länger bei der Stange hält, da man einfach immer mehr neue und bessere Fähigkeiten erhält mit denen man die Welt erkunden kann.
Genau eine fortlaufende Weiterentwicklung des Ganzen fehlt Unravel leider vollkommen. Sämtliche Fähigkeiten erhaltet Ihr bereits am Anfang vom Spiel und mehr werden es einfach nicht. Die Ansätze, welche Unravel bietet, sind aber sehr cool und auch relativ unverbrauchte Ideen, vielleicht bringt EA hier noch auf seine Lieblingsart in wenig Nachschub als DLC.
Schwierigkeit
Die Schwierigkeit bei Unravel ist weder adaptiv noch einstellbar, heißt entweder Ihr mögt sie oder eben nicht. Ich persönlich mag sie nicht. Unravel ist einfach zu einfach und bietet im Prinzip kaum bis keine Herausforderungen. Die Rätsel sind ganz nett und man muss aufpassen, dass einem nicht der Faden ausgeht, aber es gab in den kompletten ersten vier Leveln nicht eine einzige Stelle an der ich mal eine Minute nachdenken musste, was ich jetzt tun muss, um weiter zu kommen. Hier fehlt einfach die gewisse Herausforderung um einen zum Weiterspielen anzuregen. Um hier noch mal den Vergleich mit Ori and the Blind Forest zu bemühen: Bei Ori bin ich dutzende Male gestorben und durch den ordentlicheren Schwierigkeitsgrad hatte man teilweise ein richtiges Erfolgserlebnis, wenn man einzelne Passagen geschafft hat, das bietet Unravel einfach nicht. Dadurch fällt nicht nur der Anreiz weg etwas zu schaffen, sondern auch zu einem guten Stück die Motivation das Spiel längere Zeit am Stück zu spielen.
Grafik
Immerhin grafisch kann Unravel wirklich Punkten. Die 2D Welt ist extrem schön anzusehen und der Hintergrund zeigt beinahe fotorealistisch Szenen aus einer wunderschönen Natur. Viele Details sind einfach stimmig eingefügt und erzeugen eine sehr schöne Kulisse welche dem Spiel einen sehr netten, wenn auch teilweise etwas kitschigen Charme verleihen. Auch die Sounds sind wunderbar auf die Hintergründe abgestimmt und vermitteln eine sehr dichte, angenehme Atmosphäre.
Das drumherum
Da Unravel ein EA-Titel ist, ist er ja leider nicht auf Steam verfügbar. Warum leider? Weil EA’s Alternative Origin nicht sonderlich gut funktioniert. Zum einen frisst der Client Leistung wie blöd (teilweise fünfmal so viel wie Steam). Da hört es leider auch noch nicht mit Origin’s Problemen auf, denn die zur Verfügung gestellten Treiber haben scheinbar Probleme mit allem und jedem. Bei dem Versuch Unravel auf meinem Hauptrechner zu testen musste ich feststellen, dass beinahe alles auf meinem PC nicht mit Origin kompatibel ist. Nach einer Woche nutzlosen Versuchen das Game zum Laufen zu bringen habe ich Unravel dann auf meinem Laptop getestet. Sämtliche Anfragen beim Support wurden gekonnt von EA ignoriert und die Reparaturfunktion von Origin hat nichts geholfen, alles in allem ein sehr schlechter Service. Das ist aber leider mal wieder typisch für EA: Der Entwickler hätte vermutlich noch einen Monat für Tests und Optimierungen gebraucht, das Projekt wurde aber einfach mal jetzt auf den Markt geworfen.
Bei dem Ergebnis werde ich hier das Versagen mal ausklammern, es ist ja nicht die Schuld des Entwicklers und wird hoffentlich noch mit Patches nachgebessert.
Fazit
Unravel plätschert leider die meiste Zeit nur an einem vorbei und packt nur selten wirklich. Die Grafik ist zwar wirklich schön und die Ideen neu und unverbraucht, es fehlt aber einfach an einer gewissen Vielfalt an Gameplay Elementen. Der Schwierigkeitsgrad ist deutlich spürbar auf Gelegenheitsspieler ausgerichtet und sollte Hardcoregamer größtenteils nicht allzu sehr fordern. Schlussendlich ist Unravel ein nettes Spiel für einen verregneten Nachmittag und nicht viel mehr, sollte es mal für 5 € im Angebot sein, ist es definitiv lohnenswert, ansonsten bietet es für seinen Preis von 20 € einfach zu wenig.
Pro
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Contra
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