Mit den Soundgear Sense hatte Hersteller JBL zur IFA 2023 eine echte Innovation im Schlepptau, denn im Gegensatz zu In-Ear-Kopfhörern nimmt das neue Modell vor den Ohren Platz und soll so eine Luftigkeit bieten, durch die die klassische Abschottung von In-Ears umgangen werden soll. Wie gut die Kopfhörer klingen und ob sich ein Kauf lohnt, klärt unser JBL Soundgear Sense Test.
Technische Daten
Produkt | JBL Soundgear Sense |
Bluetooth-Version | 5.3 |
Frequenzgang | 20 Hz bis 20.000 Hz |
Maximaler Betriebsbereich | 12m (ohne Hindernis) |
Akkulaufzeit | Bis zu 6 Std; bis zu 24 Std. mit Ladeeuti (variiert je nach Lautstärkepegel und Audioinhalt) |
Ladezeit | 2 Stunden (für Ladeetui + Kopfhörer via USB-C) |
Größe Ladeetui (B x H x T) | 113 mm x 55,0 mm x 12,8 mm |
Gewicht | 12,9 pro Earbud; 70 g Ladeetui & Ohrhörer |
Lieferumfang | Ohrhörer; Ladecase; USB-A- auf USB-C-Kabel; Nackenband; Anleitungen |
Preis | € 149,99 * |
JBL Soundgear Sense Test: Design und Verarbeitung
- Vergleichsweise groß (Ohrhörer und Case)
- Tadellose Verarbeitungsqualität
Aufgrund der Form und Funktion der JBL Soundgear Sense fällt der Open-Ear-Kopfhörer natürlich größer aus als man es von In-Ear-Modellen oder Earbuds gewohnt ist. Die reine Kopfhörer-Einheit kommt auf Abmessungen von 33 mm x 18 mm 12 mm (Breite x Höhe x Tiefe), allerdings kommt dann noch der Bügel dazu, mit dem das Modell am Ohr gehalten wird. Rund 13 Gramm bringt einer der Ohrhörer auf die Waage.
Hinsichtlich des Designs setzt der Hersteller auf ein schlichtes schwarzes (oder alternativ weißes) Auftreten. Das eloxierte, matte Finish ist vergleichsweise unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken, was mir ausgesprochen gut gefällt.
An der Vorderseite ist lediglich das JBL-Logo glänzend abgesetzt. Dort findet sich zudem die Status-LED, die beispielsweise über Bluetooth-Pairing und -Verbindung oder Ladestatus informiert. An der Rückseite ist der Lautsprecher zu sehen, hinter dem ein großes, weißes L oder R erkennbar ist – so wird sichergestellt, dass die Seiten nicht vertauscht werden.
Zwei vergoldete Kontakte halten die Ohrhörer magnetisch im Ladecase. Da Die JBL Soundgear Sense natürlich nicht im Ohr Platz nehmen, befindet sich ein Bügel an beiden Ohrhörern. Dieser kann in drei Stufen verstellt werden, um den bestmöglichen Tragekomfort zu erreichen (dazu später mehr).
Wer mag, kann zudem optional auch ein Nackenband nutzen, das dem Lieferumfang beiliegt. Hierzu werden die Bügel einfach in das Nackenband eingesteckt. Obwohl dabei keine physische Befestigung geboten wird, wirkt die Verbindung angenehm fest, sodass auch bei schnellen Bewegungen alles sicher hält.
Doch nicht nur die Kopfhörer, sondern auch das Ladecase fällt vergleichsweise groß aus. Mit einer Breite von rund 113 mm, einer Höhe von 55 mm und einer Tiefe von 12,8 mm passt es nur bedingt in eine Hosentasche – gerade, wenn sich darin auch noch das Smartphone als Zuspieler befindet.
Nicht tragisch, sollte man aber wissen. Nichts zu beanstanden gibt es jedenfalls hinsichtlich der Verarbeitung. Diese ist tadellos.
Tragekomfort der JBL Soundgear Sense
- Überraschend hoher Tragekomfort
- Vermutlich maximal für mittelgroße Ohren geeignet
Da die Ohren bei Nutzung der JBL Soundgear Sense frei bleiben, sollte der Tragekomfort doch eigentlich überzeugen, oder? Zumindest, wenn der Ohrbügel bequem ist. Die Positionierung der Ohrhörer erfolgt mit dem genannten Bügel, der dafür idealerweise auf die weitest mögliche Öffnung gestellt werden sollte.
Dann kann der Bügel hinter dem Ohr platziert werden, woraufhin die Klangeinheit leicht eingedreht wird. Je nach Ohrform kann dann die Größeneinstellung wieder angepasst werden, um den bestmöglichen Sitz zu gewährleisten.
Das nimmt natürlich ein paar mehr Sekunden Zeit in Anspruch als das Einsetzen von In-Ears, geht aber nach ein paar Versuchen ähnlich schnell von der Hand.
Positives gibt es tatsächlich auch hinsichtlich des Tragekomforts zu berichten. Bei kleinen und mittelgroßen Ohren entsteht auch bei längerer Nutzung kein Druck – was durchaus überrascht, da der Bügel keinerlei Polsterung aufweist.
Dennoch empfand ich den Tragekomfort als sehr gut, wenn auch zunächst etwas ungewohnt. Mehrere Stunden Musikhören war im Rahmen des JBL Soundgear Sense Tests kein Problem. Hier drückte nichts, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das bei großen Ohren anders aussehen könnte.
Der Ohrbügel erlaubt zudem einen recht festen Sitz, sodass die Ohrhörer selbst bei schnellen Bewegungen nicht verrutschen. Gefällt mir sehr gut.
Akkulaufzeit von bis zu 24 Stunden
- Sehr gute Akkulaufzeit von bis zu 6 + 18 Stunden
- Praktische Schnellladefunktion
Mit bis zu 24 Stunden Akkulaufzeit in Verbindung mit dem Ladeetui liegt die Akkulaufzeit ebenfalls auf sehr gutem Niveau. Bis zu sechs Stunden entfallen dabei auf die Ohrhörer selbst, wobei wir bei rund 80 Prozent Lautstärke eine Laufzeit von rund fünfeinhalb Stunden gemessen haben.
Auch das Aufladen geht vergleichsweise schnell vonstatten. Während ein vollständiger Ladevorgang von Ohrhörern und Case rund zwei Stunden Zeit in Anspruch nimmt, bietet die Schnellladefunktion in nur 15 Minuten im Ladeetui Saft für vier Stunden Musikwiedergabe.
Ausstattung der JBL Soundgear Sense
- Überzeugende Ausstattung
- Modernes Bluetooth 5.3
- Multipoint und Mono-Modus
- Kein ANC
Bisher steht es um die JBL Soundgear Sense also sehr positiv. Und auch die Ausstattung unterstreicht den bisherigen Eindruck. Geboten wird fast alles, was man von einem High-End-Kopfhörer erwarten würde.
So funkten die Ohrhörer im modernen Bluetooth 5.3-Standard und erreichen dabei eine tadellose Reichweite. Ebenfalls mit von der Partie ist Bluetooth-Multipoint, wodurch sich die Kopfhörer mit zwei Audioquellen gleichzeitig verbinden lassen. Auch die Nutzung eines einzelnen Ohrhörers im Mono-Modus ist möglich.
Was es allerdings nicht gibt, ist eine aktive Geräuschunterdrückung – das würde aufgrund der Bauweise schlicht nicht funktionieren – und auch eine Trageerkennung glänzt durch Abwesenheit.
Via Fast Pair werden die Soundgear Sense von Android-Geräten und einem Notebook oder PC sofort erkannt, sobald sie eingeschaltet werden und lassen sich per Knopfdruck verbinden. Eine IP54-Zertifizierung als Schutz gegen Wasser und Staub ist ebenfalls mit von der Partie.
Bedienung
- Präzise Touch-Steuerung
Die Bedienung erfolgt über die berührungsempfindlichen Außenseiten der Ohrmuscheln und klappt in den meisten Fällen tadellos. Werksseitig ist die linke Seite für die Lautstärkeregelung zuständig, während wir am rechten Ohrhörer die Wiedergabe steuern.
Kommandos unterteilen sich auf einfaches, doppeltes und dreifaches Antippen, sowie gedrückt Halten der Touchfläche. Die Unterscheidung der einzelnen Befehle funktionierte weitestgehend fehlerfrei.
Wer mag, kann innerhalb der Begleit-App auch die Seiten vertauschen, eine weitere Anpassung der Bedienung ist hingegen leider nicht möglich. Eingaben werden dabei stets durch einen kurzen Signalton bestätigt, den man allerdings nur dann hört, wenn gerade keine Wiedergabe erfolgt.
Da hier aber beispielsweise nicht zwischen ANC, Transparenz- und normalem Modus gewechselt werden muss, ist die Bedienung deutlich weniger komplex als beispielsweise im Falle der Sony WF-1000XM5 (unser Test) – entsprechend vermissen wir hier keine Wischgesten oder ähnliches.
Wiedergabe- und Mikrofonqualität
- Sehr gutes, detailreiches Klangbild
- Erstaunlich wenig Klangverlust trotz offenem Design
- Große Treiber
Ohrhörer mit offenem Design haben oftmals ein Problem: Da hier keine physische Abdichtung erfolgt, kann immer ein gewisser Klangverlust auftreten. Erfreulicherweise ist das bei den JBL Soundgear Sense kaum der Fall.
Möglich macht dies die innovative OpenSound-Technologie des Herstellers, die einen natürlichen Klang realisieren soll, bei dem nahezu kein Geräusch austreten. JBL selbst beschreibt die Technik wie folgt:
„Dank dieser Innovation wird der Schalldruck durch Wellen in Richtung deiner Ohren geleitet, gleichzeitig reduziert ein Ausgleichssignal die Schallausbreitung.“
In der Praxis ist das Ergebnis ziemlich beeindruckend und liegt deutlich über all dem, was ich bislang so im Bereich von Open-Ear-Kopfhörern zu Gesicht bekommen habe. Der Klang ist satt, vollmundig, detailreich und lässt kaum Bässe vermissen.
Vorausgesetzt natürlich, der Sitz passt. Anders als bei In-Ears haben bereits Millimeter bei der Positionierung enorme Auswirkungen auf den Klang. Und auch die maximale Lautstärke wird maßgeblich durch die Positionierung beeinflusst – diese liegt, in meinen Augen, ebenfalls auf sehr gutem Niveau.
Klanglich setzen die Soundgear Sense auf 16,2 mm große Treiber, deutlich größer also als alles, was man im Bereich der In-Ears so findet. Die braucht es aufgrund des Designs aber auch. Klanglich ist das, was da aus den Ohrhörern dringt, wirklich sehr gut.
Höhen sind klar, detailreich und mit einer angenehmen Luftigkeit versehen, während die Mitten auf einer breiten Bühne stehen und auch die Bässe vergleichsweise satt rüberkommen.
Hier können es die JBL-Ohrhörer hinsichtlich des Detailreichtums durchaus mit In-Ears der oberen Mittelklasse aufnehmen. Einige der besten In-Ear-Kopfhörer klingen aber nochmal deutlich besser und detailreicher – dennoch ist das Ergebnis mehr als beachtlich.
Hochauflösende Bluetooth-Codes sind leider nicht mit von der Partie. Dafür besteht innerhalb der Begleit-App aber die Möglichkeit, nicht nur den Equalizer anzupassen, sondern auch zwischen zwei Modi (Audio – für besseren Klang und Video – für niedrigere Latenz) zu wechseln.
Mikrofonqualität der Soundgear Sense
- Sehr gute Mikrofonqualität
JBL spendiert den Soundgear Sense insgesamt vier Mikrofone und verspricht dabei gestochen scharfe, klar verständliche Anrufe. Und tatsächlich ist das nicht zu hoch gegriffen: Die Mikrofonqualität ist schlicht hervorragend.
Tatsächlich bilden die Kopfhörer die eigene Stimme klar und mit einem erstklassigen Dynamikumfang ab, der selbst deutlich teureren In-Ear-Kopfhörern deutlich überlegen ist – wie auch der Vergleich mit den Sony In-Ears zeigt. Bedeutet: Für Anrufe, Videocalls und ähnliches sind die JBL Soundgear Sense bestens geeignet.
JBL Soundgear Sense:
Sony WF-1000XM5:
Sony LinkBuds S:
App-Anbindung: JBL Headphones
- Übersichtliche App
- Überzeugender Umfang
JBLs Headphone Begleit-App wartet mit einem aufgeräumten Interface und überzeugenden Funktionsumfang aus. Sie informiert über den Akkustand von Ohrhörern und Case und bietet die Möglichkeit, Firmware-Updates einzuspielen, stehen insgesamt fünf Equalizer-Presets zur Wahl, die klanglich verschiedene Nuancen abdecken.
Auch die Erstellung eigener EQ-Profile ist möglich. Zusätzlich kann die Touchsteuerung für beide Seiten vertauscht oder komplett deaktiviert werden. Wer mag, kann zudem die Balance zwischen linkem und rechtem Ohrhörer anpassen oder die maximale Lautstärke begrenzen.
Der Menüpunkt „Finde meine Ohrhörer“ ist recht praktisch, funktioniert aber nur, wenn die JBL Soundgear Sense ohne Case in der Wohnung verlegt wurden. Denn hier gibt es kein GPS-Tracking, stattdessen wird nur ein (sehr lauter) Piepton wiedergegeben.
JBL Soundgear Sense Test: Fazit
Die JBL Soundgear Sense Sense haben mich im Test tatsächlich positiv überrascht, denn vor allem klanglich liegen die Open-Ear-Kopfhörer deutlich über allem, was ich in diesem Bereich bislang so gehört habe.
Die innovative Technologie von JBL schafft es tatsächlich, einen satten, detail- und sogar bassreichen Klang rüberzubringen, bei dem nicht allzu viel verloren geht. Dennoch hört man, je nach Wiedergabelautstärke, noch einiges von der Umgebung.
Den Tragekomfort empfinde ich als sehr angenehm, kann mir aber gut vorstellen, dass das bei großen Ohren doch irgendwann drücken könnte. Hinzu kommen eine hervorragende Akkulaufzeit und exzellente Mikrofonqualität.
Ich würde zwar immer noch In-Ear-Kopfhörer vorziehen, da ich vor allem klanglich das bestmögliche Ergebnis wünsche und eine aktive Geräuschunterdrückung für mich sehr wichtig ist. Wer darauf allerdings verzichten kann, erhält mit den JBL Soundgear Sense eine sehr gute Alternative, die durchaus einen Blick wert ist.
JBL Soundgear Sense
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
90/100
Luftige Ohrhörer im offenen Design, die mit überraschend starkem Klang und überzeugenden Komfort zu einem fairen Preis punkten.