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Testbericht: Smartes Türschloss SOHO mit Passwort-, RFID- und Bluetooth-Funktion von WE.LOCK

Die Firma WE.LOCK folgt dem Trend zu stärkeren Digitalisierung des eigenen Zuhauses und bietet smarte Türschlösser an. Eines dieser Produkte, das SOHO, das mit einer Passwort- und einer Bluetooth-Funktion ausgestattet ist, durften wir testen. Was genau das Schloss leistet, wie es installiert wird und wie es sich in der Praxis schlägt, erfahrt in unserem ausführlichen Testbericht.

Design und Verarbeitung

Der Schließzylinder entspricht EU-Standard und unterscheidet sich optisch in wesentlichen Punkten kaum von herkömmlichen Zylindern. Gefertigt ist er aus Edelstahl; hinzu kommen eine Zinklegierung und ein Kunststoffaufsatz, der den äußeren Teil des Schlosses vor Feuchtigkeit schützen soll. An Stelle eines Schlüssellochs verfügt der Schließzylinder von WE.LOCK über ein Tastenfeld sowie über RFID und Bluetooth. Insgesamt wirkt das Schloss stabil und unauffällig. Lediglich die Tatsache, dass als Schutz vor Umwelteinflüssen ein einfacher Gummiüberzug zum Einsatz kommt, ist uns negativ aufgefallen. Fairerweise sollte hier jedoch auch erwähnt werden, dass das Schloss nach IP44 als spritzwassergeschützt zertifiziert ist. Ist es keinem stärkeren Regen ausgesetzt, sollte es also auch ohne Gummiüberzug nicht beschädigt werden. Für einen Einsatz im Freien ist es – ohne schützende Vordächer und Co – jedoch vermutlich eher weniger geeignet.

Neben dem Türschloss werden noch drei kleine RFID-Chips fürs Schlüsselband, zwei Ersatzschrauben, eine Silikonhülle sowie zwei Innensechskantschlüssel zur Montage mitgeliefert.

Einbau und Installation

Der Einbau des Schließzylinders unterscheidet sich nicht von dem eines herkömmlichen. Zunächst muss der bisherige Zylinder aus der Tür entfernt werden. Hierzu wird ein einfacher Schraubenzieher benötigt. Der Zylinder von WE.LOCK wird anschließend in die Tür eingeführt und festgeschraubt. Hierzu ist wiederum lediglich ein Schraubenzieher nötig. Laut Hersteller ist der Schließzylinder für unterschiedlich dicke Türen mit Maßen zwischen 55 und 105 Millimetern nutzbar. Im Test gelang der Einbau des Türschlosses problemlos innerhalb weniger Minuten. Auch Menschen ohne handwerkliche Erfahrungen dürften hierbei kaum in Schwierigkeiten geraten. Die für den Betrieb notwendigen drei AAA-Batterien werden übrigens nicht mitgeliefert. Mit einer Ladung soll man jedoch 8.000 Mal die Tür öffnen können, was ca. einem Jahr mit 10 Öffnungen am Tag entspricht.

Deutlich aufwendiger gestaltete sich die Installation des Geräts. Zunächst kann das Schloss mit der zugehörigen App des Unternehmens verbunden werden. Sobald die App heruntergeladen wurde, kann das Schloss zu ihr hinzugefügt werden. Hierfür wird die auf der Unterseite des Schlosses eingestanzte ID benötigt, die unter dem Menüpunkt „Einrichtung“ eingegeben werden muss – auf die Tatsache, dass die Nummer vor dem Einbau des Schlosses zur Kenntnis genommen und notiert werden sollte, wird in der Bedienungsanleitung hingewiesen, wenn man sie nicht vorher liest, ist man also selber Schuld und muss das Schloss erst wieder ausbauen. Die Bedienungsanleitung ist in diversen Sprachen verfasst, die deutsche Übersetzung ist ok.

Ist die Nummer hinzugefügt worden, muss eine Bluetooth-Verbindung hergestellt werden. Anschließend lässt das Schloss sich per Smartphone öffnen und schließen. Dieser Schritt ist jedoch nicht zwingend nötig und kann übersprungen werden, wenn die Bluetooth-Funktionen nicht genutzt werden sollen. Planst du, dein Schloss immer per Passwort oder RFID-Karte zu öffnen, bist du nicht gezwungen, die App zu nutzen und eine Verbindung zu deinem Schloss herzustellen. Sinnvoll ist das Eintragen der Schloss-ID dennoch, da du andernfalls die per USB-Kabel mögliche Notöffnung des Schlosses nicht vornehmen kannst – dazu später mehr.

Die App bietet noch weitere Funktionen, so können Nutzer per RFID oder Passwort hinzugefügt werden, aber auch temporäre Passwörter erstellt werden, die nur eine bestimmte Anzahl oder einen festgelegten Zeitraum funktionieren. Ideal beispielsweise für Airbnb. Interessanterweise gibt es gleich zwei Apps, die man nutzen kann. Leider sind jedoch beide relativ langsam, mit einer schlechten Benutzeroberfläche und unvollständiger Übersetzung. Nutzen kann man sie jedoch.

Als Alternative zur Bluetooth-Öffnung steht die Passwortfunktion des Schlosses zur Verfügung. Die Einrichtung von verschiedenen Zugängen ist dabei vergleichsweise einfach: zweimal hintereinander auf das Schlosssymbol drücken und das voreingestellte Adminpasswort eingeben. Ist das erledigt, muss das Schlosssymbol erneut gedrückt werden, woraufhin das Tastenfeld siebenmal aufleuchten wird. Im Anschluss daran kann ein neues Passwort eingegeben und durch einmaligen Druck auf das Schlosssymbol gespeichert werden. Die Speicherung wird durch ein akustisches Signal bestätigt.

Weitere Passwörter und RFID-Karten können ebenfalls installiert werden. Hierzu muss zunächst die Schlosstaste gedrückt werden. Anschließend wird das selbstgewählte Adminpasswort eingegeben. Durch Druck auf die Taste 1 kann ein weiterer Passwortzugang eingerichtet werden, während durch Druck auf die Taste 3 eine RFID-Karte verbunden werden kann. Soll ein neues Passwort festgelegt werden, muss dieses eingegeben und per Druck auf die Schlosstaste bestätigt werden. Aus Sicherheitsgründen muss der gesamte Vorgang von Eingabe und Bestätigung anschließend wiederholt werden. Eine RFID-Karte muss nach Druck auf die Taste 3 lediglich innerhalb von zehn Sekunden direkt über das Tastenfeld gehalten werden, um verbunden zu werden. Es können auch mehrere hintereinander verbunden ohne den gesamten Vorgang zu wiederholen.

Funktionalität und Sicherheit

Ist das Schloss eingerichtet, steht dem Eintritt ohne Schlüssel nichts mehr im Wege. Die Funktionalität des Schlosses ist von den jeweils gewählten Einstelloptionen abhängig. Prinzipiell kann frei zwischen Passwortfunktion, Bluetooth-Öffnung und RFID-Nutzung variiert werden. Die Sicherheit der jeweiligen Funktionen weicht dabei voneinander ab, was allen Nutzerinnen und Nutzern bewusst sein sollte. Während die Nutzung eines ausschließlich lokal gespeicherten Passwortes eine relativ große Sicherheit garantiert, ist Bluetooth angriffsanfällig. Gleiches gilt für RFID-Karten, sofern keine moderne Verschlüsselungstechnik gewählt wird. Über die Art der genutzten Verschlüsselung trifft WE.LOCK indes keine Aussage.

In unserem Test präsentierte das Schloss sich als funktionstüchtig. Die Entsperrung per Passwort und RFID-Karte funktionierte problemlos. Lediglich die Bluetooth-Verbindung ist nicht die schnellste, weshalb es keinen Spaß macht das Schloss regelmäßig per App zu entsperren.

Sollte die Batterien des Schlosses leer sein oder die vorgegebenen Entsperrmöglichkeiten ausfallen, besteht die Möglichkeit, eine Notöffnung via USB-Kabel vorzunehmen. Hierzu muss das Schloss per USB-Kabel mit Strom versorgt werden und kann dann mit dem vorher gekoppelten Smartphone entsperrt werden. Der Batteriestatus wird bei jeder Öffnung angezeigt und ab 20% gibt es auch Warnungen, weshalb die Notfallöffnung deshalb nicht notwendig werden dürfte.

Insgesamt sind uns im Test keine funktionalen Schwächen aufgefallen. Große Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Schließzylinder gehen mit dem smarten Schloss jedoch ebenfalls nicht einher: Es kann zwar ohne Schlüssel entsperrt werden; alternativ sind jedoch Passwort oder Chipkarte und im Idealfalle zwecks Notöffnungsmöglichkeit das Handy stets mitzuführen, wenn die Wohnung verlassen wird. Eine Anbindung an Sprachassistenzprogramme oder Smart-Home-Systeme ist nicht möglich

Einen Komplettausfall des Schlosses und dadurch verbundene exorhibatente Kosten zur Türöffnung muss man jedoch nicht befürchten, da der genannte Notfallmodus per USB-Strom auch auf einen anderen Motor setzt, wodurch man eine Art Absicherung hat, falls beim Hauptmechanismus etwas kaputt gehen sollte.

Fazit: Ein interessantes Gadget

Insgesamt konnte das smarte Türschloss SOHO von WE.LOCK uns im Praxistest nur bedingt überzeugen. Die Bedienungsanleitung ist zwar gut verständlich, allerdings gibt es gleich zwei Apps, die leider beide nicht überzeugen können.

Tadellos funktioniert dagegen die Verwendung von Passwörtern oder RFID-Chips. Informationen über die Verschlüsslung der RFID-Daten sind jedoch nicht bekannt. Der praktischere Einsatz ist aber sicherlich sowieso die Verwendung von Passwörtern, da dann die Schlüssel- bzw. Dongle-Mitnahme entfällt. Wer das Schloss von unterwegs oder per Sprachassistent steuern möchte, benötigt übrigens noch ein zusätzliches Gateway für etwa 50 Euro.

Insgesamt stellt das Schloss von WE.LOCK damit zwar ein interessantes Gadget dar, bietet jedoch noch viele Ansatzpunkte zur Verbesserung und Geräte mit ähnlichen Funktionen sind mitunter für deutlich weniger Geld erhältlich.

WE.LOCK SOHO Smart Door Lock

Design und Verarbeitung
Einbau und Installation
App
Funktionalität
Preis-Leistungs-Verhältnis

72/100

Das Schloss ist ein interessantes Gadget, das jedoch vor allem hinsichtlich der App(s) noch Nachbesserungsbedarf hat.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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