Konsumerelektronik, Gadgets & Zubehör

Nothing Ear im Test: Die besten ANC-In-Ear-Kopfhörer bis 150 Euro

Der Nachfolger der Nothing Ear (2) ist da und heißt… nicht Nothing Ear (3). Denn das Tech-Unternehmen aus Großbritannien verzichtet auf die Zahl im Namen. Das ist aber auch der einzige Verzicht, der bei den neuen Nothing Ear in Kauf genommen werden muss, denn in allen anderen Bereichen legen die In-Ear-Kopfhörer zu und das mitunter deutlich. Unser Test verrät, warum im Bereich bis 150 Euro an den Nothing Ear kein Vorbeikommen ist.

Technische Daten

Produkt Nothing Ear
Bluetooth-Version 5.3
Bluetooth-Codecs AAC, SBC, LDAC, LHDC 5.0
Maximaler Betriebsbereich 12m (ohne Hindernis)
Akkulaufzeit
  • ohne ANC: Bis zu 8,5 Std.
  • mit ANC: Bis zu 5,2 Std.
  • insgesamt 40,5 Std. mit Ladeetui; (variiert je nach Lautstärkepegel und Audioinhalt)
Ladezeit 1,5 Std. (für Ladeetui via USB-C oder kabellos)
10 Minuten für 10 Stunden Wiedergabe
Größe Ladeetui (H x B x T) 55,5 mm x 55,5 mm x 22 mm
Gewicht  4,62 g pro Earbud; 51,9 g Ladeetui & Ohrhörer
Wichtigste Funktionen ANC; Transparenzmodus; Trageerkennung; Multipoint, Gaming-Modus, ChatGPT
Preis € 135,19 *

Das Design bleibt einzigartig

  • einzigartiges, transparentes Design
  • überzeugende Verarbeitung
  • angenehm niedriges Gewicht

Die Nothing Ear greifen das transparente Design der Vorgänger auf, das ja mittlerweile absoluten Kult-Stauts genießt. Und das in meinen Augen absolut zu Recht, denn die Earbuds fallen auf und stechen aus der Masse hervor.

Sie kommen in einem ebenfalls durchsichtigen, quadratischen Case daher, das angenehm in die Hosentasche gleitet. Die Earbuds selbst zeigen den Nothing Ear-Aufdruck auf den Stilen und setzen auf eine wahlweise schwarze oder weiße Basis. Mikrofone, Bedienelemente und magnetische Ladepins: Absolut alles ist hinter der durchsichtigen Hülle zu erkennen. Wobei die in schwarz gehaltene Haupt-Fläche eine angenehme Maserung aufzeigt.

Ein roter Punkt kennzeichnet dabei den rechten Earbud, ein weißer Punkt den linken. So simpel und doch so klar verständlich. Es ist zweifelsohne ein minimalistisches Design, das die Produkte des Herstellers auszeichnet und so besonders macht. Ich persönlich finde es sehr ansprechend und edel.

Trotz des transparenten und fragil anmutenden Looks gibt es an der Verarbeitung absolut nichts auszusetzen. Earbuds und Case sind sehr robust und fühlen sich wertig an. Lediglich der Deckel des Ladecase hat minimales Spiel nach links und rechts. Dafür gibt es eine Wasser- und Staubfestigkeit gemäß IP54 für die Ohrhörer, sowie IP55 für das Case.

Die Earbuds selbst sind mit einem Gewicht von 4,62 Gramm minimal schwerer geworden, zählen aber noch immer zu den leichtesten Modellen am Markt. Auch die Abmessungen von 29,4 mm x 21,7 mm x 24,1 mm versprechen einen hohen Tragekomfort.

Exzellenter Tragekomfort

  • herausragender Tragekomfort
  • angenehme Form
  • 3 Größen der Silikon-Ohreinsätze

Erst kürzlich habe ich mir die Cambridge Audio Melomania M100 für den Test genauer angeschaut. Wirklich hervorragend klingende Earbuds, die allerdings im Bereich des Tragekomforts kläglich versagten. Ganz anders die Nothing Ear, die zu den bequemsten In-Ear-Kopfhörern zählen, die je meinen Gehörgang verschließen durften.

Das liegt einerseits am niedrigen Gewicht, andererseits aber an der angenehmen runden Form des Korpus, der sich hervorragend in das Ohr einfügt und einen hohen Komfort über mehrere Stunden hinweg ermöglicht. Das dürfte auch dem glänzenden, etwas „rutschigen“ Design zu verdanken sein, das im Vergleich zur matten angerauten Oberfläche vieler Konkurrenten sehr angenehm sitzt.

Da lässt es sich verschmerzen, dass Nothing dem Lieferumfang neben den vorinstallierten Silikon-Ohreinsätzen in der Größe M lediglich zwei weitere Größen (M und L) beilegt. Kleine wie große Ohren werden exzellent bedient.

Top-Ausstattung und starke Bedienung

Einen ordentlichen Sprung machen die Nothing Ear hinsichtlich der Ausstattung, die selbst mitunter doppelt so teure Earbuds in die Schranken weist. Sie funken im modernen Bluetooth 5.3-Standard und bieten dabei eine sehr gute Reichweite von rund 12 Metern zur Audioquelle, ohne dass es zu Aussetzern kommt.

Geboten werden zudem die hochauflösenden Audio-Codecs LDAC und LHDC 5.0, die natürlich ein entsprechend kompatibles Endgerät als Zuspieler benötigen, dann allerdings die Klangqualität merklich verbessern. Qualcomms aptX Codecs gibt es hingegen leider nicht.

Nothing Ear
Die silberne Fläche (oben) löst durch Zusammendrücken Befehle aus.

Dafür aber Multipoint, durch das sich die Ear mit zwei Audioquellen gleichzeitig koppeln lassen. Tadellos funktionieren zudem Trageerkennung und Mono-Modus. Wird einer der Earbuds herausgenommen, pausiert die Wiedergabe bis er wieder eingesetzt wird oder wir diese manuell fortsetzen. Alternativ geht es weiter, wenn beide herausgenommenen In-Ears wieder eingesetzt werden. Auch das Pairing geht dank Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair auf Android- und Windows-Geräten angenehm flott und komfortabel vonstatten.

Nothing Ear
Die Touchbedienung arbeitet sehr präzise.

Sehr angenehm und präzise empfinde ich zudem die Bedienung der Nothing Ear, die durch Zusammendrücken der dafür vorgesehenen Touch-Flächen an der Innenseite vonstattengeht. Die Bedienung ist klar strukturiert aufgebaut und lässt nichts vermissen. Innerhalb der Begleit-App kann zudem auch eine Lautstärkeregelung aktiviert werden.

Verbesserte Akkulaufzeit

  • rund 5 Stunden (ANC) / 10 Stunden (ohne ANC) Laufzeit
  • 40 Stunden Laufzeit mit Ladecase
  • Fast Charge; kabelloses Laden

Einer der größten Kritikpunkte an den Ear (2) war die etwas dürftige Akkulaufzeit, gerade in Verbindung mit der aktiven Geräuschunterdrückung. Hier legt Nothing spürbar nach, mit den Top-Modellen kann man hier aber noch immer nicht mithalten.

Maximal 5,2 Stunden sind mit aktivem ANC drin, ohne Geräuschunterdrückung verdoppelt sich die Laufzeit immerhin auf knapp 10 Stunden. In Kombination mit dem Ladecase kommen wir auf maximal rund 40 Stunden Laufzeit.

Alles gute Werte, mit denen man problemlos durch einen langen Tag kommt. Aber eben auch nichts weltbewegendes, wenn Konkurrenten wie die bereits angesprochenen Melomania M100 hier mit 10 beziehungsweise 16 Stunden mitunter doppelt so lange Durchhalten und auch die Sony WF-1000XM5 mit aktivem ANC ganze 8 Stunden Laufzeit bieten.

Immerhin gibt es eine praktische Schnellladefunktion im Case, bei der 10 Minuten für bis zu 10 Stunden Wiedergabe ohne ANC ausreichen. Geladen wird das Case dabei wahlweise via USB-C oder sogar kabellos im Qi-Standard.

Starke Verbesserungen bei Klang und ANC

  • ausgewogener, überzeugender Klang
  • detailreiche Mitten, starke und präzise Bässe

Den größten Sprung nach vorne machen die Nothing Ear allerdings beim Sound, denn der hat es wirklich in sich. Klar, die Ear (1) und Ear (2) klangen – gemessen am Preis –  schon recht gut, konnten aber nicht ganz weit vorne mitspielen.

Bei den neuen Ear reicht es zwar auch nicht für einen Platz ganz vorne, allerdings spielen die In-Ear-Kopfhörer in der Spitzengruppe mit. Besonders gut gefallen dabei die breit aufgestellten und enorm detailreichen Mitten, die ein angenehmes recht neutrales Klangbild zeichnen.

Im direkten Vergleich zu den Melomania M100 fehlt es gerade in den Höhen aber etwas an Klarheit und Luftigkeit, aber die sind eben auch das Flaggschiff, dass es aktuell klanglich zu schlagen gilt.

Nicht falsch verstehen: Die Nothing Ear klingen hervorragend und in meinen Augen auch besser als beispielsweise die AirPods Pro 2 oder Sennheiser Momentum True Wireless 3. Dabei kommen die Nothing Earbuds mit sämtlichen Genres hervorragend zurecht.

Im anspruchsvollen „Futura“ von Hannah Parrott beispielsweise zeichnen die Ear die im Hintergrund stehenden Streicher gekonnt ab und schaffen ein angenehm räumliches Klangbild. Auch die Basswiedergabe in Electro- oder Hip-Hop-Tracks wie „B.O.B.“ von Outkast gefällt mit einem angenehmen und gleichzeitig präzisen Druck ohne zu übersteuern – wer mag kann in der Begleit-App zudem eine fünf-stufige Bassverstärkung hinzufügen.

Auch Dolby Atmos Tracks wie „Running Out Of Time“ von Wyatt Flores punkten mit einer exzellenten Räumlichkeit in der sich alle Instrumente perfekt im Raum verorten lassen. Lediglich in den Höhen fehlt es den Ear etwas am letzten Quäntchen Finesse.

Doch das ist Kritik auf sehr hohem Niveau. Mir sind derzeit keine In-Ear im Preisbereich bis 150 Euro bekannt, die einen stimmigeren und detailreicheren Klang liefern.

Gutes ANC

  • gute aktive Geräuschunterdrückung
  • guter Transparenzmodus

Auch bei der aktiven Geräuschunterdrückung legen die Nothing Ear merklich zu und punkten bereits mit einer sehr guten passiven Dämpfung, die durch das Hinzuschalten von ANC merklich verbessert wird. Die aktive Geräuschunterdrückung kann in der App in drei verschiedenen Stufen (Niedrig, Mittel oder Hoch) eingestellt werden oder sich adaptiv an die Umgebungsgeräusche anpassen.

Besonders dumpfe Geräusche werden dabei merklich effektiver herausgefiltert als noch bei den Vorgängern. Doch auch mittlere Frequenzen verschwinden recht gut, gerade Stimmen kommen aber noch immer – wenn auch gedämpft – hindurch.

Nothing Ear

Die Top-Modelle von Sony oder Bose liefern aber nochmal eine merklich bessere Geräuschunterdrückung, doch auch hier können sich die Nothing Ear wirklich sehen (oder hören) lassen.

Gleiches gilt für den Transparenzmodus, der gerade erst durch ein Firmware-Update (auf Version 1.0.1.43) merklich verbessert wurde. Er bietet einen recht natürlichen Klang, der auch Unterhaltung mit eingesetzten In-Ears ermöglicht. Ein leichtes Hintergrundrauschen ist dabei aber wahrnehmbar, zudem gibt es keine Stimmverstärkung, wie es manch ein anderes Modell bietet und die ich persönlich sehr praktisch finde.

Auch die Mikrofonqualität kann sich wirklich hören lassen, doch auch hier spielt man nicht ganz vorne mit.

Mikrofon-Testaufnahme Nothing Ear:

Mikrofon-Testaufnahme Cambridge Audio Melomania M100:

Mikrofon-Testaufnahme Marshall Motif II ANC: 

Alles in allem zeigen sich die Nothing Ear im Vergleich zu den Vorgängern in fast allen Belangen mitunter deutlich verbessert. Bei der Mikrofonqualität dürfte jedoch die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen gerne etwas stärker eingreifen.

Nothing Ear
Die Ladecases der Marshall Motif II ANC (links), Nothing Ear (Mitte) und Melomania M100 (rechts) im Vergleich.

Nothing X-App: Die vielleicht beste Kopfhörer-Begleit-App überhaupt

  • enorm umfangreiche App
  • Equalizer sucht seinesgleichen

Ausschweifendes Lob verdient Nothing in meinen Augen für die Begleit-App Nothing X, die hinsichtlich des Funktionsumfangs sämtlichen Konkurrenten überlegen ist. Neben den obligatorischen Möglichkeiten wie einer Anzeige des Akkustands oder der Firmware-Aktualisierungen, sucht vor allem der Equalizer seinesgleichen.

Neben einem einfachen EQ mit vier Presets kannst du diesen auch anpassen und Bässe, Mitten oder Höhen getrennt voneinander regulieren. Im fortgeschrittenen Equalizer hingegen kannst du dann in 8 Bändern bis ins Detail gehen und dabei für jedes Band sowohl die Frequenz als auch den Q-Faktor einstellen. Der Q-Faktor bezeichnet die Beeinflussung der Bandbreite um die gewählte Frequenz herum und erlaubt so eine noch stärkere Individualisierung.

Außer gibt es, neben einem Pass-Test für die Eartips, auch einen Klangtest, mit dem die Akustik perfekt auf dein eigenes Hörvermögen abgestimmt wird. Doch nicht nur das: Auch eine Einstellung der Intensität für den personalisierten Ton in Prozent, sowie drei Stufen (Sanft, Empfohlen oder Kräftiger) sind möglich. Mehr Individualisierungsmöglichkeiten bietet kein anderer Hersteller. Ziemlich beeindruckend.

Nothing Ear Test: Fazit

Ich lege mich fest: Die Nothing Ear sind die In-Ear-Kopfhörer im Preisbereich bis 150 Euro, die es zu schlagen gilt. Kein Konkurrent bietet ein runderes Gesamtpaket aus überzeugendem Klang, modernen Features, herausragendem Tragekomfort und guter Akkulaufzeit.

Gerade im Sound- und ANC-Bereich sind die Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger deutlich zu hören, währen die Ear damit klanglich in der Spitzengruppe mitspielen, reicht es beim ANC noch nicht für die Top-5.

Das Ganze kombiniert man mit dem weitestgehend unveränderten, aber einzigartigen und schon jetzt ikonischen Design und einer gesteigerten Akkulaufzeit. Besonderes Lob verdient Nothing aber für die Begleit-App, die gerade im Hinblick auf die Individualisierung des Klangs ihresgleichen sucht.

Nothing Ear Test: Gold Award

Nothing Ear

Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis

92/100

Ein toller Klang, herausragender Tragekomfort, eine gute aktive Geräuschunterdrückung und deutlich verbesserte Akkulaufzeit machen die Nothing Ear zu den aktuell besten TWS-In-Ears im Preissegment bis 150 Euro.

Philipp Briel

Ich bin leidenschaftlicher Gamer seit meiner frühen Kindheit und habe neben dem PC nahezu jede Spielekonsole bereits besessen. Auch Technik begeistert mich, vor allem brenne ich für Peripherie, PCs, Notebooks und Gadgets.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"