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1&1 Drillisch möchte eigenes Mobilfunknetz mit Rakuten aufbauen

1&1 Drillisch möchte zukünftig auf die Unterstützung eines umstrittenen Partners setzen. So soll die Unterstützung durch Rakuten beim Aufbau eines unabhängigen Netzes sowie der Ausweitung des unternehmerischen Erfolgs helfen. Der japanische Konzern ist nicht ganz unbekannt und auch umstritten. Schließlich sorgte der Open-RAN-Ausbau für viel Furore. Dieser hat nämlich weit höhere Kosten verursacht als ursächlich veranschlagt wurde.

5G-Netz mit japanischer Unterstützung

Der neue Mobilfunkstandard 5G zwingt die Anbieter zu einem großen Umdenken. Da hier vieles neu ist, suchen sich die Unternehmen Hilfe von Branchen-Experten. So setzt 1&1 Drillisch nun auf die Unterstützung durch das in Japan gegründete Unternehmen Rakuten. Ziel der Zusammenarbeit sei laut Informationen des Handelsblatts eine umfassende Hilfe beim Planen des neuen Netzes. Welche Netzausrüster 1&1 Drillisch auswählen wird, ist bislang noch unbekannt. Doch auch diesbezüglich gab Handelsblatt Insider-Informationen preis. So soll es in den nächsten Wochen wohl eine entsprechende Bekanntmachung geben. Die Wahl von Rakuten ist durchaus ein verwunderlicher Schritt. Schließlich gibt es andere Experten aus Fernost, deren Unterstützung sicherlich nachvollziehbarer wäre. Beispielhaft seien vor allem die großen Smartphone-Hersteller Huawei, ZTE und Samsung zu nennen. Doch dies kommt nicht von ungefähr. 1&1 Drillisch möchte sich von diesen Big Playern im 5G-Netz unabhängig machen. So ließ der Vorstandsvorsitzende von United Internet, Ralph Dommermuth, bereits im Juni letzten Jahres verlautbaren, dass der Konzern „ein Open-RAN-5G-Netz errichten“ wolle.

Was ist Open-RAN-5G?

Die Wahl von Rakuten ist in Anbetracht der Pläne von United Internet nicht mehr allzu überraschend. Schließlich ist der japanische Konzern ein Paradebeispiel für Open-RAN-5G. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus einer Cloud, virtualisierten Netzwerkelementen, White-Box-Hardware, standardisierten Schnittstellen und Open-Source-Software. Dieses technische Arrangement soll 1&1 Drillisch ermöglichen, auf proprietäre Chips der Ausrüster nach Möglichkeit verzichten zu können.

Rakuten ist ein echter Tausendsassa dessen Vorbild ganz offensichtlich der US-amerikanische Konzern Amazon ist.

Rakuten selbst ist ein echter Pionier im Bereich des Open-RAN-5G. Allerdings musste der Konzern wirtschaftlich darunter leiden, eine Vorreiterposition einzunehmen. Schließlich gab es keine Fehler anderer Unternehmen, aus denen der japanische Konzern lernen konnte. Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass der ursprünglich für September 2019 angekündigte Mobilfunkdienst erst etwa ein halbes Jahr später an den Start ging. Grund war eine Verzögerung beim Bau der eigenen Basisstationen.

Open RAN bedeutet hohe Kosten

Sicherlich erkauft sich 1&1 Drillisch mit dem Weg in ein Open-RAN-Netzwerk ein stückweit Unabhängigkeit. Doch zu welchem Preis? Ein großer Nachteil von Open RAN sind die unglaublich hohen Kosten. Dies musste Rakuten Mobile am eigenen Leib erfahren. Dabei ging das Unternehmen zunächst einen eher vorsichtigen Schritt. Schließlich war das Open-RAN-5G zunächst in einigen ausgewählten japanischen Metropolen wie Tokio, Hokkaido, Osaka und Kanagawa verfügbar. Das ursprüngliche Ziel von Rakuten bestand darin, deutlich billiger ein 5G-Netz aufzubauen als es bei der großen Konkurrenz von statten ging. Ein Blick auf die Aktien des japanischen Konzerns macht deutlich, dass die gewünschten Ersparnisse leider nicht eingetreten sind.

Huawei gilt als eines der Zugpferde, wenn es um die Verbreitung des 5G-Netzes geht.

Stattdessen offenbarte sich das eigenständige Netz als echte Kostenfalle. So stiegen beim Aufbau des Open-RAN Stück für Stück die Kosten. Im Gegenzug musste Rakuten deutliche Verluste in Kauf nehmen. Im Zuge dessen war ein Verkauf von Konzern-Aktien im Wert von knapp 2,2 Milliarden US-Dollar unausweichlich. Anders konnten die Open-RAN-Kosten nicht mehr getragen werden. Man muss Rakuten aber zu Gute halten, dass es seine Aktionäre stets über die missliche Lage in Kenntnis gesetzt hat. So warnte der Konzern bereits wenige Wochen vor dem Aktien-Verkauf, dass der Netzausbau wohl knapp 2 Milliarden US-Dollar teurer sein werde als zuvor angenommen. Das 4G-Netz von Rakuten soll allein bis zum Februar Kosten von knapp 5,7 Milliarden verschlungen haben. Mittlerweile rechnen Experten mit einer gesamten Investition von bis zu 8 Milliarden US-Dollar. Hoffentlich hat United Internet inkl. 1&1 Drillisch diese Zusammenarbeit gut durchdacht.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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