Bluetooth-Kopfhörer, egal ob In-Ear-Modelle wie die Huawei FreeBuds Pro 2 (unser Test) oder Over-Ear-Kopfhörer wie der Bose QC 45 (unser Test) sind aus unserem Leben heutzutage nicht mehr wegzudenken. Durch den neuen Bluetooth LE Audio-Standard profitieren kabellose Audioprodukte in Zukunft von weitreichenden Verbesserungen.
Bluetooth LE Audio verabschiedet
Die Bluetooth Special Interest Group (SIG) hat den neuen Bluetooth LE Audio-Standard verabschiedet und nach langer Wartezeit endlich die vollständigen Spezifikationen veröffentlicht. Ursprünglich wurde Bluetooth LE Audio bereits im Rahmen der CES 2020 vorgestellt und sollte im Jahr 2021 auf den Markt kommen, doch daraus wurde nichts.
Noch im Laufe des Jahres 2022 sollen dann aber endlich erste Audioprodukte mit dem neuen Standard auf den Markt kommen. Diese profitieren von weitreichenden Verbesserungen, sowohl hinsichtlich der Klangqualität als auch bei der Energieeffizienz und durch ganz neue Funktionen.
So erwartet dich mit LC3 beispielsweise ein ganz neuer Audiocodec, der gegenüber dem in Classic Audio enthaltenen SBC-Codec eine deutlich höhere Klangqualität bei niedrigen Datenraten erlauben soll. Einen ersten Vergleich zwischen einem unkomprimierten Klang und den SBC- sowie LC3-Codecs kannst du dir direkt auf der Bluetooth-Website anhören.
Manfred Lutzky, Head of Audio for Communications am Fraunhofer IIS verrät: „Weitreichende Hörtests haben gezeigt, dass LC3 Verbesserungen der Audioqualität gegenüber dem SBC-Codec bietet und das sogar bei einer um 50 Prozent niedrigeren Bitrate.“
Steigerung der Akkulaufzeit
Dank Low Energy erfolgt die Übertragung aber auch deutlich stromsparender, was für kabellose Kopfhörer, Lautsprecher oder Headsets in einer spürbaren Verbesserung der Akkulaufzeit resultieren dürfte.
Dauerläufer wie die Creative Outlier Pro (unser Test) kommen schon heute auf bis zu 60 Stunden Akkulaufzeit. Künftig könnten dank Bluetooth LE Audio nochmals deutlich höhere Laufzeiten realisiert werden. Ob wir hier dann an der 100-Stunden-Marke kratzen, wird sich erst zeigen müssen.
Auf der anderen Seite geht Lutzky aber auch davon aus, dass Hersteller – wenn keine höhere Laufzeit benötigt wird – den Formfaktor von Bluetooth-Kopfhörern oder -Audiogeräten reduzieren könnten.
Broadcast Audio und Multi-Stream-Audio
Gleichzeitig bietet Bluetooth LE Audio aber noch viele weitere Vorteile. Darunter beispielsweise Auracast Broadcast Audio, womit Sender wie Smartphones oder Notebooks in der Lage sein sollen, einen oder gar mehrere Audio-Streams an unendlich viele Geräte in der Nähe zu übertragen.
Multi-Stream-Audio auf der anderen Seite bietet die Möglichkeit, beispielsweise auf einem Smartphone die Musikwiedergabe auf mehreren Bluetooth-Geräten gleichzeitig zu ermöglichen. Und das unabhängig von den Geräteherstellern, sowie mit einer besonders niedrigen Latenz.
Darüber hinaus eröffnet Bluetooth LE Audio die Produktgestaltung in ganz neuen Segmenten. Als Beispiel nennt man Bluetooth-Hörgeräte oder -Hörimplantate, die von dem niedrigen Energieverbrauch, der hohen Klangqualität und den Multi-Stream-Funktionen profitieren können. Dadurch sollen Nutzerinnen und Nutzer mit einer Hörschädigung bereits innerhalb weniger Jahre die meisten neuen Smartphones und Fernseher nutzen können.
Mit der Einführung von Bluetooth LE Audio können sich Hersteller nun an die Entwicklung neuer Audioprodukte machen, die den Standard nutzen. Diese sollen noch im weiteren Jahresverlauf 2022 auf den Markt kommen.
Technisch seien zudem Bluetooth LE-fähige Geräte dank Abwärtskompatibilität durch ein Firmware-Update in der Lage, den neuen Audio-Standard zu nutzen, heißt es im offiziellen FAQ. Ob diese letztlich auch angeboten wird, liegt im Ermessen der jeweiligen Hersteller.