Der Halbleitermangel ist allgegenwärtig und fördert derzeit beispielhaft die Schwachstellen der Globalisierung zutage. Um das Problem im Bereich der Chipwirtschaft in den Griff zu kriegen, setzen EU und USA mit Förderinitiativen auf eine zunehmende Produktion westlicher Unternehmen. So siedelt sich beispielsweise Intel mit einer großen Fabrik in Magdeburg an und kassiert dabei attraktive Subventionsgelder vom Bund und der EU. Auch das Traditionsunternehmen Bosch möchte sein lukratives Geschäft mit den Halbleitern weiter ausbauen. Und das auf dem gesamten Globus.
Entwicklungszentren in Dresden und Reutlingen
Der weltweite Mangel an wertvollen Halbleitern ruft auch Unternehmen auf den Plan, die man eigentlich nicht als Produzenten der wichtigen Chiptechnik kennt. Innerhalb der nächsten vier Jahre sollen dafür insgesamt drei Milliarden Euro an Investitionssumme fließen. Nach Aussagen von Stefan Hartung möchte man sich damit im Interesse der Kunden für die weiter wachsende Nachfrage nach Chips wappnen. „Für uns steckt in den kleinsten Bauteilen großes Geschäft“, sagt der Geschäftsführer von Bosch. Dabei möchte das Unternehmen zunächst einmal vor allem in die Entwicklung neuer Chiptechnik investieren. Über 170 Millionen Euro sollen dafür in Entwicklungszentren für Chips in Dresden und Reutlingen fließen. Das übrige Geld verteilt das weltweit tätige Unternehmen auf andere Standorte auf dem Globus.
Produktion in Deutschland wird angefeuert
Doch Bosch möchte hierzulande nicht nur über neue Techniken sinnieren. Außerdem steht natürlich auch die Herstellung der begehrten Halbleiter im Fokus. So sollen 250 Millionen Euro in die Vergrößerung des Reinraumes in Dresden fließen. Bosch plant eine Vergrößerung um 3000 m². Im dazugewonnenen Raum möchte man dann den Ausbau der Herstellung von 300-mm-Technik fortsetzen. Damit kommt das Unternehmen seinem Ziel immer näher, in Dresden 700 Mitarbeiter zu beschäftigen. Derzeit arbeiten dort 350 Chipexperten.
Noch mehr Geld für die Produktion soll nach Reutlingen fließen. Bis zum Jahr 2025 sollen knapp 400 Millionen Euro in die Erweiterung des Reinraumes um 3600 m² gesteckt werden. Und das ist erst der Anfang. Nach eigenen Aussagen plant Bosch, seine Fläche an Reinraum von gegenwärtig etwa 35.000 m² auf 44.000 m² zu erweitern. Dies soll innerhalb der nächsten drei Jahre passieren. Außerhalb Deutschlands dürfte vor allem die Investition in einen neuen Standort in Malaysia interessant sein. Dort möchte Bosch neue Chiptechnik testen.
Chiptechnik mit Fokus auf Elektroautos
Die Halbleitertechnik, die Bosch mit seinen erweiterten und teils neuen Werken auf den Weg bringen möchte, soll nicht in Smartphones oder Notebooks zum Einsatz kommen. Nach Unternehmensangaben soll es sich um SoCs handeln, die unter anderem der Umfelderfassung in modernen Fahrzeugen dienen soll. Diese ist essentiell für autonomes Fahren. Obendrein sollen Siliziumkarbid-Chips entstehen, die in Elektroautos werkeln. Letztere sollen nach Angaben von Bosch für eine höhere Reichweite von Elektroautos sorgen, was sie sehr begehrt macht. Außerdem möchte das Unternehmen bewährte Ladetechnik von Smartphones und Notebooks so perfektionieren, dass sie auch in Elektroautos zum Einsatz kommen kann. Insbesondere Chips bestehend aus Gallium-Nitrid sollen so verändert werden, dass sie auch hoher Stromspannung standhalten können.
Im Zeichen des EU Chips Act
Die Vergrößerung der Halbleiter- und Chipproduktion von Bosch steht ganz im Zeichen des EU Chips Act. Dieser soll Anreize für die Ansiedlung und den Ausbau der europaweiten Produktion wertvoller Halbleiter schaffen. Auch Bosch ist sich darüber im Klaren und erhofft sich womöglich attraktive Subventionen. Zumindest ist die Investitionssumme im Jahr 2022 um 900 Millionen Euro auf insgesamt knapp 7 Milliarden Euro angewachsen – Tendenz steigend.