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Deutschland: 300 Millionen Euro staatliche Unterstützung für Open RAN

Deutschland möchte ein wenig mehr in die Zukunft investieren. Dies wird u.a. bei der jüngst bekanntgegeben finanziellen Unterstützung von Open RAN deutlich. Mit insgesamt 300 Millionen Euro sollen allen voran Unternehmen für die Zukunft gewappnet werden.

Investition in unterschiedliche Projekte

Doch was ist Open RAN überhaupt? Hierbei handelt es sich um einen besonderen Mobilfunkstandard, der noch nicht wirklich massentauglich ist. Um selbigen weiterzuentwickeln und im Rahmen von Testläufen zu erproben, hat der Bund nun 31 Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt. Es handelt es sich dabei um die Finanzierung von zwei Pilotprojekten sowie eines Forschungsprojektes. In den kommenden Jahren möchte die Politik dann insgesamt 300 Millionen Euro bereitgestellt haben. Dies hat das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur in einer öffentlichen Bekanntmachung mitgeteilt. Dabei soll durch Open RAN nicht nur ein möglichst stabiler und schneller Standard für die Industrie geschaffen werden. Obendrein denkt die Politik an die Zukunft. Über kurz oder lang muss man Möglichkeiten finden, um sich von den namhaften Technikunternehmen Chinas unabhängig zu machen. Derzeit verlässt man sich noch zu sehr auf Konzerne wie Huawei. So sagte das BMVI, dass man darauf abziele:

„den Aufbau einer eigenen, unabhängigen Herstellerindustrie zu unterstützen“

Technik steckt noch in den Kinderschuhen

Du musst dich nicht wundern, wenn du noch nie etwas von Open RAN gehört hast. Vielmehr werden dir Begriffe wie 4G und 5G geläufig sein. Ziel von Open RAN ist es in aller erster Linie, Hardware einzusparen. Statt Chips von Huawei & Co. nutzen zu müssen, soll eine Software in Kombination zu Standardservern Funktionen eines Funknetzes übernehmen. Sollte das gelingen, wären die Vorteile gigantisch. So spart man nicht nur jede Menge Kosten. Obendrein macht man sich unabhängig von Hardwarelieferanten aus dem Ausland. Da man Open RAN aber nicht ohne weiteres in bestehende Netze integrieren kann, ist der Vorteil für große traditionelle Anbieter wie die Telekom und deren „Netznutzer“ noch nicht attraktiv.

Anders sieht es bei Unternehmen aus, die sich gerade ihr eigenes Netz aufbauen. Ein namhaftes Beispiel ist 1&1. Open RAN in Bestandsnetzen einzuführen, ist mit einem immensen technischen Aufwand verbunden. Derzeit wäre es ohnehin noch viel zu früh für eine flächendeckende Umstellung auf einen neuen Mobilfunkstandard. Zu viele Nutzer verwenden nach wie vor 2G oder 3G bzw. 4G oder 5G. Erst, wenn man die ältere Technik in Form von 2G und 3G ad acta gelegt hat, kann man über eine flächendeckende Einführung von Open RAN sprechen. Schließlich werden erst dann wieder benötigte Ressourcen frei.

Der Standard von Morgen?

Doch natürlich denken auch Mobilfunkanbieter an Morgen. Dementsprechend wird Open RAN bereits jetzt als potentieller Standard der Zukunft angesehen. Allerdings verschwenden die Unternehmen gegenwärtig noch nicht viele Gedanken an die neue Technik. Schließlich wird es noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis Open RAN auch wirklich aus seinen Kinderschuhen herauswachsen wird. Doch Tests finden bereits jetzt statt. So wird der mögliche Mobilfunkstandard von Morgen bereits jetzt in ausgewählten Regionen getestet. Und hier setzt die erweiterte Förderung des Bundes an.

Zukünftig sollen derartige Modellregionen nämlich ausgeweitet werden. So testet die Telekom Open RAN derzeit bspw. in Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, aus. Die Förderung dieses Tests umfasst 10,5 Millionen Euro. Vodafone ist auch mit von der Partie. In Plauen, Sachsen, möchte der Telekom-Konkurrent einen mit 1,5 Millionen Euro geförderten Test durchführen. Zu den Modelltests äußerte sich selbstverständlich auch der Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur Andreas Scheuer (CSU). Er erklärte sie wie folgt:

„Unter Realbedingungen wird getestet, was es braucht, um Open RAN-Mobilfunknetze zu planen, umzusetzen, zu betreiben und in die bestehende Infrastruktur zu integrieren“

Das meiste Geld für Telekom

Selbstverständlich gibt es für das Traditionsunternehmen Telekom den Großteil der Fördermittel. Bezogen wird das Geld von einem speziellen Forschungskonsortium, das sich gezielt mit dem Ausbau von Open RAN beschäftigen soll. Eigens dafür soll in der Bundeshauptstadt ein echtes Labor eingerichtet werden. Das auf den Namen „i14y-Lab“ hörende Open-RAN-Labor hat ein Ziel vor Augen: Die Technik von Morgen so schnell wie möglich massentauglich zu machen. Um dies zu erreichen, müsse man zunächst einmal die Entwicklung von Open RAN finalisieren. Dass vielen deutschen Anbietern an dieser Forschung gelegen ist, macht die Liste namhafter Unterstützer des i14y-Lab deutlich. So wird die Entwicklung des neuen Standards auch vom weltweit bekannten Fraunhofer HHI, der TU Berlin und Telefonica Deutschland unterstützt. Insgesamt soll das Labor eine Förderung von stolzen 34 Millionen Euro erhalten.

„Das von uns geförderte Open RAN Lab ist eine offene Plattform, die Vernetzung von Marktakteuren ermöglicht und technische Entwicklung beschleunigt“

äußert sich Bundesminister Scheuer über das in Berlin ansässige Open-RAN-Lab. Weiterhin sagte er zu dem modernen Konsortium:

„Alle interessierten Marktteilnehmer haben Zugang und können dort übergreifend zusammenarbeiten und voneinander lernen – egal ob Netzbetreiber, Netzwerklieferanten oder neue Akteure wie Startups oder KMUs.“

Kennst du noch Nokia?

Doch die Unterstützung des Bundes fließt nicht nur in hiesige Mobilfunkanbieter. Auch ein alter bekannter aus der Handybranche hat Fördermittel einheimsen können – Nokia. Das finnische Unternehmen ist ein eifriger Verfechter der neuen Open-RAN-Technologie und arbeitet auf Hochtouren daran, diese auszuweiten. Eigens dafür hat sich der einstige „Handy-Gott“ die Stadt Ulm ausgesucht, an der sich auch ein Firmenstandort der Finnen befindet. Vor Ort möchte man Open RAN wie auch die Telekom und Vodafone testen. Mit knapp 2,5 Millionen Euro Unterstützung möchte der Bund auch dabei tatkräftig werden.

Unabhängigkeit von China und USA?

Es scheint fast so als hätte die mittlerweile viele Monate andauernde Chip-Krise deutlich gemacht, wie abhängig wir von anderen Märkten sind. Da insbesondere bei der Herstellung von 5G-Chips wertvolle Halbleiter benötigt werden, mussten nicht nur Smartphone-Hersteller, sondern auch wir als Endverbraucher unter verspäteten Releases und langen Wartezeiten leiden. Wann sich dieses Problem ändern wird, ist noch ungewiss. Feststeht nur, dass nach der Krise vor der Krise ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir uns bereits jetzt Gedanken darum machen, wie wir uns unabhängiger von großen Techniknationen wie China, aber auch den USA machen können. Scheuer sieht darin nicht nur einen Mehrwert für Deutschland, sondern auch für ganz Europa:

„Die gesammelten Erkenntnisse können auch europaweit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung von Open RAN leisten“

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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