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Elektromobilität: E-Bus in Baden-Württemberg lädt kabellos

Die nahe Stuttgart gelegene Kleinstadt Balingen soll nächstes Jahr Austragungsort der Landesgartenschau Baden-Württemberg werden. Dabei werden aber wohl nicht nur Freunde von Flora und Fauna auf ihre Kosten kommen. Auch Fans der Elektromobilität dürfen womöglich staunen. Schließlich möchte man die Gartenschau als Anlass dafür nehmen, um ein spannendes Pilotprojekt auf die Beine zu stellen, bei dem Elektrobusse während der Fahrt induktiv geladen werden sollen.

Baden-Württemberg erprobt den ÖPNV der Zukunft?

Neu ist die Idee des induktiven Ladens nicht. So erprobte beispielsweise der schwedische Automobilhersteller Volvo im Frühjahr 2022 induktives Laden bei Taxis. Hierbei kamen spezielle Parkplätze zum Einsatz, die mit Magnetspulen versehen wurden und damit eine Ladeleistung von bis zu 40 kW ermöglichen sollten. Allerdings machte das Pilotprojekt in Schweden „nur“ das kabellose Laden im Stand möglich. Die Kleinstadt Balingen möchte einen Schritt weiter gehen und dafür sorgen, dass die Elektrobusse während der Fahrt geladen werden.

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Hierfür werden in den Straßen, welche von den Bussen befahren werden, Magnetspulen eingelassen. Die Strecke soll von der örtlichen Stadthalle bis zum Messegelände der Gartenschau selbst verlaufen. Mithilfe des Magnetfeldes, das sich zwischen Bus und Fahrbahn aufbaut soll das Fahrzeug dann über eine 400 Meter lange Strecke mit Energie versorgt werden können. Das scheint erst der Anfang. So möchte man im Endeffekt insgesamt einen Kilometer Fahrbahn mit den Magnetspulen ausstatten. Herauskommen soll schlussendlich ein  Electric Road System (ERS).

Elektromobilität künftig ohne Ladestress?

Sollte sich das Pilotprojekt als Erfolg herausstellen, könnte man einen weiteren Durchbruch im Bereich der E-Fahrzeuge verzeichnen. Schließlich klingt das Prinzip einfach wie genial und könnte den jetzigen Ladestress, den Besitzer eines Elektroautos mitunter verspüren, ad acta legen. Bei den Elektrobussen in Balingen soll es in der Praxis wie folgt ablaufen. Sobald sich der Bus dem Electric Road System nähert, registrieren dies auch die Magnetspulen. Ähnlich wie wenn man die Kochfelder eines Induktionskochfeldes aufdreht, aktivieren sich infolgedessen die Magnetspulen.

baden-Württemberg
Projekt von Electreon in Karlsruhe (Bild: Electreon)

Dafür ist ein System namens Dynamic Wireless Power Transfer verantwortlich. Als Gegenstück zu den entstehenden Magnetfeldern agieren die Empfängerspulen im Bus selbst. Im Akku wird der entstandene Strom dann gespeichert. Nach dem selben Prinzip soll sich der Bus dann auch an den beiden Endhaltestellen aufladen können. In einem nächsten Schritt möchte man offenbar auch im Busdepot Umbauten durchführen. Schlussendlich könnte dann der gesamte Busverkehr in Balingen auf induktiver Ladetechnik basieren. Ein echter Durchbruch!

Namhafte Unterstützer des Projekts

Die Menpower für das wegweisende Projekt hat natürlich nicht die Kleinstadt Balingen allein aufbringen können. Stattdessen stecken namhafte Unternehmen und Versorger hinter dem Projekt. Fehlen darf dabei natürlich nicht EnBW. Der Energieversorger aus Baden-Württemberg versorgt nämlich nicht nur die Region mit Strom, sondern ist gleichsam auch der größte Betreiber für Ladesäulen in ganz Deutschland. Mit von der Partie ist weiterhin das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie das Karlsruher Institut für Technologie. Die induktive Ladetechnik selbst stammt hingegen nicht aus Deutschland, sondern Israel. Dahinter steckt das Unternehmen Electreon, das in der Vergangenheit bereits unter Beweis stellen konnte, dass ihr Electric Road System funktioniert.

So erprobte es ihr induktives Laden bereits im Jahr 2019 in Israel selbst. Dort baute man ein 20 Meter langes ERS, auf dem ein Renault Zoe entlangfuhr. Sollte Electreon auch mit seinem Pilotprojekt in Balingen wieder erfolgreich sein, spricht nichts gegen einen weiteren deutschlandweiten Ausbau. Im Gespräch sind beispielsweise Streckenabschnitte im ebenfalls in Baden-Württemberg befindlichen Karlsruhe sowie auf Autobahnen. Da bei hohen Geschwindigkeiten besonders viel Akkuleistung verbraucht wird, könnte die Technik wohl an wenigen Stellen besser aufgehoben sein. Wie Electreon im November 2022 mitteilte, plane man bereits jetzt einen ein Kilometer langen Autobahnabschnitt, mit Magnetspulen auszustatten.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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