Die jüngsten Sabotageangriffe auf die Ostsee-Pipeline Nord-Stream 1 und das norddeutsche Zugnetz haben gezeigt, wie angreifbar kritische Infrastruktur in unseren Gefilden ist. Ein neues Projekt der EU macht nun deutlich, dass man diesbezüglich wohl keine Risiken mehr eingehen möchte. So plant die Europäische Union, ein Seekabel nach Asien in Eigenregie verlegen zu lassen. Das dürfte zwar teuer werden, aber auch für mehr Sicherheit sorgen.
EU möchte neue Route über die Arktis
Eine große Besonderheit des neuen Seekabels, welches die EU als Verbindung nach Asien verlegen möchte, ist die Route. So setzt man offenbar nicht auf die gängige Verlegung über den Suez-Kanal. Stattdessen soll das Kabel die Arktis passieren. Dass die Europäische Kommission derzeit die Finanzierung eines solchen Projekts prüft, geht aus einem Bericht von Euractiv hervor. Was hinter den eher untypischen Plänen steckt, ist schnell nachvollziehbar. So zeigten Ereignisse wie Explosionen an der Pipeline Nord-Stream-1, dass die EU künftig wohl lieber selbstständig bei der Verlegung solcher Großprojekte tätig werden sollte. Das Projekt, welches die EU finanzieren möchte, soll aber auch ganz andere Vorteile mit sich bringen.
So ist die Kabellänge, welche bei einer Verlegung über die Arktis vonnöten ist, viel kürzer als wenn man den klassischen Weg über den Suez-Kanal wählen würde. Das soll nicht nur die Gesamtkosten senken. Ein kürzeres Kabel bedeutet immer auch eine geringere Latenz. Weiterhin könnte die EU auch hier wieder für mehr Unabhängigkeit sorgen. Das entspricht dem Streben nach mehr Autarkie, wie es auch durch Projekte wie dem EU-Chips-Act hervorgeht. Entsprechende Pläne, die für eine unabhängige Halbleiterfertigung in der EU sorgen sollen, enthüllte die EU im Februar diesen Jahres.
Der Klimawandel macht es möglich
Insgesamt soll das Kabel 14.000 km lang sein. Die Route über die Arktis soll in Skandinavien starten und Regionen wie Irland, Grönland, Kanada und Alaska passieren, um schlussendlich in Japan anzukommen. Neu ist das Projekt nicht. So besteht die Idee zum Projekt namens North Fiber bereits seit einiger Zeit. Allerdings fanden sich bislang keine passenden Investoren, welche die Projektkosten von insgesamt 1,25 Milliarden US-Dollar aufbringen wollten. Bis jetzt. Nun scheint sich nämlich die EU um die Finanzierung des Projekts kümmern zu wollen, das 2025 fertiggestellt sein soll.
Bis vor ein paar Jahren wäre die Route für die Verlegung des Seekabels übrigens undenkbar gewesen. Schließlich waren die geologischen Begebenheiten schlicht nicht dafür geeignet. Im Zuge des Klimawandels kam es jedoch zum Schmelzen großer Eismassen in der Arktis. Infolgedessen kann zum Verlegen des Seekabels nun die sogenannte Nordwestpassage genutzt werden. Ein paar Fragen rund um die Finanzierung des Milliardenprojekts gibt es dann aber doch noch. Schließlich erhofft sich die EU Unterstützung von den USA. Allerdings ist es bislang noch nicht sicher, ob die Vereinigten Staaten die Verlegung mitfinanzieren werden.