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Euro NCAP Crashtest: Touch-Bedienung als Sicherheitsrisiko?

Immer mehr Autohersteller verabschieden sich von physischen Knöpfen im Fahrzeug. Stattdessen kommen zunehmend Touch-Flächen zum Einsatz. Aus Sicht der Verantwortlichen beim namhaften Euro NCAP Crashtest ist das keine gute Entwicklung. Nun warnt die Organisation für Fahrzeugbewertung die Hersteller vor einer Abwertung.

Euro NCAP wünscht Rückkehr zu physischen Knöpfen

Wer sein Auto mit einem Baujahr in den 1990er Jahren derzeit durch ein modernes Modell ersetzt, dürfte erstaunt sein. So hat sich vor allem im Innenraum so einiges getan. Klobige Autoradios mit Kassettendeck sind beispielsweise schnittigen Multimedia-Displays gewichen, die in ansehnlicher Farbpracht erstrahlen. Doch der Wechsel ist auch mit einer großen Umgewöhnung bei der Bedienung verbunden. So setzen immer mehr Hersteller auf eine nahezu reine Touch-Bedienung. Und das nicht nur beim Multimedia-Display. Selbst Lenkräder erhalten zunehmend Buttons, die nicht physisch betätigt werden, sondern auf Touch-Eingaben reagieren.

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Cockpits älterer Fahrzeuge haben mit den heutigen Multimediadisplays nicht mehr viel gemein.

Jüngstes Beispiel ist das Facelift des Hyundai Ioniq 5, welches der Automobilkonzern auf der koreanischen Webseite einsehbar machte. In der neuesten Version verabschiedet sich der Hersteller von physischen Knöpfen am Lenkrad und ersetzt diese durch reine Touch-Buttons. Bald könnten die Marken aber wieder zurückrudern. Grund hierfür ist eine regelrechte Drohung der Bewertungsorganisation Euro NCAP. Diese sieht in der reinen Touch-Steuerung nämlich ein echtes Unfallrisiko und droht mit einer Abwertung, wenn nicht wieder zurückgerudert wird. Das geht aus einem Beitrag von Matthew Avery, Director of Strategic Development bei Euro NCAP, auf Linkedin hervor.

Avery hat dabei aber offenbar nicht die Touch-Buttons auf Lenkrädern im Hinterkopf, die man gerne mal aus Versehen betätigt. Stattdessen bezieht er sich auf Hersteller, die Kernfunktionen nur über das Hauptdisplay zugänglich machen. Das ist ganz klar ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Tesla. Mittlerweile hat der US-Hersteller selbst die Schaltung im Display verbaut. Aber auch andere Hersteller folgen diesem Trend. Das Risiko schlummert darin, dass der Fahrer den Blick von der Straße auf das Display verlagern muss und damit die Aufmerksamkeit für das Wesentliche verliert. Auffahrunfälle können die Folge sein.

Zuviel Technik ist auch nicht gut

Von einer wirklichen Drohung zu sprechen, wäre indes ein wenig übertrieben. Vielmehr möchte Euro NCAP den Herstellern offenbar Zeit geben, um sich auf die neuen Maßgaben vorzubereiten, die ab 2026 gelten sollen. Im Rahmen der Tests wird dann beispielsweise vorausgesetzt, dass die wichtigsten Funktionen über einen physischen Knopf aktiviert werden können. Dabei nennt die Organisation auch gleich Beispiele für Funktionen, die eine eigene Taste benötigen. Neben Warnblinker, Scheibenwischer und Hupe nennt man auch auch den Blinker. Auch hier werden viele wieder an Tesla denken müssen.

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Physische Tasten sucht man in einem Tesla fast schon vergebens. (Bild: Tesla)

Zwar mag der Hersteller nun sein umstrittenes Lenkrad „Yoke“ mit einem neuen, großflächigen Hupen-Knopf überarbeitet haben, einen Hebel für das Aktivieren des Blinkers gibt es aber leider nicht mehr. Wir sind gespannt, welche Auswirkungen die „Drohung“ der Bewertungsorganisation auf die Hersteller haben wird. Fest steht, dass sie Recht damit hat, dass in der übermäßigen Nutzung der Multimedia-Displays ein Risiko schlummert. Mitunter bekommt man das Gefühl, dass diese Art der Bedienung der gegenwärtigen Zeit schon einen Schritt voraus ist. Stattdessen würde sie sich in einer Welt des vollautonomischen Fahrens natürlicher anfühlen.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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