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Faraday Future verschiebt Produktionsbeginn vom FF91 erneut

Der Markt der Elektroautos ist mittlerweile breit gefächert. Von günstig bis teuer ist hier wirklich alles vertreten. Faraday Future Intelligent Electric (FF) wollte zumindest in Sachen Leistung, Ausstattung und Preis noch eine Schippe drauflegen und mit dem FF91 das ultimative Luxusauto an den Start bringen. Der langersehnte Start des 2,4 Milliarden US-Dollar schweren Projekts scheint nun aber erneut nach hinten verschoben zu werden. Nach Unternehmensangaben hapert es am Geld.

Produktionsbeginn bei Faraday Future verschoben

So hat sich das FF ganz sicher nicht vorgestellt als man 2017 auf der CES in Las Vegas den ersten Prototypen des Faraday Future FF91 vorstellte. Seitdem musste das Unternehmen nämlich einige Tiefschläge erleiden. Aus Mangel an dem nötigen Kapital muss man nun die Reißleine ziehen und den Beginn der Serienproduktion des lang erwarteten Elektroautos erneut verschieben. Nach Unternehmensangaben sind es keine Peanuts, die fehlen. Über 200 Millionen US-Dollar benötigt FF nach Aussagen des Managements. Damit man das E-Auto der Luxusklasse doch noch 2022 an den Start bringen kann, versucht die Chefetage derzeit wohl krampfhaft, nach gewillten Geldgebern zu suchen.

Faraday Future FF91
FF91 (Bild: Faraday Future Intelligent Electric)

Den gegenwärtigen Zustand des Unternehmens kann man auch sehr gut am Verlauf des Aktienkurses ablesen. So gleicht dieser eher einer Achterbahnfahrt, denn eines durchweg erfolgreichen Börsenverhaltens. Dabei klingt das Faraday Future FF91, welches im Fokus steht, überaus beeindruckend. Das 2,9 Tonnen schwere Gefährt soll nicht nur über 1.000 PS an Leistung mitbringen. Auch die Entertainment-Ausstattung, zu der unter anderem elf Bildschirme gehören, macht deutlich, dass wir uns um Luxus-Segment bewegen. Da verwundert auch der geplante Verkaufspreis von 180.000 Euro (zzgl. Steuern) nicht.

Schwarzes Schaf in den eigenen Reihen

Überzeugt vom eigenen Produkt startete FF im letzten Jahr durch und feierte sein Debüt an der Börse. Möglich wurde der Börsengang durch Gelder, die Faraday Future bei seinen Investoren sammeln konnte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. So erfreute sich das 2014 gegründete Unternehmen an einem Plus von 1 Milliarde US-Dollar allein an Investorengeld. Was am Anfang nach einem Traum für jeden Unternehmer klang, entpuppte sich allerdings als echtes Problem für Faraday Future. Schließlich nahm mit Brian Krolicki eine zwielichtige Gestalt Platz am Tisch der Chefetage. Er war es auch, der dem Unternehmen Negativschlagzeilen einbrachte.

Faraday Future FF91
FF91 (Bild: Faraday Future Intelligent Electric)

So widmete er kurzerhand unverbindliche Vorbestellungen in verbindliche um, was die Anleger natürlich gar nicht erfreute. Hierbei handelte es sich um nicht weniger als einen waschechten Betrug, was den Ex-Gouverneur von Nevada dann auch den Vorsitz im Verwaltungsrat kostete. Doch die Auswirkungen betrafen nicht nur Krolicki. Mit der Täuschung wurden auch Börsenaufsicht und sogar die Bundesstaatsanwaltschaft auf Faraday Future aufmerksam. Bis heute laufen umfangreiche Untersuchungen der Tätigkeiten des Unternehmens in den vergangenen Jahren.

Geld bei Faraday Future reicht nicht für Fabrikbau

Abseits der internen Querelen, die das betrügerische Verhalten von Prolicki zur Folge hatte, hat Faraday Future aber noch ganz andere Probleme. So hat das Unternehmen ein krasses Missverhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben. Die hohen Verluste lassen sich an den Quartalszahlen ablesen, die der Elektroautohersteller in diesem Jahr veröffentlichte. So umfasste der Nettoverlust im Q1 2022 die stolze Summe von 153 Millionen US-Dollar. Noch demoralisierender wird der Fakt gewesen sein, dass das Unternehmen gar keine Einnahmen verzeichnen konnte. Auch die Reserven, die vom einstigen Investorengeld übrig waren, waren erschreckend gering. So schrumpfte die 1 Milliarde US-Dollar aus dem letzten Jahr auf 277 Millionen US-Dollar.

Faraday Future FF91
FF91 (Bild: Faraday Future Intelligent Electric)

Da Inflation, Lieferkettenprobleme und steigende Baustoffpreise auch vor den USA nicht halt machen, kann Faraday Future seine Autofabrik in Kalifornien allein mit dem noch vorhandenen Geld nicht fertigstellen. Demzufolge können auch vorerst keine Faraday Future FF91 vom Band rollen. Aufgabe Nummer Eins für das Unternehmen ist es nun, Geld zu akquirieren. Angesichts der Tatsache, dass dies nicht durch Produktverkauf geschehen kann, ist man abermals auf Investoren angewiesen. Fraglich ist aber, ob sich angesichts der turbulenten Firmengeschichte gewillte Anleger finden lassen.

Achterbahnfahrt des Aktienkurses

Mutige Anleger wagten sogar den Aktienkauf von FFs Papieren. Allerdings handelte es sich hierbei offenbar um strategische Käufe. Anders kann man sich den rasanten Kursanstieg nicht erklären. Schließlich gab es viele Monate keine positiven Nachrichten für potentielle Anleger, die zur Investition bewegt hätten. Zwischen Ende Juni und Mitte Juli verzeichnete der Kurs einen Anstieg auf mehr als das Dreifache. Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass viele Anleger auf das sogenannte short squeeze setzten. Hier kauft man leerverkaufte Aktien, um die gegenwärtigen Aktieninhaber zu einer Meinungsänderung und damit einem Rückkauf zu bewegen – das steigert in der Regel den Wert der Aktie wieder.

Wir sind gespannt, ob der Plan von Faraday Future aufgeht und tatsächlich noch in diesem Jahr der FF91 vom Band rollt. Von den Endkunden wird es angesichts des hohen Preises womöglich nur die wenigsten stören, sollte dies nicht geschehen. Da dürften Konkurrenten wie der Nio ET7, der mit Wechselakku kommt, für viele wohl interessanter sein. Wichtig ist, dass Faraday Future schlussendlich kein unfertiges Projekt in den Handel bringt. Lucid Motors macht derzeit deutlich wie nervig regelmäßige Rückrufe sein können.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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