Im Norden der kanadischen Provinz British Columbia kam es vor einer knappen Woche zum Festnetz-, Mobilfunknetz- und Internetausfall. In Zeiten von immer häufiger werdenden Cyberattacken vermutet man in solchen Fällen heutzutage immer erst einmal eine Hackergruppe. Diesmal scheint die Ursache jedoch erstaunlich putzig zu sein. So soll ein einzelner Biber für den Stromausfall vom 7. Juni verantwortlich gewesen sein.
Achtstündiger Internetausfall
In unserem digitalen Zeitalter hat ein Ausfall des Internets weitreichende Auswirkungen. Schließlich nutzen wir das World Wide Web in Zeiten von Smart Home und der Internetanbindung fast jeden technischen Geräts rund um die Uhr. Kommt dann auch noch der Ausfall von Fest- und Mobilfunknetz hinzu, ist der Ärger natürlich besonders groß. Entsprechendes mussten nun viele Einwohner im Nordwesten von British Columbia durchmachen. Ganze acht Stunden harrten sie aus, bis die Technik wieder funktionierte. Nun haben die zuständigen Beamten verlauten lassen, dass ein Biber den Stromausfall beim Durchnagen eines Baumes verursacht haben soll. Nachdem der Nager eine Espe zum Fall brachte, krachte dieser den Behörden zufolge auf zwei BC Hydro-Leistungen sowie eine Telus-Glasfaserkabelleitung.
Während der daraus resultierende Stromausfall lediglich 21 Kunden betraf, hatte der Schaden am Glasfaserkabel mehr Auswirkungen. Kunden des kanadischen Telekommunikationsunternehmens Telus, die in den Orten Burns Lake, Granisle, Haida Gwaii, the Hazeltons, Kitimat, Prince George, Prince Rupert, Smithers, Terrace, Thornhill, Houston, Topley, Telkwa, Fraser Lake und Vanderhoof leben, mussten den Internetausfall hinnehmen. Auch Kunden von CityWest litten kurzzeitig unter dem Ausfall. Schließlich betraf der Kabelschaden auch das Internet des in der Stadt Prince Rupert tätigen Energieversorgers. Auch hier wird wieder deutlich, welche weitreichenden Auswirkungen ein Internemausfall heutzutage hat.
Internetausfall mit komplizierter Ursachenforschung
Die Ursachenforschung der örtlichen Beamten ist spannend und witzig zugleich. So konnten sie natürlich schnell feststellen, dass es ein Schaden an den Kabeln war, der für den Ausfall sorgte. In Zeiten sich häufender Cyberattacken werden sich Telekommunikationsunternehmen wohl über derart klassische Schäden freuen – traurig, aber wahr. Den Biber konnte man dann anhand der gefundenen Kauspuren schnell als Schuldigen identifizieren. Dabei hätte die Ursachenforschung in anderen Regionen sicherlich weniger lang gedauert. Schließlich fühlt sich der schuldige Biber nicht ohne Grund in dem Bereich der betroffenen Strom- und Glasfaserleitung wohl. So ist das Gebiet, in dem die Leitungen verlaufen, geprägt von sumpfigem Boden und hohen Wasserständen.
Hier mag sich ein Biber sehr wohl fühlen, Menschen hingegen kommen hier selbst mit modernem Gerät nur schwer heran. Entsprechend schwer sei es auch gewesen, den Ort des Geschehens überhaupt erst zu erreichen. Der Chef von BC Hydro, Bob Gammer, selbst zeigt sich über den Vorfall nicht allzu überrascht. Schließlich sagt er, dass das immer mal wieder vorkommen würde. In seinen Auswirkungen dürfte der jetzige „Bibervorfall“ aber wohl vorerst einzigartig bleiben. Intern scheint man für durch Biber verursachte Ausfälle mit „Biberausfall“ sogar einen eigenen Begriff ins Leben gerufen zu haben. Wenn man den Worten des Offiziellen von BC Hydro genau lauscht, dürfte dies auch nicht der letzte gewesen sein.
Keine Kartenzahlung mehr möglich
Erst vor ein paar Wochen war es für einige Zeit in Deutschland vielerorts unmöglich, mit EC- oder Kreditkarte zu zahlen (wir berichteten). Aufgrund eines Systemausfalls war nur noch die klassische Barzahlung möglich. Der Ausfall in British Columbia hatte ganz ähnliche Folgen. So konnten viele Unternehmen nur noch Barzahlung akzeptieren, da der Internetausfall auch ihr System für Kartenzahlung in die Knie zwang. Das Nachrichtenportal CTVNews berichtet beispielsweise über einen Tankstellenbetreiber am Highway 37, der im Umkreis von zwei Autostunden die einzige Möglichkeit zum Tanken bietet. Er sprach davon, dass viele bei ihm nicht mehr tanken konnten, da sie kein Bargeld dabei hatten. Sie mussten kurzerhand das Risiko eingehen und versuchen, die nächste Tankstelle zu erreichen.
Mobilfunk von Glasfasertechnik abhängig
Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, warum überhaupt der Mobilfunk eingeschränkt gewesen ist, obwohl es „nur“ einen Internetausfall gab. Schließlich hat dieser normalerweise mit den betroffenen Kabeln nichts zu tun. Hierzu hat der Bürgermeister von Prince Rupert, Lee Brain ein umfassendes Statement abgegeben. So sprach er davon, dass viele Mobilfunkanbieter auf Glasfasertechnik setzen würden, um höhere Bandbreiten zu ermöglichen. Dementsprechend waren auch sie von dem Vorfall betroffen. Auch wird man sich in der Region des nordwestlichen British Columbia wohl vielleicht Gedanken über ein weiteres Glasfaserkabel machen müssen.
So hat der Bürgermeister nämlich weiter angegeben, dass es lediglich ein Kabel gebe, welches Prince George und Prince Rupert miteinander verbindet. Da es bislang noch keinen Plan B für Ausfälle gibt, müsse man Vorfälle wie diesen nun hinnehmen. Aber das soll sich schon bald ändern. So möchte man eine weitere Glasfaserleitung legen, die nicht durch das bei Bibern beliebte Sumpfgebiet verlaufen soll. Stattdessen möchte man entlang der Küste die Metropole Vancouver mit der nördlichen Region verbinden. Das dürfte wohl der Rettungsanker sein, wenn sich mal wieder ein Biber dazu entschließt, einen Baum auf die Kabel fallen zu lassen.