Canyon Smartwatch Badian SW-68 Test: Etwas Watch, wenig smart

Muss eine gute Smartwatch zwangsläufig 100 Euro oder mehr kosten? Oder gibt es auch für rund 70 Euro ein überzeugendes Wearable? Die Badian SW-68 von Canyon kombiniert smarte Funktionen mit umfangreichen Sensoren, 22 Sport-Modi, Schlaftracking und einer Akkulaufzeit von bis zu 16 Tagen. Ob das alles wirklich stimmt und was das Wearable drauf hat, klärt unser Canyon Smartwatch Badian SW-68 Test.

Technische Daten

Canyon Smartwatch Badian SW-68 Test: Design und Verarbeitung

• hochwertiges, recht edles Design
• gute Verarbeitung
• keine Bedienelemente

Die Canyon Smartwatch Badian SW-68 markiert das neueste Wearable des bereits im Jahr 2003 in den Niederlanden gegründeten Herstellers. Sie kommt, wie die meisten anderen Smartwatches, in verschiedenen Farbgebungen daher – drei sind es in diesem Fall: Schwarz; Dunkelrot/Gold und Silber/Weiß.

Dabei unterscheiden sich die drei Modelle farblich voneinander, die technische Ausstattung ist allerdings immer dieselbe. Optisch macht die Badian SW-68 einiges her und setzt auf einen robusten Aluminium-Rahmen, der je nach Farbvariante dunkelgrau, silbern oder roségoldfarben gehalten ist.

Interessantes Detail: Die Smartwatch verfügt über keinerlei dedizierte Knöpfe, keine drehbare Lünette und keine anderen Bedienelemente. Dafür lässt sich aber das Silikonarmband mithilfe eines Schnellverschlusses einfach austauschen.

An der Unterseite finden sich der Magnetanschluss für das Stromkabel, sowie die Sensoren, die beispielsweise für die Überwachung des Blutdrucks zuständig sind. 46 Gramm bringt das Wearable auf die Waage und wirkt trotz 45-mm-Gehäuse auch nicht zu wuchtig.

Rein optisch macht die Canyon Smartwatch Badian SW-68 einiges her und auch hinsichtlich der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu beanstanden. Das Modell wirkt hochwertig und robust und übersteht dank IP68-Zertifizierung auch das Schwimmen und Duschen problemlos.

Display und Bedienung

• 1,28 Zoll; 240 x 240 Pixel; TFT-LC-Display
• recht niedrige Auflösung
• sehr große Bildschirmränder

Die Canyon Smartwatch Badian SW-68 kommt mit einem 1,28 Zoll großen TFT-LC-Display daher, das in 240 x 240 Pixeln auflöst. Das ist eine recht niedrige Auflösung, andere Modelle wie beispielsweise die TicWatch Pro 5 (unser Test) lösen mit 466 x 466 Pixeln fast doppelt so hoch auf. Entsprechend wirken die Schriften und Symbole deutlich pixeliger.

Trotz des vergleichbar großen Gehäuses fällt auch die Bilddiagonale der Canyon Smartwatch geringer aus, was auf den vergleichsweise großen Displayrand zurückzuführen ist. Fast 10 mm des Bildschirms entfallen an den großen, schwarzen Rand. Etwas schade.

Besondere Features wie ein Always-On-Display sucht man bei der Canyon Smartwatch ebenfalls vergebens. Und auch das Anheben zum Aktivieren des Bildschirms funktionierte im Rahmen meines Tests eher schlecht als recht. Immerhin kann die Helligkeit in fünf Stufen angepasst werden.

Manchmal ging der Bildschirm an, die meiste Zeit bleib er aber ausgeschaltet. Als LC-Display bietet der Bildschirm natürlich auch nicht so satte Farben und Schwarztöne wie ein AMOLED-Panel, gemessen am niedrigen Preis geht das Gebotene aber absolut in Ordnung.

Bedienung mit Tücken

• ungenaue Touchsteuerung
• Einschalten unpräzise
• bekanntes Bedienkonzept; Benachrichtigungen funktionieren nicht

Nicht vollends überzeugen konnte mich im Canyon Smartwatch Badian SW-68 Test die Bedienung des Wearables. Mangels Tasten erfolgt diese ausschließlich über den Touchscreen, der zwar die meiste Zeit über recht zuverlässig reagiert, allerdings gewissen Tücken bietet.

Das beginnt schon einmal mit dem Einschalten der Smartwatch. Laut Anleitung muss dazu das Display 3-5 Sekunden lang berührt werden, damit sich das Gerät einschaltet. Gesagt, getan: Doch nichts passiert, der Bildschirm bleibt ausgeschaltet.

So musste ich feststellen, dass – entgegen der Angaben in der Anleitung – ein deutlich längeres Drücken des Touchscreens nötig ist, um die Smartwatch einzuschalten. Sieben bis zehn Sekunden dauert es, bis das Wearable sich aktiviert. Manchmal sogar auch erst im zweiten Versuch.

Haben wir diese Hürde aber erst einmal gemeistert, geht das Bedienkonzept vollkommen in Ordnung. Die Bedienung erinnert dabei an die meisten anderen gängigen Smartwatches. Halten wir den Hauptbildschirm gedrückt, kann zwischen vier Ziffernblättern gewechselt werden.

Ein Wischen von Oben nach Unten auf dem Display öffnet das Options-Menü, in dem beispielsweise Datum und Akkustand angezeigt werden oder in dem wir schnell die Helligkeit anpassen, das Wetter anzeigen oder die Einstellungen aufrufen können.

Wischen wir von Unten nach Oben, öffnen sich die Benachrichtigungen. Also… theoretisch zumindest. Denn hier wurden mir im Rahmen des fast zweiwöchigen Tests zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Informationen angezeigt. Die Benachrichtigungen blieben stets „Leer“.

Was genau hier eigentlich angezeigt werden könnte, geht auch aus der Anleitung nicht eindeutig hervor. Diese spricht nur von „verfügbaren Benachrichtigungen und Erinnerungen“. Doch weder eingegangene SMS, noch Benachrichtigungen über E-Mails, WhatsApp-Nachrichten oder Erinnerungen aus meinem Kalender wurden, trotz gekoppeltem Smartphone, dargestellt.

Das Wischen von Links nach Rechts öffnet die App-Übersicht, während wir mit wischen von Rechts nach Links durch verschiedene Schnellzugriff-Anwendungen wie Schrittzähler, Schlaftracking, Herzschlag, Sportmodi und mehr wechseln.

Performance, Sensoren und Alltagstest

• nahezu keine smarten Funktionen
• teils unnötig kompliziert
• ruckelige Performance

Die Canyon Smartwatch Badian SW-68 trägt den Begriff Smartwatch ja schon in ihrem Namen. Aber ganz ehrlich? So wirklich smart ist die Watch in meinen Augen leider nicht. Zumindest nicht in der Form, die ich mit dem Begriff verbinde.

Eine Smartwatch arbeitet in meinen Augen mit dem Smartphone zusammen, zeigt Benachrichtigungen an und bietet praktische Funktionen. All das kann die SW-68 hingegen nicht bieten. Vielmehr handelt es sich um einen smarten Fitness-Tracker samt Uhr, Pulssensor, Schrittzähler und Wetter-App.

Keine Anruf-Funktion, kein NFC oder GPS, keine umfangreichen Statistiken und kein App Store. Du bist also auf die Apps beschränkt, die auf knapp bemessenen Speicher bereits vorinstalliert sind. Und selbst davon sind nur einige wenige halbwegs brauchbar.

Das wären die Wetter-App, die Foto-App und der Player, der immerhin die Medienwiedergabe vom Smartphone steuern kann. Doch auch hier wirkt die Bedienung leider unnötig kompliziert: Mit der Foto-App wird die Smartwatch zum Fernauslöser. Das funktioniert allerdings nur innerhalb der Canyon Life Begleit-App für das Smartphone im Menüpunkt „Foto aufnehmen“. Bei Nutzung der normalen Kamera-App funktioniert der Fernauslöser nicht.

Canyon installiert zudem zwei Spiele auf der Smartwatch: „Vogel“ als Flappy Bird Klon und „2048“, dessen Spielprinzip ich irgendwie überhaupt nicht verstanden habe. Die installierten Apps lassen sich zudem nicht entfernen, eine Installation neuer Anwendungen ist mangels App-Store ebenfalls nicht möglich.

Auch wenig überzeugend fällt die Performance der Canyon Smartwatch Badian SW-68 aus, was dank nicht näher genanntem Prozessor und satten 160 Kilobyte (!) an Arbeitsspeicher wenig verwundert. Wirklich flüssig ist das Scrollen durch Apps und Bildschirme nicht, des Öfteren kommt es zu kurzen Hängern.

Aber hey: Halb so wild, immerhin gibt es eh kaum Apps und Anwendungsgebiete, durch die man scrollen könnte. Lautsprecher bietet die SW-68 zudem ebenfalls nicht, immerhin kann das Wearable aber vibrieren – beispielsweise, wenn das angegebene Schrittziel erreicht wurde.

Sensoren, die es nicht gibt

• recht präziser Schrittzähler; gutes Schlaftracking
• Blutdrucksensor… der nicht vorhanden ist
• SpO2 Messung… die nicht vorhanden ist

Mit der Canyon Smartwatch Badian SW-68 lassen sich Schritte, Puls, Blutdruck, Blutsauerstoffsättigung (SpO2) und Schlaf tracken. Unglaublich, für den Preis. Dachte ich mir zumindest. Blöd nur, dass die Uhr weder den Blutdruck messen, noch den Blutsauerstoffgehalt feststellen kann.

Aber wenn es doch die Menüpunkte für diese Sensoren gibt, muss man das auch messen können, oder? Ja nö. Irgendwie nicht. Also nehme ich zum mittlerweile 42. Mal die Anleitung in die Hand, doch auch diese liefert keine Informationen dazu.

Warum es die Menüpunkte für Blutdruck und SpO2 gibt, erschließt sich mir nicht. Keiner der beiden Werte lässt sich mit der SW-68 messen. Weder auf der Smartwatch, noch innerhalb der Begleit-App. Auch in Verbindung mit den Sportmodi lassen sich die Werte leider nicht errechnen.

Was hingegen gut funktioniert, sind die Sensoren, die vorhanden sind. Der Schrittzähler beispielsweise arbeitet sehr genau und auch das Schlaftracking und der Pulsschlag-Sensor funktionieren überraschend gut und arbeiten präzise. Leider gibt es auch hier keine umfangreichen Statistiken in der Begleit-App, aber für einen groben Überblick reichen die Infos allemal.

App-Anbindung: Canyon Life

Als Begleit-App kommt Canyon Life zum Einsatz, die mit einem aufgeräumten Design und ordentlichen Funktionsumfang aufwartet. Ist die Uhr dort einmal gekoppelt, informiert der Startbildschirm über die zurückgelegten Schritte, den Schlaf der vergangenen Nacht und die Herzfrequenz.

Leider kann man sich dabei aber weder umfangreichere Statistiken anschauen, noch auf die letzten Tage zurückblicken. Zwar gibt es die Option, den vollständigen Verlauf anzuzeigen, der Kalender zum Auswählen der Tage ist aber ausgegraut und lässt sich nicht bedienen.

Immerhin gibt es unter dem Reiter „Statistiken“ dann die Möglichkeit, für die drei Werte eine wöchentliche und monatliche Übersicht anzuzeigen. Im Reiter „Einrichten“ gibt es die Möglichkeit, die Uhr durch Vibrationen zu suchen, was aber aufgrund des schwachen Vibrationsmotors und nicht vorhandener Lautsprecher wenig Sinn macht.

Zudem laden wir hier neue Ziffernblätter herunter, hier stehen immerhin viele halbwegs schöne und kostenlose Watchfaces zur Wahl. Zuletzt können wir hier die Sensoren ein- und ausschalten und verschiedene Einstellungen vornehmen.

Starke Akkulaufzeit

• 4-16 Tage Laufzeit
• 3 Stunden Ladezeit

Ein Punkt, in der die Canyon Smartwatch Badian SW-68 überzeugen kann, ist die Akkulaufzeit. Vier bis 16 Tage Laufzeit sollen maximal möglich sein. Je nach Modus, Aktivitäten, Displaynutzung und Helligkeit. Und diese Werte sind wirklich auch realistisch.

Ich kam bei meiner alltäglichen Nutzung mit stets aktivem Schrittzähler, Pulsmessung und Schlaftracking bei maximaler Displayhelligkeit auf eine Laufzeit von rund 105 Stunden, also knapp viereinhalb Tage. Ein wirklich guter Wert, was aufgrund der wenigen smarten Features aber auch nicht überraschen sollte. Ein vollständiger Ladevorgang nimmt rund drei Stunden Zeit in Anspruch.

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Canyon Smartwatch Badian SW-68 Test: Fazit

Auf der Haben-Seite verbucht die Canyon Smartwatch Badian SW-68 ein recht schickes Design samt guter Verarbeitung und eine lange Akkulaufzeit. Auch Schrittzähler und Schlaf-Tracking arbeiten recht präzise, während die breite Auswahl an kostenlosen Watchfaces gefällt.

Ansonsten gibt es in meinen Augen aber nur wenig, was für einen Kauf sprechen würde. Die Bedienung ist etwas unkomfortabel, die Ausstattung ernüchternd und das Display bestenfalls Durchschnitt. Zudem fehlt es dem Wearable merklich an Power, sodass die Navigation etwas hakelig und wenig responsiv erfolgt.

Dass hier zudem mit Sensoren geworben wird und es entsprechende Apps auf der Uhr gibt, die dann aber letztlich ohne Funktion sind, finde ich mindestens mal äußerst fragwürdig. Selbst für den recht günstigeren Preis gibt Alternativen, die mit einer besseren Ausstattung daherkommen.