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Gigaset ME: Das erste Gigaset Smartphone im Test

Gigaset ist eine bekannte Marke, wenn es um DECT-Schnurlostelefone geht. Diese werden jedoch immer mehr durch Smartphones ersetzt und so muss natürlich auch Gigaset einen neuen Fokus finden. Somit wurde auf der IFA 2015 die erste Smartphone-Familie von Gigaset präsentiert. Am 16. November war es dann endlich soweit und das Gigaset ME kam in den Handel, auf das Gigaset ME Pro und Pure muss allerdings noch gewartet werden. Nichts desto trotz haben wir uns das gut aussehende Gigaset ME mal angeschaut, mit dem Gigaset in den Smartphone-Markt einsteigt.

Das Gigaset ME kann mit einem schnellen Prozessor, einer guten Kamera und einem Fingerabdrucksensor aufwarten. Das Smartphone ist für das erste Modell gut gelungen, hat jedoch noch einiges Verbesserungspotenzial und Gigaset hätte mit dem Marktstart noch warten sollen.

Design und Verarbeitung

Beim Auspacken des Gigaset ME fällt sofort das Gewicht auf: Mit 168 g ist das Smartpone nicht gerade ein Leichtgewicht. Das liegt vor allem an dem Metallrahmen und der Glasrückseite. Trotz des relativ hohen Gewichts liegt das Smartphone jedoch sehr gut in der Hand und erzeugt dadurch auch ein gewisses Gefühl an Hochwertigkeit.

Die vordere Glasfront ist geschlossen und besitzt keine Öffnung, auch auf eine Lautsprecheröffnung wurde verzichtet. Wie man dennoch etwas hört – dazu mehr unter dem Punkt „Empfang und Sprachqualität“. Über dem Display befindet sich ein kleines Gigaset Logo sowie Frontkamera und UV-Sensor.

Die Rückseite besitzt auffallende Metallstreifen unter dem Glas, die als optische Verlängerung der Kunststoffeinsätze der Antennen im Metallrahmen dienen. Die Kunststoffeinsätze im Metallrahmen sind für den Empfang notwendig und die Streifen auf der Rückseite sorgen mit ihrer Eleganz für Wiedererkennung. Auch den Fingerabdrucksensor, Pulsmesser und die Hauptkamera findet man auf der Rückseite.

Auffallend ist, dass unten im Rahmen zwei Öffnungen für Lautsprecher sind, allerdings verbirgt sich nur hinter einer Öffnung tatsächlich einer – die andere Seite dient nur der Optik.

Bei dem Glas setzt Gigaset auf Gorilla Glas 3, welches an sich sehr robust ist. Glas sieht zwar sehr elegant aus, ist aber auch wesentlich anfälliger gegenüber Kratzern und Bruch als andere Materialien. Ich kann da also nur jedem Empfehlen eine Hülle und Folie zu nutzen – die auch für das noch recht unbekannte Smartphone erhältlich sind.

Insgesamt gefällt die Verarbeitung des Gigaset ME, denn es wirkt sehr edel und liegt sehr gut in der Hand. Vor allem das glatt polierte Glas, das leicht abgerundet in den Metallrahmen übergeht, weiß zu gefallen. Durch die Politur ist es jedoch auch sehr rutschig und fällt gerne mal von leicht schrägen Tischen runter. Da sollte man also auf jeden Fall aufpassen. Das Smartphone ist verwindungsfest ohne zu knarzen – auch auffällige Spaltmaße gibt es fast nicht: Der SIM-Slot könnte etwas fester sitzen. Die Buttons sind jedoch sauber verarbeitet.

Display

Beim Display setzt Gigaset auf ein IPS-Panel mit 5 Zoll bei einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel (FullHD). Somit kommt das Gigaset ME auf 443 ppi, was bei der Preisklasse schon als Standard gilt und vollkommen in Ordnung ist. Die Darstellung ist absolut gestochen scharf und man sieht keine Pixel, wenn man das Smartphone nicht grade durch ein Google Cardboard direkt vor der Nase hat.

Die Farben sind sehr angenehm und die Farbwiedergabe ist blickwinkelstabil.

Hardware

Als Prozessor kommt ein Qualcomm Snapdragon 810 mit 8 x 1,8 GHz zum Einsatz. Dieser ist ja eigentlich für seine Überhitzungsprobleme bekannt, doch das scheint Gigaset einigermaßen in den Griff bekommen zu haben. Mir wurde das Smartphone nicht zu heiß und der Prozessor wurde bei Überhitzung um etwa 30 Prozent gedrosselt, bei anderen Smartphones wird teilweise auch um 50 Prozent gedrosselt. Das geht also vollkommen in Ordnung und der schnelle Prozessor sorgt für ein flüssiges System.

Dazu gibt es 3 GB DDR4-Arbeitsspeicher und 32 GB internen Flash-Speicher – andere Varianten gibt es nicht. Allerdings kann der Speicher noch durch eine mSD-Karte erweitert werden. Dabei setzt Gigaset auf ein Hybrid-Gebilde: Entweder zwei SIM-Karten oder eine SIM-Karte und eine mSD-Karte können genutzt werden. Falls man DualSIM benötigt, kann man den Speicher also nicht erweitern. Ich finde jedoch, dass das ein fairer Kompromiss ist.

Auf der Rückseite befindet sich der in das Gehäuse eingelassene Fingerabdrucksensor. Dieser ist schnell genug um das Smartphone ohne spürbare Verzögerung zu entsperren.

Mit verbaut sind natürlich die gängigen Funkverbindungsmodule wie Bluetooth, WLAN (auch 5 GHz), GPS etc. LTE wird bis Cat6 unterstützt, das heißt bis zu 300 Mbit/s sind möglich. Das konnte ich mit meinem 100 Mbit/s Vertrag leider nicht ausreizen, eine langsamere Verbindung als mit anderen Top-Smartphones konnte ich allerdings nicht feststellen.

Interessant sind auch der UV-Sensor sowie Pulsmesser. Ich persönlich könnte zwar auch gut darauf verzichten, für manche ist das jedoch ein wichtiges Feature. Für mich wichtiger ist da jedoch der Infrarot-Sensor zur Bedienung von anderen Geräten sowie der USB Typ-C Anschluss für schnelles Laden & Daten übertragen.

Multimedia

Kamera

Auf der Rückseite, über dem Fingerabdrucksensor, befindet sich die Hauptkamera des Gigaset ME. Diese besitzt eine 16 Megapixel Auflösung und einen Dual-LED-Blitz. Tageslicht-Fotos gelingen mit der Kamera sehr gut. Die Bilder haben angenehme Farben, weisen wenn man ein wenig rein zoomt allerdings komische Fragmente auf, als ob die Software da etwas verhaut. Bei der Samsung Galaxy S6 Reihe oder dem Lumia 930 hatte ich solche Fragmente zumindest nicht.

Bei schlechter Beleuchtung funktioniert der Autofokus leider kaum noch, was das fotografieren schwierig macht. Außerdem gibt es hier trotz der f1.9 Blende ziemlich starkes Bildrauschen.

Probleme scheint das Smartphone auch noch mit dem Weißabgleich zu haben. Viele der angesprochenen Probleme kann man jedoch softwareseitig durch ein Firmware-Update beheben, denke ich. Die verbaute Hardware ist ja nicht schlecht.

Die Frontkamera des Gigaset ME verhält sich ähnlich wie die Hauptkamera. Besitzt jedoch mit 8 Megapixel natürlich eine niedrigere Auflösung und auch keinen Blitz.

Audio

Die mitgelieferten Kopfhörer sind echt super und es macht Spaß mit ihnen Musik zu hören. Sie sitzen nicht nur gut, sondern haben auch einen guten Klang. Ich hoffe Gigaset bringt diese auch nochmal einzeln in den Handel.

Der verbaute Monolautsprecher kann da nicht ganz mithalten, ist jedoch auch noch im akzeptablen Bereich und kann durchaus auch mal genutzt werden ohne Ohrenkrebs zu bekommen.

Software

Als Betriebssystem kommt Android 5.1.1 zum Einsatz. Dieses wurde jedoch mit einer eigenen „Gigaset UI“ Oberfläche versehen. Diese ähnelt der Oberfläche von Huawei oder Apples iOS. Man hat also keine App-Übersicht mehr, sondern nur noch den Startbildschirm mit den verschiedenen Seiten. Ordnung und Übersicht kann lediglich durch Ordner und die Anordnung geschaffen werden. Mir persönlich gefällt das, da man dann nur noch eine Oberfläche ordnen muss. Aber das ist Geschmackssache.

Vorinstalliert sind bereits ein paar zusätzliche Apps von Gigaset:

  • Mit ContactPush kann man seine Smartphone-Kontakte einfach auf sein Gigaset-Haustelefon übertragen
  • Mit Gigaset elements kann das Gigaset elements Überwachungssystem verwaltet werden
  • Amazon Kindle
  • Evernote
  • OfficeSuite

Die Apps können aber ohne Probleme einfach deinstalliert werden. Das finde ich gut, bei anderen Smartphones kann man sie nur umständlich deaktivieren. Außerdem integriert ist ein Telefonservice sowie Health, die ihr in den Screenshots findet.

Das Gigaset UI weiß zu gefallen, allerdings muss man erstmal durch die Einrichtung bis man dort ankommt. Diese hat sich leider ein wenig schwierig gestaltet, da sie sich öfter mal aufgehängt hat und auch Probleme beim Zurückgehen zu vorherigen Schritten hat. Außerdem wurden die alten Apps aus dem Google Backups nicht automatisch installiert und mussten somit erneut per Hand installiert werden. Da muss Gigaset noch mit einem Update nachhelfen.

Zubehör

Gigaset-ME

Das Gigaset ME wird schick verpackt geliefert und bekommt als Zubehör die üblichen Verdächtigen mitgeliefert: Kopfhörer, Ladekabel, Ladeadapter und Nadel zum Einsatz der SIM-Karte.

Erwähnen muss ich dabei jedoch, dass es sich zum einen um ein Flachbandladekabel handelt, welches also keinen Kabelsalat versucht und zum anderen sind die Kopfhörer wirklich sehr gut und haben einen angenehmen Sitz im Ohr. Mitgeliefert werden dort auch drei Aufsätze, sodass wirklich jedes Ohr passend versorgt sein sollte.

Akku

Der Akku im Gigaset ME besitzt 3.000 mAh. Das reicht für eine gute Akkulaufzeit im Alltag aus. Auch bei intensiver Nutzung mit mehreren Stunden Bildschirm-Nutzung bei vielen Nachrichten – das Smartphone hat also auch dauernd vibriert, kam ich ohne Probleme über den Tag. Das ist sicherlich auch der Akkuoptimierung geschuldet, denn da hat Gigaset ein paar zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten geschaffen.

Falls der Akku dann doch mal leer sein sollte, wird einfach das USB Typ-C Kabel eingesteckt, bei dem man sich zum Glück ja keine Gedanken mehr darum machen muss, wie rum man es rein steckt. Aufgeladen wird das Smartphone dann recht fix, in 10 Minuten werden etwa 16 Prozent geschafft.

Empfang und Sprachqualität

Wie bereits angesprochen, besitzt das Gigaset ME keinen Lautsprecher in der Front – diese ist komplett geschlossen. Stattdessen wird auf Oberflächenübertragung des Schalls gesetzt. Das Smartphone wird also in Schwingung versetzt und überträgt somit den Ton auf den Schädelknochen. In der Praxis ist das ein wenig gewöhnungsbedürftig, funktioniert dann jedoch ganz gut. Man muss nur erstmal die richtige Stelle finden, wo man das Smartphone ansetzt.

Problematisch ist jedoch der Sound, der wiedergegeben wird. Da scheint der Soundchip oder die Software nicht ordentlich zu arbeiten, denn die Telefoniequalität ist wirklich schlecht. Die Gesprächspartner sind leise und teilweise kaum verständlich. Auch wenn man eine Freisprecheinrichtung benutzt, hat man das Problem. Und es liegt definitiv an dem Gigaset ME und nicht am Gesprächspartner, denn bei anderen Smartphones ist das deutlich anders. Da muss Gigaset nachbessern, denn ein Smartphone ist zum Telefonieren gedacht und gerade ein Telefonspezialist sollte da etwas besseres abliefern.

Der Empfang und die DualSIM-Funktion liefen jedoch einwandfrei.

Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass ich nach der Vorstellung auf der IFA mehr erwartet habe. Meiner Meinung nach hätte Gigaset noch warten sollen und nicht so einen schlechten und teuren Start hinlegen sollen. Die Verarbeitung des Smartphones stimmt zwar größtenteils (bis auf den SIM-Slot), allerdings können sowohl die Kameras als auch die Telefonfunktion nicht überzeugen. Nicht bei einem 469 Euro Smartphone. Da kann auch nicht der edle Look und das angenehme Feeling drüber weg täuschen.

Wir können nur hoffen, dass Gigaset die Telefoniefunktion und die Kameras sowie die Einrichtung mit einem Firmware-Update noch verbessert, derzeit kann ich jedoch leider keine Empfehlung für das Smartphone aussprechen. Greift lieber zum Samsung Galaxy S6, LG G4 oder Sony Z5 Compact, die sich in der gleichen Preisregion aufhalten.

Wie bei allen Smartphones empfehlen wir auch hier den Einsatz einer Glasfolie zum Schutz des Displays.

Bewertung72

Gigaset ME

Verarbeitung
Hardware
Multimedia
Akku
Sprachqualität
Empfang

Gut aussehen ist nicht alles!

Das Smartphone sieht gut aus und liegt gut in der Hand. Leider gibt es jedoch Mängel bei Kamera, Betriebssystem und Telefonie.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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