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Tablet-Test Samsung Galaxy Tab S2 9.7 LTE

Als ich den Karton mit dem Tablet öffnete und es das erste Mal in der Hand hatte, war es Liebe auf den ersten Blick. Leicht, schmal und wertig fühlte es sich an und das Einschalten brachte ein wunderschönes, scharfes Display zum Vorschein. Es war einer der wenigen Momente, wo man als Tester denkt – das möchte ich haben und behalten. Ich möchte jetzt keine Lobhudelei anfangen, einen sehr guten Ersteindruck hat das Galaxy Tab S2 mit 9.7 Zoll Display und LTE bei mir dennoch hinterlassen. Es ist erkennbar, dass Samsung im Premium-Bereich immer mehr das, ich nenne es mal ,,Apple-Feeling“, zu erzeugen versucht. Ich wäre aber kein seriöser Tester, wenn ich nicht auch nach dem Haar in der Suppe suchen würde. Tatsächlich habe ich ein paar kleine Schwachstellen gefunden. Es wäre doch aber Nonsense, diese gleich zu verraten. Dazu musst Du – lieber Leser – ein paar Minuten Zeit investieren und diesen Artikel genießen.

Verarbeitung

Wie so oft im Leben, muss bei der Verarbeitung ein Kompromiss gefunden werden. Aus meiner Sicht hat Samsung diesen gefunden. Das Tablet ist sehr leicht und dünn und lässt sich damit angenehm mit einer Hand tragen. Das muss man sich auch mal vorstellen – ein 9.7 Zoll Tablet bequem in einer Hand halten – das hat schon was. Das Tab S2 ist, was Spaltmaße betrifft, ebenfalls sehr gut verarbeitet. Außerdem hat mir gefallen, dass es sich, obwohl nur knapp 6 mm dünn, gegen Verwindungsversuche erfolgreich wehrt. Zuerst hatte ich Bedenken, da es fast fragil wirkt, aber meine Bedenken sind unberechtigt gewesen. Es ist stabil und knarzt nicht. Ansonsten gibt es ein wenig zu beanstanden in puncto Ergonomie. Die Touch Buttons sind zu nah am Home-Button und die Lautsprecher verdeckt man schnell mit der Hand, besonders im Querformat. Wenn ich das Tablet mit der rechten Hand halte, erreiche ich mit dem Daumen zum Beispiel nicht einfach den Zurück-Button. Dieser wäre etwas weiter außen praktischer gewesen. Der fingerabdruckliebenden Rückseite hätte eine entsprechende Beschichtung gut getan.

Ein Austattungsmerkmal hätte ich mir ebenfalls noch gewünscht. Gerade LTE-Tablets sind auch zum Unterwegssurfen gedacht und in diesem Fall halte ich sehr viel von Staub- und Wasserschutz. Einige, wenige Tablets bieten dies und es wäre für mich ein echtes Kaufargument. Das Tablet ist mit 5.6 mm Dicke angegeben. Auf der Rückseite schaut dennoch die Kamera einen halben Millimeter heraus. Negativ bewerte ich beides allerdings nicht und zusammengefasst macht das Galaxy Tab S2 einen formidablen Eindruck, was die Verarbeitung angeht.

Display

Fragt Ihr mich, ist das Display eines der absoluten Highlights des Galaxy Tab S2. Ich mag ja generell AMOLED-Displays und hier handelt es sich um einen 9.7 Zoll großen, hellen und knackscharfen Vertreter dieses Typs. Schon beim ersten Einschalten bekam ich ein Grinsen auf dem Gesicht und das Bedürfnis, sofort ein Spiel zu installieren und freute mich auf das Surfen. Nach der typischen Einrichtung habe ich dies auch gleich getan. Dead Trigger 2 war die Wahl und ich gehe später gern noch auf die Multimedia-Fähigkeiten näher ein. Beim Surfen war es eine Wohltat für die Augen und bis auf den AMOLED-typischen, leichten Gelbstich bei weißen Flächen war alles perfekt. Wobei die Farben bei AMOLED auch immer etwas kräftiger sind. Ein technisch versierter Bekannter bezeichnet das immer mehr oder weniger liebevoll als Comic-Look. Ich hingegen mag das sehr und Samsung bietet auch glücklicherweise die bekannten Einstellmöglichkeiten bei der Farbwiedergabe.

Samsung Galaxy Tab S2-07

Bei einer Auflösung von 2.048 x 1.536 Pixeln (QXGA) und damit 264 ppi, werden Inhalte sehr scharf dargestellt. Wer einmal ein Tablet mit mindestens FullHD-Display genutzt hat, wird mit einer geringeren Auflösung auch nicht mehr glücklich. Im Gegensatz zu Handys ist der Unterschied bei Displaygrößen ab 8 Zoll nämlich deutlich sichtbar. Natürlich muss man hier auch den Preis in Relation sehen. Das 4:3 Format finde ich, bis auf die Wiedergabe von Videos, sehr praktisch. Da man auch viel surft, ist es imho das beste Format um Inhalte möglichst übersichtlich zu präsentieren.

Gibt es Kritik bei den Gleiteigenschaften oder anderen Punkten? Nein – es fühlt sich so gut an, wie es aussieht und die Helligkeit reicht mit 360 cd/m² auch im Freien zum Ablesen aus. In einem Satz – ein hervorragendes Display.

Hardware

Bewegen wir uns in der 500 Euro-Klasse, sollte ein Tablet eine potente Hardware liefern. Mich beeindrucken immer wieder die Exynos-Chips von Samsung. Es zeigt, dass Samsung eben einer der wenigen Hersteller ist, die nicht nur Einzelteile einkaufen und zu einem Ganzem zusammenfügen, sondern diese einzelnen Komponenten auch selbst entwickeln und herstellen. Man nehme 4 potente Cortex A57 Kerne und 4 stromsparende Cortex A53 Kerne und erhält einen Chip, der genügend Reserven für Leistung und gute Stromspareigenschaften für lange Laufzeit verbindet. Man muss aber auch erwähnen, dass es sich hier eigentlich um die Hardware-Spezifikation eines Note 4 handelt (gab es auch mit Snapdragon 805). Das bedeutet nichts Schlechtes – ist das Note 4 doch sehr schnell – aber ist eben auch keine Neuentwicklung oder Innovation.

Ich habe mit dem S2 viel gesurft, verschiedenste Casual und auch grafikintensive Spiele gespielt, habe Videos geschaut und gedreht und Musik gehört und Fotos gemacht. Ich hatte nie den Eindruck mangelnder Performance. Bei Crossy Road ruckelte es sehr selten, wenn sehr viel auf dem Schirm los war. Da Dead Trigger 2 aber problemlos lief, gehe ich eher von ineffizienter Programmierung der App aus. Ein wenig warm wurde das Gerät, wenn Leistung gefordert war. Die Hände habe ich mir aber nicht verbrannt.

Mit den 32 GB Speicher kommt man gut hin und es kann per MicroSD-Karte erweitert werden. Die 2 Öffnungen an der Unterseite beinhalten die Lautsprecher des Tabs. Insgesamt ergibt sich also Hardware der Oberklasse (nicht High-End) die für 98% der Nutzer vollkommen ausreichend sein dürfte.

Tabletpeicher 32 GB
Arbeitsspeicher 3GB
Prozessor Samsung-Exynos 5433
Grafik Mali T-760
Takt 4 x 1.9 GHz, 4 x 1.3  GHZ / 8 Kern
Displaydiagonale 9.7 Zoll Super-AMOLED
Auflösung 2.048 x 1.536 Pixeln (QXGA)
Helligkeit 360 cd/m³
Software Android 5.0.2, Touch-Wiz
Maße (B,H,T) 169 x 237.3 x 5.6 mm, 389 Gramm
Speicherkarte / Sim MicroSD / Nano Sim
Kamera / Video / Blitz / Front 8 MP / FHD Maximal / 2.1 MP
Konnektivität 4G, BT 4.1, WLAN (a,b,g,n,ac), GPS
Akku Lithium Polymer mit 5870 mAh

Multimedia

Multimedia ist in den meisten Fällen eine Paradedisziplin für Samsungs Oberklasse – so auch hier. Klaro handelt es sich nicht um ein Galaxy S6 Edge mit optischer Bildstabilisierung und 16 MP. Dennoch ist eine Offenblende von F1.9 für ein Tablet hervorragend. Zwar fehlt wiedermal der Blitz für Nachtaufnahmen, was die Kamera aber an Fotos produziert, kann sich schon oft sehen lassen. Die Frontkamera mit 2.1 MP reicht gerade für das Nötigste in Sachen Videochat oder Selfie und mehr gibt es da nicht zu erwähnen. Die rückseitige Kamera hat für ein Tablet eine gute Qualität. Man kann bei 8 MP nicht endlos reinzoomen und bei Kunstlicht oder spätestens bei Dämmerlicht wird das Bildrauschen sehr stark. Dennoch sind es für ein Tablet gute Schnappschüße und damit eine positive Erwähnung wert. Die Videos gefallen ebenfalls und der Ton kommt gedämpft aber gut verständlich rüber. Leider muss ich erneut Kritik an der Ergonomie äußern. Es passiert oft, dass der Finger vor die Linse kommt. Ich habe es auch mit anderen Nutzern getestet, denen es ebenfalls passiert ist.

Die Musikwiedergabe über die eingebauten Lautsprecher ist nur (mittel-)mäßig. Es klingt wie eine Mischung aus Mitten und alles andere als sexy. Es ist klar, dass bei 5.6 mm Dicke
keine Lautsprecher mit guten Volumen verbaut werden können. Dennoch war das eine Enttäuschung beim ersten Hören und bis dahin sehr gutem Eindruck des Galaxy Tab S2. Klingt
blass, ohne Dynamikumfang und blechern bis dumpf. Maximal Stimmen sind durch die Mittenbetonung gut verständlich. Reden wir da nicht mehr drüber. Das Gegenteil ist der Klang über
den 3.5 mm Klinkenstecker. Da ist wieder der typische, weiche, klare, dynamische Samsung-Sound bei dem über meine Musikanlage die Arie der Königin der Nacht, Martin Garrix‘ Animals als auch diverse andere Titel wunderbar klingen.

Nicht extra erwähnen muss ich wohl, dass bei einem solchen Display in dieser Schärfe auch das Lesen von PDF’s oder E-Book’s eine wahre Freude ist.

Software

Bei der Software gibt es wenig zu berichten – also demnach auch wenig Negatives. Relativ aktuelles Android 5.0.2 (aber eben nicht aktuell) mit darübergestülptem Samsung TouchWiz. Ich hatte während der 2 Wochen Testdauer keinen Absturz oder Freezes. Persönlich finde ich es sehr schade, dass Samsung wenig Software-Features nutzt um damit weitere Kaufanreize zu bieten. Ich meine wenn schon Note 4 Hardware, dann kann man doch auch den S-Pen beilegen und die Software Features des Note 4 nutzen. Wäre zumindest etwas, das ich mir wünschen würde für 500 Euro.

Performance

Samsung liefert mit dem Tab S2 eine wunderbare Gesamtperformance ab. Das Tablet war, wie schon erwähnt, in nahezu jeder Situation schnell und schnell genug. Besonders der Browser verdient Lob. Es hat richtig Spaß gemacht zu surfen und alles war superschnell aufgebaut. In sehr, sehr seltenen Fällen gab es mal Mikroruckler. Apps sind ebenfalls sehr schnell geladen, das System lief zu 99.9 % ruckelfrei und auch anspruchsvolles Gaming brachte das Tablet nicht an seine Grenzen. Das spiegelt sich auch in den Benchmarks wieder. Ebenso, wie der Umstand, dass es sich um starke Hardware handelt aber eben nicht die Stärkste. Apple Tablets der neuesten Genearation liefern dann doch noch etwas mehr an Leistung. Ältere Geräte werden aber ebenso konsequent vom Tab S2 geschlagen.

Browserbenchmarks

Benchmarks

Akku

Wie auch in vielen anderen Tests des Galaxy Tab S2 hinterlässt der Akku bei mir gemischte Gefühle. Im Anwendungsmix war es für mich vollkommen in Ordnung und ich war zufrieden. Dennoch muss ich sagen, dass es im Vergleich eben nur Durchschnitt ist. Es gibt Geräte (z. B. das iPad Air 2) , welche deutlich mehr Laufzeit bieten. Wenn man bedenkt, dass ein Tablet dann auch stets eine gewissen Aufladedauer hat (etwa 3 Stunden), dann sind durchschnittlich 6h Nutzungsdauer, die sich mit geringerer Helligkeit und weniger anspruchsvollen  Anwendungen auf 8h ausdehnen lassen, schon wenig. Ich habe es in den 2 Wochen Testen 5-6 mal geladen und als ich das Gaming testete und noch etwas surfte, war der Akku an dem Tag ziemlich schnell leer.

Konnektivität

Tja, bei einem LTE-Tablet sollte man nicht nur den Empfang mit LTE testen – der im Übrigen sehr gut war – sondern auch die Telefonie. Nun ja – ans Ohr habe ich es nicht gehalten aber ich habe halt per Freisprecher getestet. Ich war gut verständlich und konnte auch mein Gegenüber gut verstehen. Ansonsten muss man eine Nano-Sim verwenden und ich hatte einen guten Empfang. Übrigens galt das auch für WLAN. Aus meiner Sicht, war es mit meinem privaten Galaxy S5 vergleichbar. Alles im grünen Bereich also.

Fazit

Nach reiflichem Testen und Überlegen, kann ich sagen, dass es sich beim Samsung Galaxy Tab S2 um eines der besten Android Tablets handelt. Besonders zu erwähnen sind die sehr gute Performance und insbesondere das hervorragende, schöne Display.  Ebenso ist die Kompaktheit, das Gewicht und die geringe Dicke vollumfänglich gelungen. Die Kamera knippst auf dem Niveau eines Mittelklassehandys, aber leider ohne Blitz. Leichte Abzüge gibt es beim Akku, der nur Durchschnitt ist, der fehlenden Innovation was die Software angeht und besonders bei den unterirdischen Lautsprechern. Der Preis ist imho angemessen, aber nicht günstig. Letztlich sind 500 Euro eine Menge Geld. Günstiger wird man ein solches Paket allerdings auch nicht bekommen nach aktuellem Stand. Nicht umsonst gilt auch der Vorgänger als eines der besten Tablets und ist nach wie vor im hohen Preissegment zu Hause.

Bewertung84

Samsung Galaxy Tab S2

Verarbeitung
Hardware
Software
Multimedia
Performance
Akku

Super Tablet

Hervorragendes Android-Tablet mit leichten Schwächen beim Akku.

Stefan Bumann

Etwas älter aber seit Jugendzeiten in Sachen Hard- und Software dabei. Studiere aktuell Informatik an der Universität zu Lübeck. Erste Konsole: Atari 2600 Erster Rechner: Amiga 600 Erster PC: 486 SX 25 Erster Handheld: GameBoy Original

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