PC-Komponenten

Kolink Rocket Heavy im Test – Das bessere Rocket?

Der Hersteller Kolink startete 2002 in Ungarn mit dem Verkauf von günstiger Computer-Peripherie an Hardware-Reseller. Nach der Übernahme durch einen anderen Besitzer im Jahr 2014 wurden die Reichweite und das Portfolio deutlich ausgebaut und Kolink hat mittlerweile europaweite Bekanntheit erlangt. Der Fokus liegt mittlerweile auf der Entwicklung von Gehäusen, Netzteilen und entsprechendem Zubehör. Die Produkte sollen vor allem durch einen günstigen Preis aber eine gleichzeitig hochwertige Verarbeitung überzeugen.

Vor zwei Jahren bzw. im letzten Monat haben wir mit dem Rocket bzw. dem Rocket V2 zwei ITX-Gehäuse von Kolink getestet. Trotz der schicken Optik durch die Verwendung von Aluminium, konnten wir bei beiden Gehäusen gewisse Schwachstellen bei der Kühlung feststellen. Beim Rocket Heavy verfolgt Kolink jedoch einen etwas anderen Ansatz. Das Rocket Heavy bietet durch ein größeres Volumen mehr Platz für Hardware und soll durch ein anderes Layout und Kühlkonzept überzeugen. Durch eine Reduzierung der Aluminium-Elemente konnte der Preis zudem auf 110 Euro reduziert werden. Ob das Kolink Rocket Heavy zu diesem Preis empfehlenswert ist, erfahrt ihr in diesem Review.

Technische Details

Modell: Kolink Rocket Heavy
Gehäuse Typ: ITX
Abmessungen: 180 mm (B) x 265 mm (H) x 350 mm (T)
Gewicht: 4,75 kg
Material: Aluminium, Stahl, Tempered Glass
Farbe: Grau
Front-Anschlüsse 1x USB 3.1 Typ-C, 2x USB 3.0 Typ-a, 2x USB 2.0 Typ-A, 1x Kopfhörer, 1x Mikrofon
Laufwerkschächte: 1x 3,5″ (intern)
2x 2,5″ (intern)
Erweiterungsslots: 3x vertikal
Formfaktoren: ITX
Belüftung: Deckel: 2x 120 mm
Seite: 1x 120 mm
Radiatoren: Deckel: 1x 240 mm (max. 27 mm tief)
Max. CPU-Kühlerhöhe: 55 mm/ 68 mm (wenn erster PCI-Slot nicht verwendet wird)
Max. Grafikkartenlänge: 340 mm
Max. Grafikkartenhöhe: 60 mm (3-Slot)
Max. Netzteillänge: SFX/ SFX-L
Preis: € 60,74 *
Besonderheiten: Staubfilter, PCIe-3.0-x16-Riser, Tempered Glass

Lieferumfang

Verpackt in einem braunen Karton wird das Kolink Rocket Heavy ausgeliefert. Auf dem Karton hat der Hersteller eine schematische Zeichnung des Chassis, technische Daten und die wichtigsten Features in verschiedenen Sprachen platziert. Innerhalb des Kartons ist das SFF-Case von weichem Schaumstoff und einer Folie aus Kunststoff umhüllt. Das mitgelieferte Zubehör wurde von Kolink an zwei Stellen platziert. Ein Beutel enthält alle notwendigen Schrauben und eine Handvoll Kabelbinder. Das PCI-3.0-x16-Riser-Kabel wurde in einem separaten weißen Karton und innerhalb einer Anti-Statik-Folie untergebracht. Eine Montageanleitung muss sich der Käufer auf der Homepage selber herunterladen. Zuletzt gehören zum Lieferumfang noch zwei vorinstallierte Staubfilter in Front und Deckel sowie der vorinstallierte 120-Millimeter-Lüfter.

Außeneindruck

Optisch unterscheidet sich das Rocket Heavy deutlich von seinen Brüdern. Wie bereits erwähnt, verzichtet Kolink beim Heavy stellenweise auf Aluminium-Elemente. Für die interessant gestaltete Front gilt das jedoch nicht. So wurden in das Frontpanel asymmetrisch Löcher gefräst. Das Gebilde erinnert dabei stark an eine Bienenwabe, hinter deren Öffnungen eine Filtermatte aus Mesh platziert wurde. Entfernt werden können das Frontpanel und der Staubfilter aber nicht.

Weiter geht es im oberen Bereich. Front und Deckel bestehen aus einem einzelnen, gebogenen Stück Aluminium. Hinter der Biegung wurde direkt das I/O-Panel platziert. Unüblich für ein SFF-Gehäuse wurde dieses sehr üppig ausgestattet. Vorhanden sind hier fünf USB-Ports (1x USB 3.1 Typ-C, 2x USB 3.0 Typ-A, 2x USB 2.0 Typ-A), zwei Buchsen für Kopfhörer bzw. Mikrofon sowie ein Power-Taster. Die restliche Gestaltung der Deckelpartie zeichnet sich durch großflächige Belüftungsöffnungen aus. Optisch setzt Kolink hier allerdings auf Streifen und nicht auf die Bienenwaben-Optik der Front.

Die Seitenteile des Rocket Heavy sind auf eine Präsentation der verbauten Hardware ausgelegt. Beidseitig hat der Hersteller Tempered Glass mittels vier flacher Schrauben angebracht. Wo Tempered Glass auf der Seite der Grafikkarte noch Sinn ergeben mag, ist die Verwendung auf der anderen Seite etwas fraglich. Dort lassen sich nur das Netzteil, die Kabel und mögliche Datenträger bestaunen. Aus optischer Sicht wäre hier ein Aluminiumpanel mit Belüftungsöffnungen vermutlich sinnvoller gewesen.

Die Rückseite offenbart ein Layout, welches bei ITX-Gehäusen nicht häufig zum Einsatz kommt. Zwar wird auch ein Sandwich-Layout verwendet. Grafikkarte und Mainboard befinden sich aber in der gleichen Kammer. Bedeutet, dass die Rückseite der GPU direkt neben dem CPU-Kühler liegt. Die drei wiederverwendbaren PCI-Slotblenden auf der rechten Seite deuten bereits darauf hin, das es im Rocket Heavy Platz für große Grafikkarten gibt. Links daneben hat der Hersteller die Öffnung für das I/O-Shield und den Anschluss für das Netzteil platziert.

Die Unterseite ist optisch ein perfektes Abbild des Deckels. Auch hier sind Belüftungsöffnungen in Streifenform zu finden. Anders als im Deckel kommt hier jedoch Stahl zum Einsatz. Damit die Löcher ihren Zweck auch erfüllen können, hebt Kolink das Heavy durch vier Kunststofffüße in silberner HIFI-Optik vom Boden ab. Eine Schicht Gummi soll Vibrationen vermindern und die Abstellflächen vor Kratzern schützen.

Die äußere Verarbeitung hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck. Die Vermischung von verschiedenen Materialien wie Aluminium, Tempered Glass und Stahl ist natürlich Geschmackssache und führt automatisch zu leichten Farbunterschieden. Stabilität und Verarbeitungsqualität sind äußerlich aber durchgängig auf einem guten Niveau.

Inneneindruck

Durch die Seitenfenster war ja bereits ein leichter Einblick in den Innenraum möglich. Ohne Glas kann man den Innenraum dann aber doch deutlich besser betrachten. Dieser unterteilt sich grundsätzlich in zwei Kammern. Die linke Kammer bietet Raum für ein ITX-Mainboard und davor Platz für eine 3-Slot-Grafikkarte. Die Positionierung der GPU erfolgt dabei vertikal über ein Riserkabel, welches mit dem Sockel im Boden verschraubt werden muss. Der Sockel selbst ist modular und kann, je nach GPU-Breite, umpositioniert werden. Setzt man die Grafikkarte näher an das Seitenteil, erhöht sich dadurch die maximal mögliche Höhe des CPU-Kühlers.

Die zweite Kammer bietet Platz für ein SFX-(L-)-Netzteil und verfügt über einen ausbaubaren Halterahmen für zwei 2,5″- oder einen 3,5″-Datenträger. Die Befestigung erfolgt dabei immer über einfache Schrauben. Der Sockel des Netzteils ist fest mit dem Boden verbunden. Die Verschraubung muss deshalb von der Unterseite erfolgen. Außerdem wurde der Sockel mit einer kleinen Öffnung ausgestattet. Diese dient der Durchführung des Netzkabels.

Die Unterteilung der zwei Kammern erfolgt durch das Mainboard-Tray, welches aber im Bereich des Netzteils weiter in die Grafikkartenkammer hinein ragt. Hinter dem Mainboard verfügt das Tray über einen Ausschnitt für CPU-Kühler-Backplates und zwei Kabelmanagement-Öffnungen. Der Teil hinter dem PSU weist identische Belüftungsöffnungen wie Deckel und Boden auf. An diesen kann ein optionaler 120-Millimeter-Lüfter befestigt werden.

Belüftung ist an dieser Stelle ein gutes Stichwort. Das Rocket Heavy verfügt unterhalb des Deckels über einen Montagerahmen für zwei 120-Millimeter-Lüfter. Durch die Entfernung von vier Schrauben kann der Rahmen entnommen, bestückt und wieder verbaut werden. Kolink hat uns hier aber bereits etwas Arbeit abgenommen und spendiert dem Rocket Heavy einen 120-Millimeter-Lüfter. Leider konnten wir auf einer Seite des Rahmens leichte Ungleichmäßigkeiten bei der Lackierung erkennen.

Systembau im Kolink Rocket Heavy

Nun kommen wir zum Systemeinbau. Als Hardware verwenden wir einen AMD Ryzen 7 3700X* auf einem Gigabyte B450I AORUS WIFI  mit 32GB Crucial Ballistix Sport. Der Ryzen wird von einem Noctua NH-L12 Ghost S1 * gekühlt und ist nicht übertaktet. Für die Bildausgabe ist eine GTX 1060 6GB von Gigabyte AORUS zuständig. Die Stromversorgung erledigt das vollmodulare Corsair SF450 Gold mit einem Effizienzgrad von 80 Plus Gold.

Aufgrund des Layouts bedarf der Einbau der Komponenten einer gewissen Planung. Da die GPU zukünftig das Mainboard verdeckt, muss die Hauptplatine natürlich als erstes eingebaut werden. Anschließend empfiehlt sich der Einbau des Netzteils sowie weiterer Lüfter und die Verkabelung aller verfügbaren Komponenten. Dabei sollte man außerdem nicht vergessen das Netzteil einzuschalten und das Netzkabel durch die dafür vorgesehene Öffnung zu schieben. Zuletzt erfolgt die Anbringung des PCIe-Riser-Kabels und der Einbau der Grafikkarte. Da unser Noctua NH-L12 Ghost S1 eine Höhe von 66 Millimetern hat, mussten wir die GTX 1060 näher am Seitenteil platzieren. Insgesamt zwar der Einbau aller Komponenten nach 30 Minuten erledigt und macht, zumindest in der Hauptkammer, einen ordentlichen Eindruck.

In Bezug auf seine Hardware-Kompatibilität kann das Rocket Heavy ebenfalls überzeugen. Grafikkarten dürfen 3-Slots hoch und 340 Millimeter lang sein. Das reicht selbst für die stärksten Pixelbeschleuniger aus. Stark abhängig von der Grafikkartenhöhe ist jedoch die Höhe des CPU-Kühlers. Platziert man eine Dual-Slot Grafikkarte näher am Seitenteil, darf der Luftkühler maximal 68 Millimeter hoch sein. Die zweite GPU-Position reduziert diesen Wert auf 55 Millimeter. Kolink zielt bei der CPU-Kühlung allerdings eher auf den Einsatz einer AiO-Wasserkühlung ab. Radiator und Lüfter sollten dabei aber eine gemeinsame Tiefe von 52 Millimetern nicht überschreiten.

Der vorinstallierte Lüfter hat eine Rahmenbreite von 120-Millimetern und ist komplett schwarz gehalten. Er wird über ein 4-Pin-PWM-Kabel mit Strom versorgt und erreicht eine Drehzahl von 1500 Umdrehungen pro Minute. Der Betrieb bei Höchstgeschwindigkeit erzeugt eine hörbare, aber nicht unangenehme Geräuschkulisse.

Zuletzt kommen wir noch zu den Temperaturen, die im Kolink Rocket Heavy erreicht wurden. Während des Belastungstests wurden bei einer Raumtemperatur von 24°C 15 Minuten lang Prime95 und FurMark ausgeführt. Außerdem wurde der Test mit zwei verschiedenen Lüftergeschwindigkeiten durchgeführt.

Szenario
Temperatur
CPU: 50% PWM (1300 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
1x 120 mm auf 50% (1000 rpm) (Standard-Konfiguration)
CPU:  95 °C (CPU taktet auf 2,8 GHz herunter)
GPU:  82 °C
CPU: 50% (1300 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
2x 120 mm auf 50% (1000 rpm), 2x ausblasend
CPU:  94 °C (CPU taktet auf 3,4 GHz herunter)
GPU:  74 °C
CPU: 50% (1300 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
2x 120 mm auf 100% (1500 rpm), 2x ausblasend
CPU:  88 °C
GPU:  68 °C

Wie man sehen kann, ist die Verwendung von Lüftern im Kolink Rocket Heavy das A und O, wenn die Hardware nicht zu warm werden soll. Die Temperaturwerte der Grafikkarte können mit einem zweiten Lüfter im Deckel gut unter Kontrolle gebracht werden. Etwas anders sieht es leider bei der CPU aus. Durch den verhältnismäßig geringen Platz hinter der GPU, passen dort nur Low-Profile-Luftkühler. Soll eine vollwertige 3-Slot-GPU zum Einsatz kommen, empfehlen wir definitiv die Verwendung einer 240er-AiO-Wasserkühlung für den Prozessor.

Fazit zum Kolink Rocket Heavy

Wie bereits eingangs erwähnt, hatte Kolink beim Rocket Heavy ein etwas anderes Ziel vor Augen. Der Bruder des normalen Rocket ist nicht nur schwerer, sondern auch größer und günstiger. Der etwas größere Fußabdruck ermöglicht den Einbau von vollwertigen 3-Slot-Grafikkarten und einer AiO-Wasserkühlung im Deckel. Ergänzend kann das Rocket Heavy auch noch mit einem sehr guten Ausstattung und einem durchdachten Kühlkonzept überzeugen.

Kommt jedoch eine stärkere CPU zum Einsatz, ist die Inbetriebnahme einer AiO-Wasserkühlung Pflicht um nicht ins Temperaturlimit zu laufen. Zudem fordert der günstigere Preis ein Opfer bei der Materialauswahl. Trotz einer ähnlichen Lackierung erzeugt die Kombination aus Aluminium und Stahl automatisch einen leichten Farbunterschied. Hinzu kommt ein kleiner Lackierungsfehler im Bereich des Lüfterahmens. Die restliche Verarbeitung war aber grundsätzlich auf einem guten Niveau.

Addiert man alle Stärken sowie Schwächen und bringt zusätzlich den Preis von 110 Euro mit ins Spiel, dann stellt das Kolink Rocket Heavy durchaus eine gute Alternative zu anderen SFF-Gehäusen in dieser Preisklasse dar. Starke Konkurrenz gibt es trotzdem genug.

Kolink Rocket Heavy

Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis

87/100

Das Kolink Rocket Heavy ist ein optisch ansprechendes und gut ausgestattetes SFF-Gehäuse. Bei Einbau eines performanten Gaming-Systems ist die Verwendung einer AiO-Wasserkühlung für die CPU aber quasi Pflicht.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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