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Lian Li LANCOOL II – Featuregeladener Midi-Tower mit Kampfpreis

Es ist nun bereits mehr als ein Jahr her, dass der Hersteller Lian Li die Marke LANCOOL in Form des LANCOOL ONE wiederbelebt hat. Das LANCOOL One hatte in unserem Test bereits gut abgeschnitten, hatte aber ein paar Punkte die uns nicht so gut gefallen haben. Ende November 2019 hat der Hersteller nun die zweite Generation des LANCOOL gebrandeteten Gehäuses vorgestellt. Die zweite Version hört auf den Namen Lian Li LANCOOL II und verzichtet im Vergleich zum Vorgänger nun komplett auf Aluminium-Elemente. Dadurch gibt es mehr Spielraum für andere Features wie zum Beispiel beidseitige Glaselemente, spezielle Kabelmanagement-Vorrichtungen oder drei vorinstallierte Gehäuselüfter.

Das hier getestete Lian Li LANCOOL II ist schwarz lackiert und liegt preislich bei € 65,90 * (UVP: 90 €). Neben der schwarzen Variante hat Lian Li auch noch eine 10 € teurere weiße Version* im Produktportfolio. Ob sich ein Kauf des LANCOOL II lohnt und wie es allgemein abschneidet, werden wir für euch im nachfolgenden Test herausfinden.

Technische Details

Modell: Lian Li LANCOOL II
Gehäuse Typ: Midi-Tower
Abmessungen: 229 mm (B) x 494 mm (H) x 478 mm (T)
Gewicht: 11,3 kg
Material: Stahl, Kunststoff, Hartglas
Farbe: Schwarz
Front-Anschlüsse 1x USB 3.1 Typ-C (optional), 2x USB 3.0 Typ-A, 2x RGB-LED-Steuerung (Modus, Farbe), 1x Lautsprecher, 1x Mikrofon
Laufwerkschächte: 3x 3,5″/ 2,5″ (intern)
4x 2,5″ (intern)
Erweiterungsslots: 7x horizontal
Formfaktoren: E-ATX (bis 280 mm), ATX, mATX, mini-ITX
Belüftung: Front: 3x 120 mm oder 2x 140 mm
Heck: 1x 120 mm
Deckel: 2x 120 mm oder 2x 140 mm
Netzteilabdeckung: 2x 120 mm
Radiatoren: Front: 1x 360 / 280 / 240 mm
Deckel: 1x 240 mm
Heck: 1x 120 mm
Max. CPU-Kühlerhöhe: 176 mm
Max. Grafikkartenlänge: 384 mm
Max. Netzteillänge: 210 mm
Platz für Kabelmanagement: 24 mm
Platz für Frontradiator: max. 110 mm
Platz für Deckelradiator: 49 mm bis zum RAM/ 60 mm versetzt zum Mainboard
Preis: € 65,90 *
Besonderheiten: Staubfilter, Kabelmanagement, RGB-Leuchtstreifen in der Front, Seitenteile aus Glas, Kabelabdeckungen

Lieferumfang

Das Lian Li LANCOOL II kommt gut und sicher verpackt in einem braunen Karton mit schwarzer Schrift und ist von normalen Styropor-Blöcken umhüllt. Des Weiteren hat der Hersteller beide Seitenfenster mit zusätzlichen Schutzfolien beklebt, um Kratzer zu verhindern. Das mitgelieferte Zubehör wurde in einem weißen Karton innerhalb des Festplattenkäfigs verstaut. Dieser Karton beinhaltet alle wichtigen Schrauben, eine Bedienungsanleitung, diverse schwarze Kabelbinder und zwei wiederverwendbare Klettstreifen. Außerdem gehören zum Lieferumfang drei vorinstallierte 120-Millimeter-Lüfter, vorinstallierte Abstandshalter, Staubfilter für Front, Deckel und Netzteil, sowie zwei vorinstallierte RGB-Streifen inklusive Steuerplatine.

Außeneindruck

Die Frontpartie des LANCOOL II unterscheidet sich im Vergleich durch den fast vollständigen Verzicht auf Aluminium. Mit Ausnahme des Hersteller-Logos besteht das komplette Frontpanel aus Stahl bzw. Kunststoff und verfügt zu besseren Belüftung des Innenraums über große Öffnungen auf beiden Seiten. Zieht man das Frontelement mit einem kräftigem Ruck ab, offenbaren sich dahinter ein variabler Lüfterrahmen für bis zu drei 120-mm-Lüfter und zwei magnetisch angebrachte Staubfilter. Hinter den beiden Staubfiltern verstecken sich zwei digital-adressierbare RGB-Streifen. Um bei der Demontage die Gefahr von abgerissenen Kabeln zu vermeiden, verfügt das Frontpanel über einen Quick-Connect-Anschluss für die Beleuchtung.

Die Deckelpartie des LANCOOL II ähnelt dem Design vieler aktueller Midi-Tower. Ein Großteil der Deckelfläche wird durch eine große Lüfteröffnung dominiert und von einem magnetischen Staubfilter vor Staub geschützt bzw. optisch aufgehübscht. Davor liegt das I/O-Panel. Dieses zeichnet sich durch zwei USB 3.0-Anschlüsse, eine Mikrofon-Kopfhörer-Kombibuchse und insgesamt vier Schalter aus. Die vier Schalter dienen für Power, Reset und zur Steuerung des RGB-Streifens. Zuletzt sei hier noch zu erwähnen, dass das I/O-Panel mit einer Vorbereitung für einen USB 3.1 Typ-C-Port versehen wurde. Das entsprechende Kabel muss aber zusätzlich erworben werden und gehört nicht zum Lieferumfang.

Das linke und rechte Seitenteil des LANCOOL II bestehen aus gehärtetem Glas und sind mit Magneten bzw. Scharnieren am Korpus angebracht. Durch den Wegfall von Rändelschrauben wird die Optik verbessert und zudem die Demontage der Seitenteile erleichtert. Auf den Bildern kann man gut erkennen, dass die Seitenteile nur den oberen Bereich abdecken. Für den Bereich unterhalb der Netzteilabdeckung hat sich Lian Li ein weiteres nettes Feature überlegt. Der Midi-Tower verfügt nämlich beidseitig über zwei magnetische Klappen aus Stahl. Sind diese geöffnet, hat man Zugriff auf den Festplatten-Käfig und kann das Netzteil montieren ohne die kompletten Seitenteile entfernen zu müssen.

Unterseite und Rückseite sind hingegen klassisch gestaltet. Der Midi-Tower steht auf vier soliden und mit Gummistreifen ausgestatteten Füßen aus Kunststoff. Das Netzteil sitzt unten und wird durch einen großen, feinmaschigen Staubfilter vor Verschmutzung geschützt. Außerdem gibt es eine Art Schienensystem, um den Festplattenkäfig bei Bedarf verschieben zu können. An der Rückseite existieren sieben wiederverwendbare PCI-Slotblenden, Belüftungslöcher und ein Montageplatz für einen Lüfter mit einer Rahmenbreite von 120 Millimetern.

Inneneindruck

Die Gestaltung des Innenraums wurde beim LANCOOL II ebenfalls überdacht. Dieser folgt zwar auch dem aktuellen Trend und ist sehr offen bzw. in zwei Kammern unterteilt. Die gummierten Kabelmanagement-Öffnungen mussten aber einer herausstehenden Sichtblende weichen. Das Mainboard, Erweiterungskarten und mögliche Radiatoren werden also, wie so üblich, in der oberen Kammer untergebracht. Neben der Sichtblende auf der rechten Seite des Mainboards gibt es noch weitere Kabelmanagement-Öffnungen in der Netzteilabdeckung und oberhalb des Mainboard-Trays. Durch den Wegfall von HDD-Käfigen in der oberen Kammer, kann der vorinstallierte Lüfter ungehindert kalte Luft ins Innere befördern. Durch den variablen Lüfterrahmen ist es zudem möglich, die Frontlüfter/ Frontradiatoren in vier verschiedenen Positionen zu verbauen.

Die im unteren Bereich angebrachte Netzteilabdeckung verbessert nicht nur die Optik indem sie das Netzteil, Kabel und den Festplattenkäfig verdeckt, sie bietet außerdem Lüftungsschlitze und Bohrungen für zwei Lüfter mit einer Rahmenbreite von 120 Millimetern. Zusätzlich ist die Abdeckung modular aufgebaut. Möchte man in der Front einen dicken Wasserkühlungs-Radiator verbauen, lässt sich mithilfe einer einzige Schrauben eine entsprechende Blende entfernen.

Werfen wir nun ein Blick auf die Rückseite. Ein besonderes Feature dürfte hier jedem sofort auffallen. Um die rechte Seite trotz Verkabelung ordentlich wirken zu lassen, hat Lian Li die Rückseite mit zwei Kabel-Abdeckungen ausgestattet. Was nicht verdeckt wird, sind lediglich die zwei Montageplätze für 2,5″-SSDs. Öffnet man auf der rechten Seite die Klappe des Netzteiltunnels kommen zwei weitere Montageplätze für 2,5″-SSDs zum Vorschein. 3,5″-Festplatten können im LANCOOL II ebenfalls untergebracht werden. Dazu muss man nur auf der linken Seite die untere Klappe öffnen und hat direkten Zugriff auf drei HDD-Rahmen aus Kunststoff. Der HDD-Käfig ist auf einem Schienensystem gelagert und kann verschoben oder zugunsten von einem längeren Netzteil auch komplett ausgebaut werden.

Systembau im Lian Li LANCOOL II

Nun kommen wir zum Systemeinbau. Als Hardware verwenden wir einen AMD Ryzen 5 1400 auf einem MSI B350 PC Mate mit 16GB Crucial Ballistix Sport LT grau DDR4-2666. Der Ryzen wird von einem EKL Alpenföhn Matterhorn Pure gekühlt. Für die Bildausgabe ist eine GTX 1060 6GB von Gigabte AORUS zuständig. Die Stromversorgung erledigt das nichtmodulare Berlin Pro RGB 650W mit RGB-Lüfter. Um die Verkabelung optisch noch etwas aufzuwerten, wurden zudem einzeln gesleevte Kabelverlängerungen von Phanteks verwendet.

Wie erwartet war der Einbau aller Komponenten im LANCOOL II sehr einfach und schnell erledigt. Durch die gut positionierten bzw. dimensionierten Kabelmanagement-Öffnungen und die 24 Millimeter hinter dem Mainboard-Tray konnten alle Kabel ordentlich verlegt werden. Die Kabelabdeckungen auf der Rückseite lassen die Verkabelung auf der Rückseite problemlos verschwinden und sorgen somit für eine aufgeräumte Optik. Allgemein sind die Platzverhältnisse im Lian Li LANCOOL II sowieso recht üppig. Für CPU-Kühler stehen maximal 176 Millimeter Platz zur Verfügung. Das reicht für alle leistungsstarken Kühler aus. Auch bei einer maximal möglichen Länge von 384 Millimetern für Grafikkarten oder 210 Millimetern beim Netzteil muss sich der Käufer kaum Gedanken machen.

Die Montage der Datenträger erfordert in allen Fällen die Verwendung eines Schraubendrehers. Große 3,5″-Festplatten kommen im HDD-Käfig im vorderen Bereich des Gehäuses unter. Zur Befestigung werden die HDDs mit dem Kunststoffrahmen verschraubt und anschließend in den Schacht geschoben. Eine richtige Entkopplung gibts es aber leider nicht. Zwei SSDs können hinter dem Mainboards-Tray mit jeweils vier normalen Schrauben an einer Stahlplatte angebracht werden. Zwei weitere SSDs oder kleine Festplatten können zudem auf der Rückseite der Klappe der Netzteilabdeckung befestigt werden.

Die drei vorinstallierten Gehäuselüfter haben eine Rahmenbreite von 120 Millimetern und drehen mit maximal 1400 Umdrehungen pro Minute. Der Anschluss erfolgt über schwarz gehaltene 3-Pin-Anschlüsse direkt mit dem Mainboard. Auf voller Geschwindigkeit sind die Lüfter leider gut hörbar. Heruntergeregelt auf 800 Umdrehungen pro Minute ist die Geräuschkulisse deutlich angenehmer, die Fördermenge aber spürbar geringer.

Zuletzt kommen wir noch zu den Temperaturen, die im LANCOOL II erreicht wurden. Während des Belastungstests wurden bei einer Raumtemperatur von 17 °C 15 Minuten lang Prime95 und FurMark ausgeführt. Zusätzlich wurde dieser Test in zwei verschiedenen Varianten (Gehäuselüfter auf 100%, Gehäuselüfter auf 50%) durchgeführt.

Szenario
Temperatur
CPU: 50% PWM (1100 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
Gehäuse: 100% (1400 rpm)
CPU:  69 °C
GPU:  57 °C
CPU: 50% (1100 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
Gehäuse: 50% (950 rpm)
CPU:  74 °C
GPU:  59 °C

Bei den Temperaturen gibt es grundsätzlich nichts zu beanstanden. Die CPU ist zwar mit maximal 74 °C etwas wärmer geworden, die Werte bewegen sich aber absolut noch im grünen Bereich. Die Grafikkarte bleibt mit maximal 59 °C erstaunlich kühl. Das deutet stark darauf hin, dass die großen Lüfteröffnungen im Frontpanel Wirkung zeigen und der einzelne Frontlüfter ausreichend kalte Luft in den Innenraum befördern kann.

Beleuchtungsoptionen im Lian Li LANCOOL II

Im Vergleich zu vielen Konkurrenten verzichtet Lian Li bei LANCOOL II komplett auf RGB-Lüfter und setzt auf zwei versteckte RGB-Streifen in der Front. Die Ansteuerung des Streifen erfolgt entweder digital über das Mainboard per 3pin-5V-RGB-Anschluss oder über die integrierte Steuerplatine im I/O-Panel. Um letzteres zu ermöglichen, muss das RGB-Anschlusskabel lediglich mit der Kontaktplatine an der Front verbunden werden. Dieser optionale Schritt ist aber leider in der Bedienungsanleitung nicht näher erläutert. Die indirekte Beleuchtung der Lüftergitter wirkt stimmig und erinnert ein wenig an das Gesicht eines Transformers. Abschließend noch ein paar Impressionen zur Beleuchtung.

Fazit zum Lian Li LANCOOL II

Lian Li hat mit dem LANCOOL One bereits Aufsehen erregt und vieles richtig gemacht. Dennoch gab es in der ersten Version noch vereinzelte Punkte die einer Verbesserung bedurft haben. Bei der zweiten Version hat der Hersteller nun nochmal eine Schippe draufgelegt. Durch den Verzicht auf Aluminium-Akzente konnte in anderen Bereichen mehr Geld investiert werden. Das LANCOOL II ist hochwertig verarbeitet und bietet sehr viele Features. So verfügt es nicht nur über ein attraktives Frontpanel mit RGB-Beleuchtung und beidseitige Seitenteile aus Glas, dieser Midi-Tower bietet auch sehr viel Platz, einen modulare Lüfterahmen, praktische Klappen für den Netzteiltunnel, Kabelabdeckungen auf der Rückseite und drei vorinstallierte Gehäuselüfter.

Lediglich die Laustärke der ungeregelten Lüfter und eine nicht vorhandene Entkopplung für 3,5″-Festplatten gibt es zu bemängeln. Zudem stört die leere Öffnung für den optionalen USB 3.1 Typ-C-Anschluss im I/O-Panel ein wenig die Optik. Da Lian Li aber höchstwahrscheinlich die magische 100-Euro-Grenze nicht überschreiten wollte, war ein serienmäßiger USB Typ-C-Anschluss preislich nicht mehr machbar. Betrachtet man abschließend die Vor- sowie Nachteile und bezieht den Kaufpreis von 89,90 € mit ein, kann uns das Lian Li LANCOOL II definitiv überzeugen und bekommt eine klare Kaufempfehlung.


Lian Li LANCOOL II

Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis

Geräumiger und hochwertig verarbeiteter Midi-Tower mit vielen Features und einem kompetitiven Preis.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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g
garfield36

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Im Artikel steht, dass man den Festplatten-Käfig aus bauen kann. Hat das der Tester überhaupt probiert? Da ich keine herkömmlichen Festplatten verwende, brauche ich ihn nicht. Daher habe ich den Käfig ausbaut, damit ein unten montierter Lüfter in Richtung des passiven Netzteils Luft blasen kann. Den HD-Käfig zu entfernen ist etwas tricky. Man muss nämlich die Abdeckung des NT-Tunnels (im Frontbereich) abnehmen, um den Käfig rausnehmen zu können. So habe ich das noch nicht gesehen.

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jonas

Öfters hier

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Ja habe ich getestet, hatte es aber nicht per Foto dokumentiert.

Im Vergleich zu anderen Gehäusen ist es wirklich etwas umständlich. Aber es ist gut das man den Käfig überhaupt verschieben oder ausbauen kann.

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g
garfield36

Neues Mitglied

2 Beiträge 0 Likes

Ich habe jedenfalls ein paar Minuten gebraucht, bis ich das herausgefunden habe.

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