PC-Komponenten

Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition – perfekter CPU-Kühler für kompakte ITX-Systeme?

PC-Systeme mit einem kleinen Fußabdruck liegen derzeit absolut im Trend. Vor allem Kickstarter-Projekte im Bereich Small-Form-Faktor Gehäuse sind in letzter Zeit sehr oft vertreten. Eines dieser Kickstarter-Gehäuse ist das Ghost S1 MKII des schwedischen Herstellers LOUQE. Eine Herausforderung in solchen SFF-Gehäusen ist jedoch immer wieder die Kühlung der Komponenten. Die Auswahl der Einzelteile muss aufgrund der geringen Gehäusebreiten vor dem Bau des Systems also gut durchdacht werden. Zusammen mit LOUQE hat der weltweit bekannte Hersteller von CPU-Kühlern Noctua nun einen Kühlkörper auf den Markt gebracht, der perfekt in das Ghost S1 MKII passt.

Der Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition ist dabei aber keine komplette Neuentwicklung. Grundsätzlich handelt es sich nämlich um einen Noctua NH-L12, bei dem lediglich der 120-Millimeter-Lüfter weggelassen wurde. Als UVP gibt Noctua für den NH-L12 Ghost S1 Edition einen Preis von 55 Euro (aktuell: € 74,90 *) an. Ob der Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition zu empfehlen ist, erfahrt ihr in diesem Review.

Technische Details

Kühler-Spezifikationen

Maße (mit Lüfter) 150 x 66 x 128 mm (B x H x T)
Gewicht (mit Lüfter) 500 g
Material Kupfer (Bodenplatte, Heatpipes, vernickelt), Aluminium (Kühlrippen)
Heatpipes 4x Ø 6 mm
Kompatibilität AMD AM2, AM2+, AM3, AM3+, AM4, FM1, FM2, FM2+ (Backplate erforderlich)
Kompatibilität Intel LGA2066, LGA2011-0 & LGA2011-3 (Square ILM), LGA1200, LGA1156, LGA1155, LGA1151, LGA1150
Preis € 74,90 *

Lüfter-Spezifikationen

Lüfter-Bezeichnung Noctua NF-B9 PWM
Lagertyp SSP-Bearing
Abmessungen 92 x 92 x 25 mm
Geschwindigkeit 300 – 1.600 U/min
Lautstärke max. 17,6 dB(A)
Fördervolumen max. 64,3 m³/h
Leistungsaufnahme 0,96 W

Verpackung & Lieferumfang

Der Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition kommt in einem verhältnismäßig großen Karton, der Noctua-typisch gestaltet ist. Die Kartonage ist farbig bedruckt und zeigt alle technischen Informationen und Bilder des Kühlers bzw. den Lüfters. Alle Angaben sind in englischer Sprache verfasst.

Öffnet man den Deckel, findet man zuerst einmal eine große Zubehör-Box mit viel Inhalt. Zum Zubehör gehören zahlreiche Montage-Elemente für diverse Intel- und AMD-Sockel, Wärmeleitpaste, drei Anleitungen, ein Schraubendreher und ein Low-Noise-Adapter.

Unterhalb der Zubehör-Box liegt dann, gut geschützt durch Pappe, der Kühlkörper inklusive Lüfter. Wie wir es von Noctua gewöhnt sind, ist die Verpackung gut durchdacht und das Zubehör ist sehr umfangreich. Auch wenn dieser Kühler speziell für das LOUQE S1 Ghost gedacht ist, wäre die Beigabe von Klammern zur Montage eines zusätzlichen 120-Millimeter-Lüfters noch nett gewesen.

Verpackung – geschützter Kühler

Design & Verarbeitung

Der Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition ist zwar ein Kühler speziell für ITX-Systeme, wirkt aber auf den ersten Blick doch recht wuchtig. Der Kühlerkörper basiert auf vier 6-Millimeter-Heatpipes, 60 Aluminium-Lamellen sowie einer glatten Bodenplatte aus Kupfer. Um eine einheitliche Optik zu erzeugen, wurden alle Heatpipes sowie die Bodenplatte vernickelt und in die die äußerste Lamelle wurde das Hersteller-Logo gestanzt.

Der vorinstallierte Lüfter trägt die Bezeichnung Noctua NF-B9 PWM und ist ab Werk so orientiert, dass die Luft durch die Lamellen gesaugt und in Richtung des Sockel befördert wird. Er hat eine Rahmenbreite von 92 Millimetern, ist 25 Millimeter tief und dreht mit maximal 2600 Umdrehungen pro Minute. Der Anschluss erfolgt über ein schwarz gesleevtes Kabel mit 4-Pin-PWM-Anschluss.

Das optische Erscheinungsbild und die Verarbeitung des Noctua NH-L12 Ghost S1 sind auf einem sehr hohen Niveau. Es gibt keine Verarbeitungsfehler, verbogene Finnen oder fehlendes Zubehör. Abgerundet wird das Gesamtpaket durch eine 6-jährige Herstellergarantie auf Kühlkörper, Lüfter und Zubehör.

Montage

Für das Review kommt ein Testsystem auf einem Benchtable zum Einsatz. Dadurch können wir Faktoren wie einen Hitzestau im Gehäuse ausschließen. Das Testsystem besteht aus den folgenden Komponenten.

Wie bei allen aktuellen Kühlern von Noctua, wird auch beim Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition auf das Multi-Plattform-Montage-System „SecuFirm2“ gesetzt. Dieses System beruht auf der Montage mit Backplate und Haltebügeln auf der Vorderseite. Für Intel-Systeme wird eine Backplate mitgeliefert, für AMD-Systeme kommt die Backplate des AMD-Retention-Moduls zum Einsatz. Unabhängig vom Sockel kann der Kühler in jeder Ausrichtung montiert werden. Nachfolgend zeigen wir einmal grob die Montage auf dem Sockel AM4.

Geht man von einem herkömmlichen AM4-Mainboard aus, muss dieses erstmal vorbereitet werden indem die Kunststoffbügel auf der Vorderseite entfernt werden. Die Backplate verbleibt hinter dem Mainboard. Nun setzt man die vier Kunststoffhülsen über die Montagelöcher der Backplate und legt anschließend die mitgelieferten Haltebügel aus Metall auf die Kunststoffhülsen. Je nach gewünschter Ausrichtung müssen an dieser Stelle die kurzen oder langen Bügel ausgewählt werden. Anschließend verschraubt man mit Hilfe von vier langen Schrauben die Haltebügel mit der Backplate.

Im letzten Schritt trägt man die Wärmeleitpaste gemäß Anleitung auf den Heatspreader der CPU auf, stellt den Kühler auf die CPU und verschraubt diesen mit den Haltebügeln. Der vormontierte Lüfter muss vor keinem der Montageschritte abgenommen werden und ermöglicht durch seine Rahmenbreite von 92 Millimetern die Montage von RAM-Modulen bis zu einer Höhe von 48 Millimetern.

Das SecuFirm2-Montage-System von Noctua gehört zu einem der besten Systeme auf dem Markt. Die Montageanleitung ist klar formuliert und bebildert. Das mitgelieferte Zubehör ermöglicht die sichere Montage des CPU-Kühlers in jeder Ausrichtung und durch den Einsatz von federgelagerten Schrauben wird die Gefahr eines zu hohen Anpressdrucks minimiert. Bei Bedarf kann beim Hersteller zudem kostenlos ein Montage-Kit für Sockel 1366 und Sockel 775 angefordert werden.

Durch seine Bauweise ist der Noctua NH-L12 S1 Ghost kompatibel bis bis zu 48 Millimeter hohen RAM-Riegeln. Damit passen zum Beispiel die beliebten G.Skill RipJaws als auch die G.Skill Trident Z unter diesen Kühler. Je nach Mainboard und Ausrichtung des Kühlkörpers könnte es aber dazu kommen, dass die Heatpipes über den PCIe-Slot ragen. Da der Sockel bei unserem Gigabyte B450 I Aorus Pro WIFI recht hoch auf dem Mainboard sitzt, gibt es bei dieser Hauptplatine keine Komplikationen. Außerdem führt Noctua zu jeden Kühler eine Kompatibilitätsliste.

Lautstärke und Kühlleistung

Wie bereits im vorherigen Kapitel aufgezeigt, verwenden wir als Testhardware ein AM4-System auf Basis des Ryzen 5 1400 und dem Gigabyte B450 I Aorus Pro WIFI. Der Ryzen läuft auf 3.8 GHz bei 1,25V. Der Lüfter des NH-L12 S1 Ghost war so verbaut, dass dieser die Luft durch den Kühler zieht und auf das Mainboard befördert.

Um den Prozessor aufzuheizen, wurde der Prozessor 15 Minuten mit Prime95 belastet. Die Temperatur der CPU wurde anschließend mit dem CPUID Hardwaremonitor ausgelesen. Dieser Test wurde in zwei verschiedenen Szenarien durchgeführt und anschließend mit den Werten des AMD Boxed Kühlers (Wraith Stealth) und mit denen des Noctua NH-L9a-AM4 verglichen. Während der Temperaturmessungen hatte der Raum eine Temperatur von 22° C.

Kühler Betriebsszenario RPM Temperatur
AMD Wraith Stealth 50% PWM 1500 rpm 102 °C (Absturz)
AMD Wraith Stealth 100% PWM 2650 rpm 87 °C
Noctua NH-L9a-AM4, 1x 92mm 50% PWM 1500 rpm 91 °C
Noctua NH-L9a-AM4, 1x 92mm 100% PWM 2500 rpm 75 °C
Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition, 1x 92mm 50% PWM 1050 rpm 84 °C
Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition, 1x 92mm 100% PWM 1800 rpm 68 °C

Betrachtet man die maximalen Temperatur-Werte des Noctua NH-L12 Ghost S1 und vergleicht diese mit denen der anderen Kühler, dann kann man schnell erkennen, dass dieser ITX-Kühler seine Sache ganz gut macht. Der Ryzen 5 1400 erreicht selbst bei einer niedrigeren Drehzahl keine kritischen Temperaturen. CPUs mit einer TDP von 105W oder höher wird der Noctua NH-L12 S1 Ghost aber wahrscheinlich nicht gut kühlen können. Solch hitzige Prozessoren finden aber meistens eh nicht den Weg in ein ITX-System.

Der Noctua-Lüfter agierte während der Belastungsszenarien überwiegend leise. Im niedrigen Drehzahlbereich ist er fast gar nicht zu hören. Bei voller Geschwindigkeit ist er dann zwar klar hörbar, nervt aber nicht und könnte mit Leichtigkeit von dem ein oder anderen Grafikkartenmodell übertönt werden. Nebengeräusche sucht man bei diesem Modell ebenfalls vergebens.

Fazit zum Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition

Kommen wir nun zum Fazit dieses Reviews. Auf diesem Blog hatten wir ja schon den ein oder anderen Kühler von Noctua im Test und können es an dieser Stelle nochmal wiederholen: Noctua entwickelt und fertig sehr gute CPU-Kühler. Das hat sich auch beim NH-L12 Ghost S1 nicht geändert. Dieser ITX-Kühler wurde zwar nicht von Grund auf neu entwickelt, besitzt aber trotzdem die vielen guten Eigenschaften. Die Verarbeitung ist auf einem sehr hohen Niveau und Design bzw. Layout sind gut durchdacht und ermöglichen dadurch die Montage von ausladenden RAM-Riegeln. Positiv sind ebenfalls das umfangreiche Zubehör und das ausgeklügelte Montage-System. Abgerundet wird das Gesamtergebnis dann noch durch die 6-jährige Herstellergarantie.

Hohe Verarbeitungsqualität, ein durchdachtes Montage-System und eine lange Garantie schlagen sich allerdings auch immer auf den Preis nieder. So kostet der Noctua NH-L12 S1 Ghost Edition 55 Euro (aktuell: € 74,90 *) und ist somit fast 10 Euro teurer als sein Vorgänger (Noctua NH-L12). Bei dieser Sonderedition bezahlt man also definitiv einen ITX-Aufschlag. Wer jedoch das LOUQE Ghost S1 besitzt oder ein anderes ITX-Gehäuse sein eigen nennt, welches maximal 66 Millimeter hohe Kühler unterstützt, der bekommt mit dem Noctua NH-L12 S1 Ghost einen sehr guten CPU-Kühler.

Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition

Design
Verarbeitung
Montage
Kühlleistung
Lautstärke
Preis-Leistungs-Verhältnis

90/100

Der Noctua NH-L12 Ghost S1 Edition ist ein rundum gelungener CPU-Kühler für kompakte ITX-Systeme. Käufer müssen aber einen "ITX-Aufschlag" beim Preis hinnehmen.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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