Das ehemals als Enthoo Luxe 2 bezeichnete Phanteks Enthoo 719 möchte mit viel Ausstattung und massig Platz für Radiatoren das Herz von Wasserkühlungs-Enthusiasten gewinnen.
Geht der Plan auf oder sitzen Wasserkühlungs-Fans auf dem Trockenen?
Zur Verfügung gestellt wurde das Gehäuse von Caseking.
Die Verpackung
Phanteks liefert das Gehäuse in einem unscheinbaren, braunen Karton aus. In diesem wird das Enthoo 719 durch Schaumstoff sowie einen Stoffbeutel geschützt. Außerdem befindet sich ein großer Karton, der das Zubehör enthält, in der Packung.
Das Zubehör
Das Zubehör-Konvolut, das dem 719 beiliegt, ist beachtlich.
Eine Bedienungsanleitung, die sich über 35 Seiten erstreckt und dem User in farbigen Bildern und Texten sowohl die Features des Gehäuses als auch die Installation der Hardware erklärt, liegt ganz oben im Karton.
Zusätzlich im Gepäck befindet sich eine Plastikbox, in der alle Schrauben fein säuberlich sortiert und beschriftet wurden. Diese enthält eine selbsthaltende Daumenschraube, 38 Mainboard-/SSD-Schrauben, 8 Lüfterschrauben, 6 Mainboard-Abstandshalter sowie eine Eindrehhilfe, 12 Schrauben zur Netzteilmontage, 14 normale Daumenschrauben, 4 Entkoppler fürs 2. Netzteil, 16 HDD-Schrauben sowie 3 Schrauben zur Befestigung des Riser-Kabels.
Vier 3,5-Zoll-Festplattenhalterungen befinden sich noch im Lieferumfang. In diesen werden je eine 2,5″- oder eine 3,5″-Festplatte eingebaut. Die 3,5″-Festplatten werden durch dünne Gummiringe entkoppelt. Diese Halterungen platziert man dann unten in der Hauptkammer des Gehäuses, dort, wo man auch drei 120-mm-Lüfter montieren kann. Zusätzliche Halterungen werden werkzeuglos auf die bereits montierte Halterung gesteckt.
Das Dual System Cover ermöglicht die Montage eines zweiten Mainboards sowie einer vertikalen Grafikkarte.
Ein mitgeliefertes GPU-Anti-Sag-Bracket soll das Durchbiegen von langen und schweren Grafikkarten verhindern.
Für die vertikale Montage einer Grafikkarte legt Phanteks eine Halterung bei. Ein PCIe-Riser-Kabel muss aber separat erworben werden.
Schlussendlich befinden sich in einer Plastiktüte noch sechs Kabelbinder sowie ein Phanteks-Badge.
Das Zubehör des Enthoo 719 sucht seinesgleichen, es dürften keine Wünsche offen bleiben.
Die technischen Daten
Modell | Phanteks Enthoo 719 |
Gehäuse-Typ | Full Tower |
Abmessungen (Breite x Höhe x Tiefe) | 240 x 570 x 595 mm |
Gewicht | 14,3 kg |
Material | Aluminium, Stahl, Kunststoff, Glas |
Farbvarianten | schwarz / grau |
Frontpanel-Anschlüsse | 4x USB 3.0 Typ A, 1x USB 3.1 Typ C, 2x 3,5 mm Klinke |
Laufwerkschächte | 4x 3,5 Zoll, 11x 2,5 Zoll |
Erweiterungsslots | 8x horizontal, 3x vertikal |
Formfaktoren | bis E-ATX (SSI-EEB / System 1), bis Mini-ITX (System 2) |
Belüftung | 3x 140 mm / 4x 120 mm (vorne), 3x 120 mm (unten), 4x 120 mm (Seite), 3x 120 mm (oben), 1x 140 mm (hinten) |
vorinstallierte Lüfter | keine |
Radiatoren (max., nicht alle Größen sind gleichzeitig möglich!) | 480 mm (vorne), 360 mm (unten), 480 mm (Seite), 360 mm (oben), 140 mm (hinten) |
Max. CPU-Kühlerhöhe | 195 mm |
Max. Grafikkartenlänge | 340 mm (mit Festplattenschlitten in der Front) / 503 mm (ohne Festplattenschlitten) |
Max. Netzteillänge | 175 mm (Hauptnetzteil) |
Platz für Kabelmanagement | 3,4 cm (vorne) / 9 cm (hinter Kabelabdeckung) |
Preis | Preis nicht verfügbar * |
Besonderheiten | Staubfilter, Kabelmanagement, ARGB-Beleuchtung, Seitenfenster aus Glas, integrierter Fanhub, Fillport (oben), 2 Netzteile ODER 2 Mainboards möglich |
Das Enthoo 719 von außen
Von vorne fällt sofort die massive Metallplatte auf, die vor dem vorderen Lufteinlass thront. Links und rechts davon lässt Phanteks großzügige Schlitze frei, damit etwaige Lüfter noch effektiv arbeiten können. Knappe 3,5 cm hinter der Metallplatte befindet sich ein Staubfilter, der sich über die gesamte Front erstreckt. Leider muss zu dessen Reinigung die Front demontiert werden.
Im oberen Bereich der Front finden wir einen 5,25″-Slot… denkste! Hinter der Blende, die sich nur sehr schwer aufklappen lässt, befindet sich stattdessen das I/O-Panel. Es besteht aus vier USB-3.0-Typ-A-Ports, einem USB-3.1-Typ-C-Port, Klinkenanschlüssen für ein Mikrofon und einen Kopfhörer, einem Reset-Button und zwei Knöpfen, die die Beleuchtung steuern.
Kaum zu sehen, aber im unteren Bereich der Front hat Phanteks den Markennamen eingestanzt. Abgesehen davon kommt das Gehäuse, wenn man von den Klettverschluss-Kabelbindern im Innern absieht, ohne Branding aus.
Links und rechts neben der Frontplatte befinden sich Kunststoffstreifen, die sich von den Standfüßen über die Front und die gesamte Oberseite des Gehäuses erstrecken. Bedauerlicherweise mag die Qualität des Plastiks so gar nicht zum Preis des 719 passen; es neigt zum Knarzen, auch bei Temperaturveränderungen im Gehäuseinnern. Das sollte bei diesem Preis nicht vorkommen. In einen dieser Kunststoffstreifen hat Phanteks einen ARGB-Streifen eingearbeitet. Der dünne Streifen erstreckt sich vom unteren Rand des linken Seitenteils über den rechten Rand der Front bis hin zum rechten Rand der Oberseite. Oberhalb des Mainboard-Trays für das ITX-Mainboard sitzt ebenfalls noch ein dünner ARGB-Streifen.
Die Oberseite besitzt auch eine große Platte aus Metall. Sie wird ebenfalls von den Plastikstreifen flankiert. Im vorderen Bereich der Metallplatte befindet sich der große, elliptische Powerbutton, der über einen kurzen Hub und guten Druckpunkt verfügt.
Das rechte Seitenteil bietet vorne einen großen Staubfilter für die Lüfter, die rechts neben dem Mainboard-Tray verbaut werden können. Genau wie beim Netzteil-Staubfilter, der sich rechts am Seitenteil befindet, muss die Seitenwand nicht entfernt werden, um sie zu reinigen. À propos Seitenwand: Diese lässt sich wie eine Autotür öffnen (sie wird nur an der Front eingehangen) und Daumenschrauben, die auch im gelösten Zustand an ihrem Platz bleiben, halten die Seite fest.
Ein Sichtfenster für die SSDs
Als Eye-Catcher enthält das Seitenteil auf Höhe der drei 2,5″-Halterungen ein Sichtfenster aus Glas. Perfekt geeignet, um beleuchtete SSDs zur Schau zu stellen.
Auf der linken Gehäuseseite erlaubt das Seitenteil aus Glas einen Blick ins Gehäuseinnere. Der Schließmechanismus befindet sich an der Vorderseite und erlaubt das Öffnen des Glases. Es schwingt gegenläufig zum rechten Seitenteil auf. Zugunsten eines einfacheren Einbaus kann das Glas aber auch aus seinen zwei Angeln gehoben und abgenommen werden.
Die Rückseite offenbart den Blick auf den Lüfterplatz, der einen 120 oder 140 mm großen Luftschaufler aufnimmt. Darunter befinden sich acht horizontale und drei vertikale Slotblenden. Gut zu sehen ist auch, dass das Netzteil stehend montiert wird.
Auf der Unterseite montiert Phanteks die gummierten Standfüße sowie einen sehr großen Staubfilter, der nach vorne herausgezogen werden kann, wenn das Frontpanel entfernt wurde.
Um das Frontpanel zu entfernen, müssen zuerst zwei Daumenschrauben am Top-Panel gelöst werden. Im nächsten Schritt wird das Top-Panel etwas nach hinten gezogen und dann angehoben, anschließend abgenommen. Das Front-Panel kann nun nach oben gezogen und entfernt werden.
Das Enthoo 719 von innen
Öffnen wir das Enthoo 719, so fällt der Blick sofort auf den Mainboard-Tray. Dieser bietet Platz für bis zu E-ATX-(SSI EEB)-Mainboards. Rechts neben ihm befinden sich großzügige, gummierte Öffnungen, um Kabel durchzuführen. Diese werden durch jeweils zwei (ungummierte) Durchführungen oberhalb und unterhalb des Mainboards komplettiert.
Rechts daneben befinden sich vier Cover aus Kunststoff. Auf jede der beiden Seiten lässt sich ein 2,5″-Laufwerk montieren; auf der Rückseite sogar komplett ohne Schrauben. Entkoppelt werden die Datenspeicher aber nicht.
Alternativ können diese Cover entfernt werden. So schafft man Platz für bis zu vier 120-mm-Lüfter oder einen 480-mm-Radiator.
Hinter dem Frontpanel gibt es ebenfalls Platz für einen Radiator; dieser darf auch maximal im 480er-Format sein. Alternativ kann der User entweder drei 140-mm- oder vier 120-mm-Lüfter verbauen.
Sogar ein Fillport ist verbaut
Die Oberseite bietet mit einem Fillport ein nützliches Feature für alle Fans von Custom-Wasserkühlungen. Gleichwohl kann man einen 360er-Wärmetauscher oder drei 120-mm-Luftschaufler einbauen.
Wem das immer noch nicht genug Kühlfläche ist, der kann noch auf dem Gehäuseboden einen 360er-Radiator oder drei 120-mm-Lüfter verbauen. Dies funktioniert aber nur, solange man auf die sich im Lieferumfang befindenden Festplattenhalterungen verzichtet beziehungsweise sie in der Front verbaut. Wer ein zusätzliches Netzteil verbaut, muss ebenfalls, je nach Platzbedarf des Stromspenders, mit Einschränkungen klarkommen. Die Radiator-Halterung an der Unterseite lässt sich sogar ganz einfach herausnehmen, um die Wärmetauscher mühelos zu installieren. Schön wäre es gewesen, wenn man den Staubfilter ebenso leicht entfernen könnte. Leider muss für das Entfernen des Filters die Gehäusefront abgenommen werden.
Zu guter Letzt bietet selbstverständlich der, im Auslieferungszustand leere, Lüfterplatz auf der Rückseite Platz für einen Radiator oder einen Lüfter im 140-mm-Format.
Um nochmal auf die Festplattenhalterungen zurück zu kommen: Neben den vier Halterungen, die auf dem Gehäuseboden montiert werden können, gibt es auch die Möglichkeit, acht zusätzliche Halterungen in der Gehäusefront zu verbauen. Dafür müssen dann die SSD-Halterungen aus Plastik weichen.
Verzichtet der User auf ein zweites Netzteil, kann er unterhalb des eigentlichen Mainboard-Trays noch ein Mini-ITX-Mainboard montieren. Dazu muss das vorinstallierte Dual-PSU-Cover durch das Lösen von vier Schrauben durch das mitgelieferte Dual-System-Cover ausgetauscht werden. Zusätzlich zum Mini-ITX-Mainboard lassen sich mittels PCIe-Riser noch bis zu drei Slot hohe Erweiterungskarten einbauen.
Nun werfen wir noch einen Blick hinter den Mainboard-Tray. Hier hat Phanteks alle Register gezogen, um das Kabelmanagement zu vereinfachen. So befindet sich kurz vor dem Montageplatz des Hauptnetzteils ein Metallcover, das mittels zweier Daumenschrauben gehalten wird. Es lässt sich nach dem Lösen dieser Schrauben aufklappen, um dahinter einen ganzen Haufen an Kabeln zu verstecken.
Über dem Cover installiert Phanteks Klettverschluss-Kabelbinder vor. Diese nehmen selbst dicke Kabelstränge auf und fixieren sie zuverlässig. Wem das nicht reicht, der bekommt noch ein Konvolut an Ösen, an denen sich Kabelbinder einhängen lassen. Nur an der Stelle, an der das EPS-Kabel für die CPU-Stromversorgung verlegt wird, fehlen leider Kabelbinder-Ösen.
Ein Lüfterhub ist ebenfalls vorhanden
Als weiteres Schmankerl bringt das Enthoo 719 noch einen Lüfterhub mit. Dieser wird von einem SATA-Anschluss mit Strom versorgt und bekommt durch ein 4-Pin-Lüfterkabel ein PWM-Signal des Mainboards. Der Hub bietet Anschlüsse für fünf 4-Pin- sowie drei 3-Pin-Lüfter.
Zu guter Letzt dann noch ein paar Worte zur RGB-Beleuchtung: Diese kann, auf Wunsch, noch um einen 3-Pin-RGB-Strip (proprietärer Phanteks-Anschluss) und um einen 3-Pin-RGB-Lüfter (Standard-3-Pin-Header) erweitert werden. Und wer die Beleuchtung nicht über die im Frontpanel integrierten Knöpfe steuern möchte, kann einen 3-Pin-RGB-Header auf seinem Mainboard nutzen, um dies zu tun.
Einbau der Hardware
Der Einbau der Hardware in das Enthoo 719 fällt leicht. Dies liegt nicht nur am geräumigen Innenraum, sondern auch am durchdachten Kabelmanagement. Selbst User, die beim Kabelmanagement normalerweise Probleme haben, können die Kabel gut verstecken.
Wenn man das Top-Cover abnimmt, erhält man selbst mit bereits verbautem Mainboard und ausladendem Luftkühler noch Zugriff auf Header an der Oberseite des Mainboards. Ebenfalls lässt sich so der EPS-Stecker spielend leicht einstecken. Der Mechanismus, um das Top-Cover wieder zu montieren, ist aber nicht ganz ausgereift. So kostet es einige Mühen, es wieder an seinen Platz zu bringen.
Temperatur-Tests
Das eingesetzte Testsystem besteht aus folgender Hardware:
CPU | Intel Core i7-4790 @ 1 V VCore |
Mainboard | ASRock Fatal1ty Z97 Killer |
RAM | 4 x 4 GB DDR3-2133 |
Grafikkarte | Sapphire RX Vega 56 Pulse* mit 2x Noctua NF-A12x25 PWM* |
Festspeicher | 3x SATA-2,5″-SSD, 1x M.2-SSD |
Netzteil | Be Quiet! Straight Power 10 400 Watt |
CPU-Kühler | Scythe Ninja 4 |
Wärmeleitpaste | Arctic MX-2* |
Referenz-Lüfter | Thermaltake Riing 12 LED* |
Monitoring-Programm | HWInfo 64 |
Stresstest-Programme | Prime95 SmallFFTS (4 Threads) / FurMark Burn-In |
Alle Stresstest werden gleichzeitig bei jedem Durchlauf für 15 Minuten laufen gelassen. Anschließend werden die CPU Package Temperature und die GPU Temperatur sowie die Lüfterdrehzahl der NF-A12x25 PWM ausgelesen und notiert.
Lüfterkonfiguration | keine Lüfter (Stock) | 3x TT Riing 12 @ 50% | 3x TT Riing 12 @ 50% ohne Front- + Top-Cover |
CPU-Temperatur (Package / °C) | 75 | 69 | 65 |
GPU-Temperatur (°C) | 66 | 67 | 67 |
Grafikkarten-Lüfterdrehzahl (rpm) | 830 | 820 | 820 |
Wer auf Luftkühlung setzt, sollte in jedem Fall noch ein paar Gehäuselüfter verbauen. Die Grafikkarte bekommt aber selbst ohne Lüfter noch genug Luft, wodurch sie durch die Verwendung eine aktiven Gehäusebelüftung weder leiser noch kühler bleibt. Von ein paar Lüftern profitiert die CPU allerdings sehr. Das Front- und Top-Cover behindern den Airflow ein bisschen, aber die Temperaturen sehen trotzdem gut aus.
Fazit
Phanteks hat mit dem Enthoo 719 ein tolles Gehäuse geschaffen. Das riesige Zubehör-Konvolut, die vielzähligen Optionen für den Einbau von Wasserkühlungen, sowie das durchdachte Kabelmanagement, wissen zu überzeugen. Gleichwohl bietet es Platz für einen Haufen an Hardware, selbst für 3,5″-HDDs.
Lediglich das billige Plastik enttäuscht etwas. Bei dem Preis, den Phanteks für das Gehäuse aufruft, ist das ärgerlich. Außerdem lassen sich einige Staubfilter nur mit erhöhtem Aufwand entfernen.
Trotzdem ist das Enthoo 719 ein hervorragendes Gehäuse für Leute, die den enormen Platz und die Features nutzen können. Zum Gold-Award reicht es leider hauchdünn nicht.
Wer es lieber quadratisch, praktisch, gut mag, der greift lieber zu kompakteren Gehäusen, wie dem Corsair Crystal 680X.
Phanteks Enthoo 719
Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis
Mit viel Platz, reichhaltigen Features und hervorragendem Kabelmanagement überzeugt das Phanteks Enthoo 719. Nur die Materialauswahl trübt die Stimmung etwas.