Dass Gamer andere Dinge von einem Headset erwarten als Musikliebhaber, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Gaming-Headsets sollen auch nach Stunden noch bequem sitzen, sie sollen die Verortung von Tönen im virtuellen Raum ermöglichen und sie sollen nach Möglichkeit latenzfreien und klaren Sound bieten.
Diesem Anspruch muss auch das Headset „Arctis 1*“ aus dem Hause SteelSeries gerecht werden, wenn es von der Zielgruppe nicht zerrissen werden soll. Ob und inwieweit das gelingt, wollten wir herausfinden und haben es daher einem strengen Test unterzogen.
Design und Verarbeitung
Einmal ausgepackt, präsentiert das Headset sich überraschend schlicht. Mit dem durchschnittlichen Gaming-Kopfhörer, den man in der Verpackung erwartet, hat es optisch erst einmal wenig gemein. Es wirkt geradezu zierlich und ist keineswegs gewagt gestaltet. SteelSeries setzt auf Schwarz und spendiert dem Kopfhörer keine auffälligen oder gar futuristisch anmutenden Elemente. Diese Gestaltung mag den ein oder anderen Nutzer enttäuschen. Sie kann jedoch, wenn man so möchte, im Kontext eines größeren Trends verortet werden. Schenkt man dem Philosophen Byung-Chul Han Glauben, leben wir heute in einer Gesellschaft, in der das Glatte ästhetisiert und zur Norm erhoben wird. Kantige Elemente, futuristisch anmutende Flügelteile oder auch nur Farbbrüche, die die optische und haptische Glattheit stören würden, werden demzufolge mehr oder minder folgerichtig ausgespart. Selbstverständlich ist das Arctis 1 – anders als etwa das neue iPhone – keineswegs ein Prototyp des Glatten. Betrachtet man die Entwicklung der Gaming-Headsets der letzten Jahre, kann jedoch durchaus attestiert werden, dass auch hier ein Trend hin zu mehr Glattheit zu beobachten ist – auch wenn extreme Umsetzungen bisher ausgeblieben sind.
Wenden wir uns wieder stärker dem Konkreten zu, stellen wir fest, dass das Headset in seiner designtechnisch starken Reduzierung an einen klassischen Musikkopfhörer der vergangenen drei Jahrzehnte erinnert. Gebrochen wird diese Retroausrichtung durch die auffällige Zartheit des Geräts. Der Kopfhörer ist zwar sehr stabil gestaltet und hinsichtlich der Materialwahl und der Verarbeitung durchaus robust; optisch macht er jedoch zunächst einen beinahe schon filigranen Eindruck. Das Arctis 1 ist dennoch deutlich leichter und wirkt qualitativ weniger hochwertig als die anderen Headsets der Arctis-Serie.
Gebrochen wird der Eindruck des Glatten im Übrigen durch die nicht abgerundeten Kanten am verstellbaren Kopfbügel. Hierin kann eine Auflehnung gegen den ästhetischen Anspruch der Glattheit gesehen werden. Der Interpretation des Arctis 1 als dem Trend hin zu mehr Glattheit grundsätzlich folgend, widerspricht das indes nicht – schließlich ist das Gaming-Headset immer schon ein außerhalb der gesamtgesellschaftlich vorherrschenden ästhetischen Vorstellungen stehendes Produkt gewesen, sodass kleinere Abweichungen auch nun eher erwartbar denn überraschend sind. Alternativ könnte eine solche Gestaltung auch rein praxisbezogen als günstige Produktionsmaßnahme verstanden werden – das bleibt letztlich Angelegenheit der individuellen Interpretation. In jedem Falle sind diese nicht abgerundeten Kanten nicht herausragend, aber doch zufriedenstellend verarbeitet.
Rein praxisbezogen betrachtet ist die Verstellbarkeit der Ohrmuscheln, die sich – etwa zum Zwecke der besseren Ablage – nach vorne drehen lassen, hervorzuheben. Ferner fanden wir die Positionierung der Mikrofontaste und des Lautstärkereglers am linken Kopfhörer klug gewählt.
Tragekomfort
Der Kopfbügel des Headsets ist mit einer vergleichsweise dünnen Kunstlederpolsterung ausgestattet. Zunächst zweifelten wir daher am Komfort des Headsets. Vergleichbare Produkte bieten mitunter eine beinahe doppelt so dicke Polsterung. Wie sich herausstellte, genügt auch der reduzierte Rahmen, den das Arctis 1 bietet, völlig, um ausreichenden Tragekomfort zu gewährleisten. Am Kopf drückte es auch nach mehrstündigem Tragen nicht. Wir waren dementsprechend positiv überrascht.
Die Ohrmuscheln sind ebenfalls gepolstert. Hier kommt statt des Kunstleders jedoch eine Stoffpolsterung zum Einsatz. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Polsterung ihre Aufgabe recht gut erfüllt. Die Ohren werden nicht einquetscht, unangenehmer Druck war im Test zu keinem Zeitpunkt zu spüren. Die Polsterung ist unserer Meinung nach auffallend weich. Außerdem ist sie atmungsaktiv, was sehr vorteilhaft ist. Verschwitzte Ohren sind für die allermeisten Menschen nämlich ein eher unangenehmes Phänomen.
Dem Tragekomfort ist darüber hinaus das geringe Gesamtgewicht des Headsets zuträglich. Da es nur 269 Gramm wiegt, ist es kaum gespürt. Das ist gegenüber Schwergewichten, die bei längerer Tragedauer mitunter Nackenschmerzen und Verspannungen hervorrufen, ein großer Vorteil.
Audioqualität
Die allermeisten Gamer erwarten von ihrem Headset vor allem einen zuverlässig guten Klang. Dementsprechend großen Wert haben wir im Test auf die Audioqualität gelegt. Das Arctis 1 hat uns diesbezüglich nicht enttäuscht.
Der Klang war insgesamt zufriedenstellend, obwohl wir einen vergleichsweise dominanten Bass festgestellt haben. Höhen und Tiefen kamen hingegen weniger stark zur Geltung. Da die Unterschiede nicht extrem stark ausgeprägt waren, sahen wir in diesem Punkt kein größeres Problem. An dieser Stelle sei auch auf den vergleichsweise geringen Preis des Headsets verwiesen. Perfekt ausgewogener Klang kann in der Preisklasse des Arctis 1 grundsätzlich kaum erwartet werden.
Die Ortung von Gegnern im Raum funktionierte zuverlässig. Auch Umgebungsgeräusche wurden relativ gut gedämpft. Positiv ist uns hierbei aufgefallen, dass sie nicht völlig weggedrückt werden. So verliert man auch in nervenaufreibenden Spielsessions nicht den Bezug zur physischen Umgebung.
Insgesamt war der Klang keineswegs herausragend. Für die Preisklasse, in der das Arctis 1 angesiedelt ist, war er jedoch überdurchschnittlich gut.
Mikrofon
Mikrofone stellen erfahrungsgemäß den größten Schwachpunkt des klassischen Gaming-Headsets. Zu unserer Überraschung ist dem beim Arctis 1 keineswegs so. Das Mikrofon hat unsere Erwartungen weit übertroffen.
Unsere Äußerungen werden sehr klar und beinahe völlig frei von störenden Umgebungsgeräuschen übertragen. Die Stimme klingt dabei weder blechern noch auf irgendeine Weise verzerrt. Wir konnten im Test zudem die Erfahrung machen, dass die Positionierung des Mikrofons sich quasi gar nicht auf die Übertragungsqualität auswirkt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Das Mikrofon kann bei Bedarf abgenommen werden. Eine Aufbewahrungstasche liefert SteelSeries nicht mit. Die Möglichkeit, es abzunehmen, ist vor allem interessant, wenn es unterwegs als reiner Kopfhörer verwendet wird.
Fazit zum SteelSeries Arctis 1 Test
Insgesamt konnte das Arctis 1 uns sowohl optisch als auch audiotechnisch überzeugen. Es ist durchschnittlich verarbeitet und präsentiert sich sehr reduziert. Das mag von einigen Nutzern kritisiert werden, kann von anderen jedoch als sehr angenehm empfunden werden. Wir persönlich finden das Design aufregend unaufgeregt und können uns gut mit ihm anfreunden. Positiv bewerten wir auch das geringe Gewicht und den damit einhergehenden sehr hohen Tragekomfort.
Die Audioqualität konnte uns ebenfalls überzeugen. Das Arctis 1 von SteelSeries ist in dieser Hinsicht zwar keineswegs weltrekordverdächtig gut, liefert jedoch sehr solide Arbeit. Mehr erwarten wir von einem Headset dieser Preisklasse nicht. Hinzu kommt das wirklich herausragende Mikrofon, das uns überrascht hat.
Letztlich können wir das Arctis 1* als sehr gutes Gaming-Headset der Mittelklasse empfehlen. Vor allem preisbewusste und mit einem nicht allzu üppigen Budget ausgestattete Gamer sollten überlegen, zu diesem Headset zu greifen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausgesprochen gut.
SteelSeries Arctis 1
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
Ein sehr gutes Gaming-Headset der Mittelklasse.