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Sennheiser Momentum Wireless 3 im Test: Klangmeister mit Schwächen

Auf der IFA 2019 präsentierte Sennheiser die dritte Version seines Edel-Kopfhörers Momentum Wireless. Schon mit dem Vorgänger hat der deutsche Hersteller ein markantes Gerät herausgebracht, das begeistert. Jetzt haben sie es geschafft, nicht nur den Klang und den Komfort zu verbessern, sondern auch die aktive Geräuschunterdrückung auf ein neues Level zu heben. Wo die Kopfhörer allerdings Abstriche machen müssen und weshalb sie ihren Preis von 400 Euro trotzdem rechtfertigen können, erfahrt ihr im Testbericht.

Design im Edelstahl-Look

Zunächst werfen wir mal einen Blick auf das Äußere. Die Sennheiser Momentum Wireless 3 halten dabei weitestgehend am alten Design fest, nichtsdestotrotz heben sie sich weiterhin von der Masse ab. Das markanteste Element ist dabei wohl der Verstellmechanismus aus perlgestrahltem Edelstahl, der den Kopfhörern sein einzigartiges Aussehen verleiht. Es war leider auch das Detail, welches mich persönlich am meisten gestört hat, aber dazu gleich mehr. Die hervorstehenden Kabel oberhalb der Ohrpolster wurden vom Vorgänger übernommen.

Apropos Ohrpolster, diese sind aus echtem Schafsleder gefertigt und deshalb wohl nichts für Leute, die damit ein Problem haben. Die Ohrmuscheln sind dadurch zwar wirklich weich und gut zu tragen, aber man darf eben nicht vergessen, woher das Material kommt. Der Bügel ist ebenfalls schön gepolstert, sodass die Kopfhörer trotz ihrer 305 Gramm auch nach längerem Tragen toll sitzen. Insgesamt hat Sennheiser beim Tragekomfort nochmal eine Schippe drauf gelegt.

Smarte Bedienung

Die Bedienung der Sennheiser Momentum konzentriert sich stark auf die rechte Ohrmuschel. Das bedeutet, dass wir es hier mit einer Mehrfach-Bedienung zu tun haben. Es gibt also zwei Tasten für die Musiklautstärke, bzw. das Mikrofon, dann eine mittig angebrachte Multifunktionstaste, die Musik abspielen oder pausieren und zum nächsten oder vorherigen Titel springen kann. Außerdem ist sie für die Anrufsteuerung zuständig. Der Druckpunkt der Knöpfe fühlt sich gut an und eine kleine LED zeigt den Verbindungszustand zum Smartphone an. Einen Knopf für den Sprachassistenten des Handys hat man auch verbaut, sowie einen Schalter, um zwischen Active Noise Cancelling und Transparent Hearing umzuschalten. Sennheiser setzt zum Laden der Kopfhörer auch auf den aktuellsten Standard und so findet man außerdem einen USB-C-Port und einen 3,5-mm-Anschluss für ein entsprechendes Kabel an der Unterseite.

Wer jetzt gut aufgepasst hat, der hat vielleicht gemerkt, dass ich keinen Ein- und Ausschalter erwähnt habe. Das liegt daran, dass Sennheiser die Funktion automatisiert hat. Die Kopfhörer schalten sich beim auseinander bzw. zusammenklappen immer an oder aus. Natürlich vereinfacht dieses Feature die Bedienung enorm, doch aufgepasst! Man muss darauf achten, wie man das Gerät zusammenfaltet. Liegt nämlich der linke Ohrhörer (ohne Bedienelemente) oben, schalten sich die Momentum schon bei der kleinsten Bewegung ein. Wenn das mal unbemerkt in der Tasche passiert, ist das akkutechnisch nicht ganz so schön. Andersherum klappt das ganz gut. Wird die rechte Ohrmuscheln (mit den Bedienelementen) nach oben gelegt, schalten sich die Kopfhörer erst dann ein, wenn sie vollständig auseinandergeklappt sind – genau so, wie es sein soll. Die Funktion ist gut gemeint, die Umsetzung hätte man besser gestalten können.

Noch ein bisschen smarter werden die Momentum 3 durch ihre automatische Pause- und Wiedergabefunktion, immer dann, wenn man die Kopfhörer ab- oder wieder aufsetzt. Das klappt sogar noch schneller und zuverlässiger, als bei den Surface Headphones. Im Vergleich zu diesen, sind die Momentum von Sennheiser technisch noch viel stärker ausgestattet. Sie unterstützen nämlich Codecs wie aptX, AAC und SBC und können außerdem per NFC mit dem Handy verbunden werden.

Die Momentum 3 sind Klangkönig

Weder Sony noch Bose kommen an den Sound der neuen Sennheiser-Kopfhörer ran. Die verbauten 42-Millimeter-Wandler liefern starke, aber differenzierte Bässe, einen ausgewogenen Mitteltonbereich und kristallklare Höhen. Das alles präsentiert der neue Sennheiser Momentum auf der vielleicht breitesten Klangbühne, die in dieser Preisklasse zu finden ist. Im Folgenden wird der Frequenzgang der Sennheiser Kopfhörer dargestellt. Zu sehen ist ein gleichmäßiger Verlauf nahe an einer idealen Charakteristik. Die tiefen Frequenzen fallen sanft zum Mitteltonbereich ab,welcher anschließend flach und ohne Fluktuationen weiter verläuft. Der Peak bei circa 5 kHz ist zu vernachlässigen, da es sich hierbei um eine Gegebenheit des Messvorgangs handelt (vergleiche Bild rechts). Lediglich die Höhen fallen etwas stark ab, was aber im Blindtest den wenigsten Höhrern auffallen würde.

Geräuschunterdrückung on Point

Und wenn man mit der neutralen Grundeinstellung nicht ganz zufrieden ist, bietet die zugehörige Smart-Control-App einen intuitiv bedienbaren Equalizer für die individuelle Anpassung. Die App dient aber auch dazu, das Noise-Cancelling individuell einzustellen. Hier gibt es drei Modi: „Maximal“, „Anti-Wind“ und „Anti-Druck“, bei dem das typische Druckgefühl nicht mehr spürbar sein soll. Im Test hielt der Momentum 3 Umgebungsgeräusche sehr gut ab. Darüber hinaus kann man Einstellungen für den Transparent-Hearing-Modus vornehmen. In diesem kann man seine Umgebungsgeräusche noch besser wahrnehmen, als bei deaktivierter Geräuschunterdrückung.

Beim Thema Telefonieren haben mich die Kopfhörer übrigens nicht überzeugt. Mein Gegenüber hat immer von einem gewissen Hall berichtet oder, dass er sich doppelt hört.

Akku für Kurzgenießer

Die Sennheiser Momentum 3 werden mit 17 Stunden Akkulaufzeit angegeben, ich würde sie eher auf 15 Stunden herunterbrechen. Jedoch laden sie per beiliegendem USB-C-Kabel ziemlich schnell wieder auf. Im Vergleich zu anderen Bluetooth-Kopfhörern mit ANC ist die Akkulaufzeit jedoch keine Glanzleistung.

Fazit

Abschließend möchte ich noch auf das Feature eingehen, welches mich sehr gestört hat und das Gesamtbild etwas verschiebt. Die Sennheiser Momentum kosten beim Hersteller zurzeit 400 Euro und diesen Preis können sie durch ein außerordentlich tolles Klangerlebnis und die Verarbeitung mit Echtleder sicherlich rechtfertigen. Mir ist bei diesem Preisschild jedoch auch wichtig, dass die Kopfhörer im Kern durchdacht sind – es sind immerhin 400 Euro, die man da investiert.

Während des Tests, hat mich die Funktionsweise der Größeneinstellung erstaunt. Sie weist weder Klickgeräusche auf, noch kann man sich an einer Einrastfunktion orientieren. Man weiß so nie genau, ob auf beiden Seiten die gleiche Größe eingestellt wurde oder, ob die Kopfhörer nun schief sitzen. Außerdem ist das Verstellen sehr umständlich – dabei schiebt man den Knopf mit dem Logo nämlich in der Schiene nach oben oder unten. Leider weiß man dabei nicht genau, wo man anfassen soll, gerade wenn man den Kopfhörerbügel kleiner einstellen möchte. Mir leuchtet der Mechanismus nicht ganz ein und ich finde es schade, dass sich Sennheiser hier keine smartere Lösung hat einfallen lassen.

Eine sicherlich gut gemeinte Funktion ist auch die Integration der Tile-App: Sie soll helfen, verschollene Dinge in der Wohnung wiederzufinden, etwa Autoschlüssel in der Sofaritze. Für den großen und 310 Gramm schweren Momentum macht das allerdings nicht so viel Sinn – er ist schließlich kaum zu übersehen.

Was ihr jetzt aus diesen Infos macht, bleibt euch überlassen. Mich stören ein paar Dinge, aber soundtechnisch sind die Momentum 3 wahre Klangmeister!

Sennheiser Momentum Wireless 3

Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Geräuschunterdrückung
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis

Für absolut tollen Klang ist man bei den Sennheisern Momentum Wireless 3 an der richtigen Adresse. Für die nächste Version wünsche ich mir jedoch einige überarbeitete Features.

Vera Bauer

Ich bin 24 Jahre alt und wohne in der Nähe von Wolfsburg. Hier habe ich mich als Bloggerin und YouTuberin selbstständig gemacht. Technik begleitet mich durch meinen ganzen Alltag - studiert habe ich beispielsweise "Interactive Media Design", ein Studiengang, der Technik und Design miteinander verbindet. Auf meinem YouTube-Kanal nehme ich meine Zuschauer zu Techevents mit und stelle Geräte in kreativen Reviews vor :)

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ArniK

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Ich würde niemals 400 für einen Headset zahlen oho.

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