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beyerdynamic Verio 200 Test: Open-Ear-Kopfhörer mit aptX

Der Trend geht zu Open-Ear-Kopfhörern. Immer mehr Hersteller bieten entsprechende Modelle an, die den Gehörgang frei halten und mit einem hohen Tragekomfort punkten wollen. Dabei gibt es, je nach Anbieter, ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Und enorme Unterschiede beim Klang. Mit dem Ende Juni vorgestellten beyerdynamic Verio 200 will nun auch der deutsche Traditionshersteller in diesem Segment Fuß fassen. Ob das gelingt, klärt unser Test.

Technische Daten

Produkt Verio 200
Bluetooth-Version 5.3
Bluetooth-Codecs SBC, AAC, aptX Adaptive Lossless
Maximaler Betriebsbereich 12m (ohne Hindernis)
Akkulaufzeit Bis zu 8 Std., insgesamt 27 Std. mit Ladeetui; (variiert je nach Lautstärkepegel und Audioinhalt)
Ladezeit 1,5 Std. (für Ladeetui + Kopfhörer via USB-C)
Größe Ladeetui 69,5 mm × 25 mm × 100 mm
Gewicht  10,8 g pro Ohrhörer; 98 g Ladeetui
Wichtigste Funktionen Multipoint; IP54
Preis € 199,00 *

beyerdynamic Verio 200 Test: Edles Design, aber hohes Gewicht

  • ansprechendes Design
  • vergleichsweise hohes Gewicht
  • Tragekomfort kann nicht vollends überzeugen

Ja, selbst beim Design der Open-Ear-Kopfhörer gibt es enorme Unterschiede. Die beyerdynamic Verio 200 setzen dabei auf einen flexiblen Ohrbügel, der hinter das Ohr geklemmt und von einem Gegengewicht gehalten wird.

Entsprechendes Gegenwicht ziert der Herstellerschriftzug, was den Verio 200 in Kombination mit der ansprechenden Farbgebung (bei unserem Testmodell in der Farbe Creme) einen absolut edlen und hochwertigen Look verleiht.

Mit einem Gewicht von 10,8 Gramm pro Ohrhörer gehört dieses Modell aber zu den absoluten Schwergewichten in diesem Segment. Zum Vergleich: Platzhirsch Huawei FreeClip (unser Test) wiegt mit 5,6 Gramm knapp die Hälfte und auch die recht neuen und wuchtigen Shokz OpenFit Air (unser Test) sind mit jeweils 8,7 Gramm merklich leichter.

Wenig überraschend hat das natürlich merkliche Auswirkungen auf den Tragekomfort, der mir nicht ganz so gut gefällt wie bei der Konkurrenz. Ist aber sicherlich auch Geschmackssache, zumal ich ohnehin recht kleine Ohren habe. Jedenfalls fangen die Verio 200 bei mir schon nach 2-3 Stunden Nutzung an, unangenehm zu drücken.

Das liegt auch daran, dass beyerdynamic die Verio 200 mit einem massiven Gegengewicht ausstattet, statt auf ein flexibles Gummi zu setzen. Zwar stehen die Enden hinter dem Ohr etwas hervor, der Druck ist aber merklich höher.

Dennoch sorgt das Design dafür, dass die Open-Ear-Kopfhörer angenehm am Ohr Platz finden und auch bei intensiven Bewegungen und sportlichen Aktivitäten – wofür die Ohrhörer ja gemacht sind – weder wackeln noch verrutschen.

Ausstattung und Bedienung der beyerdynamic Verio 200

  • Bluetooth 5.3 mit starker Reichweite
  • IP54-Zertifizierung; aptX Adaptive Lossless-Codec
  • Bedienung zu sensibel und ungenau

Sehr gut aufgestellt ist die Ausstattung der beyerdynamic Verio 200, die im modernen Bluetooth 5.3-Standard funken und damit eine gute Reichweite realisieren. Sie sind zudem gemäß IP54 wasserfest und damit absolut sporttauglich.

Im Vergleich zu den meisten anderen Open-Ear-Modellen bietet beyerdynamic neben den Standard-Codecs SBC und AAC auch den hochauflösenden Qualcomm aptX Adaptive Lossless-Codec an, was den Klang im Android-Segment merklich verbessert.

beyerdynamic Verio 200
Das wuchtige Ladecase bringt bereits im leeren Zustand 98 Gramm auf die Waage.

Schwächen offenbaren die Open-Ear-Kopfhörer allerdings bei der Bedienung, die über die kapazitiven beyerdynamic-Logo-Touchflächen auf den Außenseiten realisiert wird. Diese reagieren leider viel zu sensibel auf Eingaben und erkennen dabei schon ein Ausrichten des Bügels als Eingabe.

Zudem kommt es häufiger vor, dass Doppeltippen als einfaches Tippen erkannt wird. Statt die Wiedergabe zu pausieren oder zu starten, springen die Ohrhörer somit unvermittelter Dinge zum nächsten Song. Das wollte ich doch gar nicht!

Wer mag, kann die Bedienung aber innerhalb der beyerdynamic-App anpassen und beispielsweise ein einzelnes Berühren deaktivieren. Das erweist sich auch aufgrund der regelmäßigen Fehleingaben als sehr nützlich. Auch eine Anpassung der Lautstärke ist möglich. Hierzu muss die linke oder rechte Touchfläche doppelt angetippt und dann gehalten werden.

Wo wir schon bei der App sind: Diese bietet ansonsten nicht allzu viel Raum für Anpassungen. So ist es möglich, zwischen einem von vier EQ-Presets zu wählen oder mit einem 5-Band-Equalizer selbst Hand an den Klang zu legen. Ansonsten gibt es nur eine Akkustandsanzeige und die Möglichkeit, den Abschalttimer einzustellen. Mehr Optionen stehen leider nicht zur Wahl.

Akkulaufzeit der beyerdynamic Verio 200

  • 8 Stunden Akkulaufzeit für die Ohrhörer
  • 27 Stunden für das Case

Hinsichtlich der Akkulaufzeit spielen die beyerdynamic Verio 200 im Bereich der Open-Ears weit vorne mit. Bis zu acht Stunden Laufzeit sind für die reinen Ohrhörer möglich, maximal 27 Stunden sind es in Verbindung mit dem Ladecase.

Das sind gute Werte, mit denen die Ohrhörer auch längere sportliche Aktivitäten meistern. 10 Minuten im Ladecase machen die Verio 200 zudem wieder fit für 60 Minuten Musikwiedergabe, ein vollständiger Ladevorgang nimmt dann rund 80 Minuten Zeit in Anspruch. Geladen wird das Case ausschließlich per USB-C, ein (seeehr kurzes) Kabel liegt dafür dem Lieferumfang bei.

Audioqualität und Mikrofone

  • klarer und detailreicher Klang
  • recht gute Bassdarstellung
  • niedrige Maximallautstärke; scharfe Höhen

Um klanglich das Maximum aus den beyerdynamic Verio 200 herauszuholen, ist in meinen Augen – beziehungsweise bei meiner Ohrform – etwas Fummelarbeit nötig. Mehr als bei den Pendants von Shokz oder Huawei.

Hier ein bisschen nachjustieren, dort etwas gegen das Ohr drücken. Doch wenn man die richtige Position erst einmal gefunden hat, klingen die Open-Ear-Kopfhörer wirklich gut. Für Open Ears, wohlgemerkt. Klanglich ist das alles natürlich kein Vergleich zu guten In-Ear-Kopfhörern, dennoch realisieren die Verio 200 einen angenehm detailreichen und räumlichen Klang, der sich besser im raum entfalten kann, als es bei In-Ears der Fall ist. Ähnlich dem Prinzip von Open Back-Kopfhörern.

Je nach Genre klingt der Standard-Equalizer dabei etwas flach, was sich jedoch mit anderen Presets oder eigenen Einstellungen problemlos ausbügeln lässt. Gerade im Rock-Preset (und dem passenden Genre).

In „Maps of the Problematic“ von Muse geben die Ohrhörer sowohl die höheren Klavierlaute als auch die Gitarren gut wieder und stellen die Stimme dabei angenehm klar in den Vordergrund, der breiten Detailbühne im Hintergrund fehlt es jedoch etwas an Brillanz.

Bei „Going Hunting“ von Avatar sieht die Sache schon etwas anders aus. Hier ergibt sich ein angenehm klares und räumliches Klangbild, wobei es hier in den oberen Mitten gerne noch etwas klarer zugehen dürfte. In den Höhen jenseits der 7.000 Hz neigen die Ohrhörer jedoch zu einer gewissen Schräfe, der man mithilfe des Equalizers entgegenwirken sollte.

Erstaunlich gut fällt auch die Bassdardstellung aus. Die kann man zwar immer noch nicht mit In-Ear- oder Over-Ear-Kopfhörern vergleichen, anderen Open-Ears ist man aber mitunter meilenweit überlegen.

Das Hauptproblem, dass auch das beyerdynamic-Modell hat, liegt einerseits in der eher niedrigen Lautstärke, andererseits in den Huawei FreeClip, die allen von mir bislang getesteten Open-Ear-Kopfhörern klanglich weit voraus sind. Zudem ist stets ein leises Grundrauschen hörbar, besonders in ruhigen Umgebungen.

Mikrofonqualität der beyerdynamic Verio 200

beyerdynamic stattet die Versio 200 mit omnidirektionalen MEMS-Mikrofonen aus, die zudem Umgebungsgeräusche mithilfe von Qualcomms cVc-Technologie unterdrücken. Die Mikrofonqualität liegt, in diesem Segment, ebenfalls auf recht gutem Niveau, kann sich aber nicht von der namhaften Konkurrenz absetzen. Bereits die OpenFit Air von Shokz klingen deutlich besser, unterdrücken Umgebungsgeräusche aber nicht ganz so gut.

Mikrofontestaufnahme beyerdynamic Verio 200:

Mikrofontestaufnahme Shokz OpenFit Air:

Mikrofontestaufnahme Huawei FreeClip:

Bauartbedingt eignen sich die Mikrofone natürlich vor allem für Gespräche in Innenräumen, da die ohren draußen Nebengeräusche aufnehmen und euer Gegenüber entsprechend schwer zu verstehen ist.

beyerdynamic Verio 200 Test: Fazit

Nun steigt also auch beyerdynamic in den aktuell hart umkämpften Markt der Open-Ear-Kopfhörer ein und legt dabei ein wirklich überzeugendes Debüt hin. Die Ohrhörer punkten mit einem edlen Design und einer tadellosen Verarbeitungsqualität.

Vor allem klanglich gefällt mir das Modell aus Deutschland (für Open Ears) sehr gut und punktet mit einem räumlichen und detailreichen Klang, sowie einer recht guten Bassdarstellung. Auch die Akkulaufzeit liegt auf einem guten Niveau.

Was mir dafür nicht vollends gefällt ist der Tragekomfort, der vor allem aufgrund des harten Gegengewichts nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten kann. Hier drückt es schon nach wenigen Stunden recht unangenehm. Auch die Bedienung arbeitet viel zu sensibel, was zu Fehleingaben führt. Ein leises Grundrauschen ist darüber hinaus stets hörbar.

beyerdynamic Verio 200 Test: Silver Award

beyerdynamic Verio 200

Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Mikrofonqualität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis

87/100

Gute klingende und edle Open-Ear-Kopfhörer mit stimmiger Akkulaufzeit und guter Bassdarstellung, die allerdings beim Tragekomfort und der zu sensiblen Bedienung etwas zurückfallen.

Philipp Briel

Ich bin leidenschaftlicher Gamer seit meiner frühen Kindheit und habe neben dem PC nahezu jede Spielekonsole bereits besessen. Auch Technik begeistert mich, vor allem brenne ich für Peripherie, PCs, Notebooks und Gadgets.

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