Egal ob Spielekonsole oder Neuwagen. Die weltweit grassierende Chipkrise wirkt sich in unserem digitalen Zeitalter in nahezu jeder Branche negativ aus. Da verwundert es kaum, dass man sich hierzulande mehr Unabhängigkeit von der Halbleiter-Produktion in Asien wünscht. Dementsprechend wurde das Förderprogramm „Mikroelektronik II“ ins Leben gerufen. Das es sich dabei um ein sogenanntes „Important Project of Common European Interest“ handelt, erhält Deutschland nun insgesamt 10 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt. Mehr Geld soll noch folgen.
Halbleiterproduktion soll zurück nach Europa kommen
Wie der Rest der Welt leidet auch Europa unter dem Halbleitermangel. Die damit einhergehenden Probleme möchte der frisch vereidigte Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), langfristig eindämmen.
„Wir müssen [die] Produktion von Halbleitern zurück nach Deutschland und Europa holen.“
Dies soll durch eine umfangreiche Förderung von insgesamt 32 Projekten rund um das Thema Chipherstellung geschehen. Habeck bringt dabei eine Förderung von über 10 Milliarden Euro ins Spiel. Ursprung der Fördersumme ist ein europäisches Förderprogramm (Important Project of Common European Interest Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien). Und diese Finanzspritze soll erst der Anfang sein. Zur Förderung einer umfassenden Halbleiterfertigung in der EU möchte der Staatenverbund bis zum Jahr 2024 nämlich stolze 145 Milliarden Euro investieren.
Folgen den Worten auch Taten?
Was nach einem durchaus sinnvollen Projekt klingt, wurde bislang eher halbherzig von der EU verfolgt. So ist es mittlerweile bereits ein Jahr her, seitdem die Investitionskampagne ins Leben gerufen wurde. Um das geplante Geld auch nutzen zu können, hat Deutschland nun 32 passende Projekte vorgeschlagen. Allerdings muss die EU-Kommission die Finanzspritze noch bestätigen. Abseits der Anzahl der zu fördernden Projekte wissen wir bislang noch nicht wirklich etwas. So hat das zuständige Ministerium auf Anfrage der Kollegen von heise online noch keine weiteren Angaben dazu gemacht, welche Unternehmen genau die Förderung erhalten sollen:
„Die Namen der deutschen Unternehmen, die nach jetzigem Stand am 2. IPCEI Mikroelektronik teilnehmen werden, können wir aktuell noch nicht nennen. Der Prozess läuft noch, bei der Prä-Notifizierung handelt es sich um den ersten Schritt hin zur Genehmigung des IPCEIs durch die Europäische Kommission. Spätestens, wenn die Kommission das IPCEI und die darin enthaltenen Teilprojekte genehmigt hat, können und werden wir auch die Namen der teilnehmenden Unternehmen kommunizieren.“
Kritik von allen Seiten
Dass sich die EU dazu entschlossen hat, selbst Halbleiter zu fertigen, wird sowohl von der Politik als auch von der Wirtschaft einstimmig gelobt. Allerdings wird der langandauernde Prozess kritisiert. Ein Blick nach Asien und in die USA macht deutlich warum. Während man dort rasend schnell Halbleiterwerk für Halbleiterwerk errichtet, wird in unseren Gefilden noch über die Förderung diskutiert. Bei einem namhaften Unternehmen kommen die europäischen Pläne auf jeden Fall schon einmal gut an. So hat Intel als der wohl bekannteste Chip-Hersteller weltweit angekündigt, ein Werk in Europa zu errichten.