Elon Musk befindet sich derzeit auf der Suche nach einem Geheimdienst-Ermittler für seine Gigafactory in Grünheide bei Berlin. Nun besteht die Sorge, das mögliche Probleme in der Fabrik von Tesla zukünftig unter Verschluss gehalten werden könnten.
Keine geheime Stellenausschreibung
Es gibt wohl wenige Unternehmen, die über einen Geheimdienst-Ermittler verfügen. Zumindest hausieren die wenigsten offen damit. Dies ist verständlich. Sollte nämlich ein solcher tätig werden, dürfte es von Vorteil sein, wenn niemand davon weiß. Umso verwunderlicher ist es, dass Tesla seine Suche nach einem passenden Mitarbeiter auf diesem Gebiet öffentlich einsehbar auf der eigenen Webseite geschaltet hat. Laut der Stellenanzeige soll sich der sogenannte „Security Intelligence Investigator“ darum kümmern, dass das geistige Eigentum, Geschäftsgeheimnisse und vertrauliche Informationen rund um Tesla geschützt werden. Müssen Mitarbeiter in Europas einziger Fabrik des US-Autobauers fortan also befürchten, bei der Arbeit spioniert zu werden?
Diese begründete Angst hat zumindest die regionale Presse in Form der Märkischen Oderzeitung (MOZ). Offenbar hat Elon Musk Angst davor, dass sich innerhalb der Mitarbeiterschaft Whistleblower befinden könnten. Ganz unbegründet dürften diese Befürchtungen nicht sein. Schließlich gelangten in der Vergangenheit bereits andere Missstände ans Tageslist. So kam es im April 2022 beispielsweise zur Wasserverschmutzung durch ausgetretenen Lack. Die Anforderungen, welche der Autobauer an den potentiellen Neuzugang stellt, klingen dabei durchaus herausfordernd. So soll dieser eine „mehrjährige Erfahrung als Ermittler bei internationalen/nationalen Strafverfolgungsbehörden oder Nachrichtendiensten und/oder eine gleichwertige Zeit im Bereich Unternehmenssicherheit“ mitbringen.
Baut Tesla eine Informationsmauer?
Für viele Mitarbeiter in Grünheide dürfte der Einstieg bei Tesla sicherlich etwas ungewöhnlich gewesen sein. Schließlich gleicht die Gigafactory mittlerweile einem Hochsicherheitstrakt. So berichtet die MOZ beispielsweise darüber, dass nicht nur das gesamte Fabrikgelände videoüberwacht wird. Obendrein herrsche vor Ort ein striktes Handyverbot. Hierbei muss die Belegschaft wohl auch die Kameras des Smartphones abkleben. Das US-Unternehmen rechtfertigt das Ganze mit der internen Datensicherheit. Dies könnte vom neuen Sicherheitsmitarbeiter sicherlich als gute Datengrundlage im Rahmen von Ermittlungen genutzt werden.
Die Angst vor Spionage scheint bei Tesla noch weiterzugehen. So setzt der Autobauer nun wahrscheinlich auch auf sogenannte Middle-Boxen. Diese sorgen für eine Überwachung des WLAN-Netzwerks auf dem Fabrikgelände. Wirklich untypisch ist der Einsatz solcher Technik allerdings nicht. Einen Sicherheitschef sucht Tesla derzeit noch. Abseits davon scheint es laut Mitarbeitern aber bereits Personen zu geben, welche die Angestellten überwachen sollen. Obendrein zieht auf dem gesamten Gelände der Gigafactory ein Fahrzeug seine Kreise, das mit umfangreicher Videoüberwachung ausgestattet ist und eine mobile Überwachungskamera darstellt.
Tesla übt Druck auf Mitarbeiter aus
Die Automobilbranche weist erfahrungsgemäß gut gesicherte Firmengeheimnisse auf. Schließlich ist die Angst vor Spionage durch andere Unternehmen nicht neu und durchaus auch begründet. Aus diesem Grund dürfte es die Mitarbeiter auch nicht verwundern, wenn sie eine Vereinbarung zur Geheimhaltung von Firmengeheimnissen unterschreiben müssen. Etwas verwunderlich ist hingegen, dass Tesla im Rahmen der Geheimhaltungsvereinbarung seine Angestellten vor möglichen Schadensersatzforderungen warnt. Sollte deren Weitergabe von firmeninternem Wissen dazu führen, dass es zu einer Anklage gegen den Autobauer kommt, „wird Tesla die Kosten der Durchsetzung von dem/der Bewerber*in zurückfordern, einschließlich angemessener Anwaltsgebühren“.
Hiervon dürften viele Mitarbeiter abgeschreckt werden, welche die Behörden auf Missstände in der Gigafactory hinweisen möchten. Dass Tesla in diesem Bereich seinen Worten auch Taten folgen lässt, macht ein Beispiel aus den USA deutlich. Dort wurde laut eines Berichts von businessinsider der Whistleblower Martin Tripp von Tesla zu einem Schadensersatz von über 167 Millionen US-Dollar aufgefordert. Natürlich konnte der Autobauer nicht diese utopische Summe von nur einem ehemaligen Mitarbeiter verlangen. Schlussendlich waren es jedoch noch immer stolze 400.000 US-Dollar, die Tripp an den Autobauer zahlen musste.