Die niedersächsische Landespolizei wird zukünftig mit einem Cyberguide arbeiten. Diese Software soll den Beamten dabei helfen, zielgerichtete Anzeigen bei Cyberverbrechen zu schreiben und alle möglichen Sofortmaßnahmen auszuschöpfen.
Assistenzprogramm für Anzeigenerstellung
Im Kern handelt es sich bei der nun vorgestellten Software um ein Assistenzprogramm für die Erstellung von Strafanzeigen. Die niedersächsische Polizei wies im Rahmen der Vorstellung darauf hin, dass das Programm vor allem für Polizisten gedacht sei, die für gewöhnlich nicht mit Internetkriminalität befasst seien. Diesen biete es die Möglichkeit, ohne tiefergehende Fachkenntnisse eine zielgerichtete Anzeige zu schreiben – und das sei wiederum nötig, um erfolgversprechende Ermittlungen in die Wege leiten zu können. Darüber hinaus soll das Programm automatisiert alle zur Verfügung stehenden Sofortmaßnahmen erkennen, sodass diese nicht aus Unkenntnis nicht genutzt werden. Hierzu zählt bei Cyberverbrechen häufig die Rückbuchung von unberechtigt abgebuchten Geldbeträgen. Wissen die die Anzeige bearbeitenden Beamten nicht um diese Möglichkeit, wird sie bisher nicht genutzt. An dieser Stelle soll künftig das Assistenzprogramm einspringen. Das niedersächsische Innenministerium spricht diesbezüglich von geschickten Fragestellungen und einer integrierten Lotsfunktion.
Testphase erfolgreich abgeschlossen
Getestet wurde die Software in elf Inspektionen im Bundesland. Seit Mai ist sie nun in ganz Niedersachsen im Einsatz. Innenminister Pistorius dämpfte dabei jedoch die Erwartungen an das Assistenzprogramm: Es werde keine Fälle lösen, aber eine wichtige Hilfestellung sein. Zur Einordnung wurde ferner angeführt, dass eine hochwertige Anzeigenaufnahme zeitaufwendige Nachermittlungen häufig überflüssig mache. Die Polizeiarbeit könne damit effektiver werden.
Das niedersächsische Innenministerium hat mit dem Assistenzprogramm eigenen Angaben zufolge vor allem auf die Dynamik der Cyberkriminalität reagiert: Die Kriminalität im Internet wachse nicht nur stetig, sondern entwickle sich auch mit enormer Geschwindigkeit fort. Belegt ist, dass das Ausmaß der Cyberkriminalität sowie die durch sie verursachten Schäden steigen. Das technisch allem Anschein nach nicht allzu ambitionierte Programm, das in der Entwicklung lediglich 200.000 Euro kostete, wurde von Pistorius in diesem Kontext wie folgt kommentiert: „Wenn Kriminelle die Vorteile der digitalen Welt nutzen, müssen auch wir kreative und fortschrittliche digitale Verfahren entwickeln, um besser ermitteln zu können“. Besser einordbar ist das Projekt, wird es vor dem Hintergrund der Probleme der deutschen Polizeibehörden betrachtet: Innerhalb einer Organisation, die mit der Auswertung beschlagnahmter Daten überfordert ist, erscheint die Einführung eines strukturierten Anzeigenaufnahmeprogramms tatsächlich beinahe revolutionär.
Bei den Polizeibehörden der Länder kommt es allem Anschein nach gut an: Das Entwicklungsteam habe bereits Anfragen aus anderen Ländern erhalten, die ihr Interesse an dem Programm bekundet haben.