Riot Games hat angekündigt, den angebotenen kostenlosen Sprachchat in seinen Spielen künftig aufzeichnen und analysieren zu wollen. Zunächst sind nur nordamerikanische Server, auf denen in englischer Sprache kommuniziert wird, betroffen.
Toxische Inhalte ausmerzen
Riot Games gibt in seiner Mitteilung an, durch die Aufzeichnung sämtlicher Kommunikation unter den Spielenden toxische Inhalte von seiner Plattform verbannen zu wollen. Die Argumentation folgt damit derjenigen anderer Überwachungsregime: Sicherheit übertrumpft Freiheit. Was genau unter toxischen Inhalten zu verstehen ist, wie genau die mündliche Kommunikation ausgewertet werden soll und welche Konsequenzen daraus konkret für die Spielenden erwachsen, ist bisher jedoch völlig unklar. Unumstößlich fest steht hingegen bereits, dass es keine Möglichkeit geben wird, die Aufzeichnung der eigenen Sprachchats zu verhindern: Ein Opt-out ist nicht vorgesehen.
Der Ankündigung zufolge soll die Aufzeichnung nicht nur in den beliebtesten Spielen Valorant und League of Legends stattfinden, sondern auch in weiteren Spielen des Anbieters. Dazu dürften auch die zuletzt im Jahr 2019 hinzugekommenen Spiele zählen.
Wie wird die Reaktion ausfallen?
Abzuwarten bleibt, wie die Spielenden auf die Neuerung reagieren werden. Neben dem integrierten Sprachchat stehen zahlreiche externe Möglichkeiten zur Verfügung, die mitunter mehr Privatsphäre garantieren. Es ist daher gut möglich, dass der Sprachchat von Riot Games infolge der Aufzeichnung boykottiert und durch eine Alternative ersetzt werden wird. Daneben besteht auch noch die Möglichkeit, komplett auf einen Sprachchat zu verzichten. Aufgezeichnet werden nordamerikanische Sprachchats ab dem 13. Juli. Verstöße sollen dann später im laufenden Jahr geahndet werden.
Interessant wird ferner die Beobachtung der langfristigen Entwicklung der Angebote von Riot Games vor dem Hintergrund der Überwachungsbestrebungen sein. Das Unternehmen hat vor allem mit League of Legends eine enorme Popularität gewonnen, mittlerweile sind gar Gaming-Monitore mit League-of-Legends-Design erhältlich.
Alleine ist Riot Games mit diesem Vorgehen jedoch nicht. Auch Sony zeichnet Sprachchats seiner Nutzenden auf, wenngleich nur ausschnittsweise. Riot Games betonte zwar, nicht permanent zuhören, sondern nur bei Beschwerden in Aufnahmen hineinhören und sie auswerten zu wollen – die prinzipielle Möglichkeit einer umfänglichen Überwachung inklusive Analyse von Stimme und Kommunikationsmustern ist jedoch gegeben. Zugleich geht Riot Games mit dem Umfang der Aufzeichnung einen Schritt weiter als etwa Sony bisher, was als Vorstoß in Richtung mehr Überwachung im Gamingbereich gedeutet werden könnte. Erste Kommentare fielen entsprechend negativ aus.
In der EU nicht umsetzbar?
Abzuwarten bleibt ferner, ob Riot Games die Aufzeichnung sämtlicher Kommunikation ohne Widerspruchsmöglichkeit auch in der EU einführen wird. Mit der DSGVO wäre ein solches Vorgehen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vereinbar. Es ist daher durchaus möglich, dass Spielenden aus der EU die vollständige Überwachung ihres Sprachchats erspart bleibt. Möglicherweise wird Riot Games hier bei ausbleibender Einwilligung jedoch keinen Zugang zum Sprachchat gewähren, sodass wiederum nur das Ausweichen auf externe Lösungen übrig bliebe.