Konsumerelektronik, Gadgets & Zubehör

Creative Zen Hybrid Test: Satter Klang für rund 100 Euro

Im Mai hatte Creative mit dem Zen Hybrid einen neuen Over-Ear-Kopfhörer mit ANC vorgestellt, der unserer Meinung nach schon damals einige optische Parallelen zur QuietComfort-Reihe von Bose aufwies. Gelingt dem Hersteller nach den gelungenen Creative Outlier Pro (unser Test) der nächste Geniestreich? Das klärt unser Creative Zen Hybrid Test.

Technische Daten

Kopfhörertyp Over-Ear (geschlossen)
Bluetooth-Version  5.0
Bluetooth-Codecs SBC, AAC
Maximaler Betriebsbereich 15m (ohne Hindernis)
Akkulaufzeit Bis zu 36 Std.
Gewicht 271g (ohne Kabel)
Anschlüsse USB-Type-C; 3,5-mm-Klinke
Lieferumfang Creative Zen Hybrid, USB-C-Ladekabel, 3,5-mm-Klinkenkabel, Anleitungen, Tragetasche
Farbvarianten Weiß
Preis € 41,95 *

Creative Zen Hybrid Test: Der Lieferumfang

Auch das Over-Ear-Modell Creative Zen Hybrid kommt in einem Hersteller-typisch eher schlichten weißen Karton daher, der erstaunlicherweise kaum größer ausfällt als der des In-Ear-Modells Outlier Pro.

Um es gleich vorwegzunehmen: Das liegt daran, dass der Zen Hybrid im Inneren zusammengefaltet Platz findet und damit erstaunlich klein wird. Der Kopfhörer liegt aber nicht einfach so im Pappkarton, sondern präsentiert sich in einem grauen Stoffbeutel, das sich prima für unterwegs eignet.

Ergänzt wird der Kopfhörer durch ein USB-C- auf USB-A-Kabel zum Laden (80 cm Länge), sowie ein zusätzliches 3,5-mm-Klinkenkabel (einseitig angewinkelt, 1,2 Meter Länge) zur kabelgebundenen Nutzung. Anleitungen, Sicherheitshinweise und eine 6-monatige Garantieverlängerung runden den Lieferumfang ab.

Design und Verarbeitung

Der erste Blick gefällt. Der zweite auch. Ja, der Creative Zen Hybrid ist ein wirklich hübscher Over-Ear-Kopfhörer. In einer matten weißen Farbe kommt er daher. Die Ohrpolster sind hellgrau abgesetzt und geben einen stimmigen Kontrast ab. Die Beschriftung auf den Außenseiten, in den Ohrmuscheln und der ANC-Taste ist in einem glänzenden Gold-Ton gehalten. Das sieht schon sehr chic aus.

Großen Wert hat man zudem auf ein platzsparendes Design gelegt. Beide Ohrmuscheln lassen sich sowohl nach innen anklappen, womit der Kopfhörer nur noch auf eine Höhe von 130 mm kommt, und eindrehen.

Auch das kennen wir ihn ähnlicher Form bereits aus dem Hause Bose, wie zuletzt dem QuietComfort 45 (unser Test), der dem neuen Creative-Modell ganz offensichtlich als Inspiration diente. Von den Ohrpolstern über die Form der Muscheln bis hin zu den Knöpfen: Vieles erinnert an Bose (die Verarbeitung aber nicht, doch dazu gleich mehr).

An den Außenseiten der Ohrmuscheln und innen am Übergang zum Kopfband finden wir die Mikrofone, die für die Außengeräusche zuständig sind. An der Unterseite links sitzt der USB-C-Port, mit dem der Kopfhörer geladen wird. Daneben eine Status-LED, die über den Ladevorgang informiert.

Die Bedienelemente finden sich allesamt an der linken Ohrmuschel. An der Innenseite beginnt es oben mit dem ANC-Button, gefolgt von einer Status-LED und dem 3,5-mm-Klinkeneingang. Danach folgt der vergleichsweise winzige An- und Ausschalter, der immerhin durch einen angehobenen Punkt recht gut ertastet werden kann. Den Abschluss bildet die Lautstärkewippe, die am Plus-Symbol ebenfalls einen Punkt zum Erfühlen vorweist.

Verarbeitung mit Luft nach oben

Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität teilt der Creative Zen Hybrid das Schicksal mit dem aktuellen In-Ear-Modell des Herstellers. Das ist einfach der Punkt, an dem man den günstigen Preis am deutlichsten bemerkt. Was keinesfalls bedeutet, dass sich der Kopfhörer billig anfühlen würde. Doch… wir sind einfach besseres gewohnt. Auch in dieser Preisklasse.

Das gilt auch noch nicht einmal für den Kopfbügel, der sich durchaus robust anfühlt. Allerdings ist er bei genauerer Betrachtung etwas wackelig und hat für meinen Geschmack zu viel Spiel. Auch der Mechanismus zum Eindrehen der Ohrmuscheln ist zu leichtgängig, weshalb sie nie in vollständig gerader Position ausharren, sondern immer etwas angewinkelt stehenbleiben.

Creative Zen Hybrid Verarbeitung

Bei genauerer Betrachtung fällt zudem auf, dass die Nähte nicht 100-prozentig akkurat gearbeitet sind und sich die Knöpfe etwas wackelig drücken lassen. Nichts davon merkst du in der Praxis wirklich negativ, das muss man ganz klar so sagen. Das ist schon alles gut, aber es geht eben auch besser.

Tragekomfort des Creative Zen Hybrid

Der Tragekomfort gefällt mir dann wiederum ausgesprochen gut. Dafür sorgen die sehr weichen und rund 1,5 cm dicken Ohrpolster und das ebenfalls bequeme Kopfband aus Kunstleder. Auch das Gewicht fällt mit 271 Gramm angenehm aus.

Dabei richten sich die Zen Hybrid aber eher an kleinere und mittelgroße Ohren. Innen stehen 62 mm x 37 mm für deine Lauscher an Platz zur Verfügung. Zwar ist das Material schön weich und dehnbar, für große Ohren könnte es aber recht eng werden. Zum Vergleich: Der Bose bietet hier mit 75 mm x 55 mm deutlich mehr Platz und wiegt minimal weniger.

Ansonsten liegt das Creative-Modell hier aber absolut auf Augenhöhe, zumindest, wenn deine Ohren genug Platz haben. Besonders die passive Abschirmung ist überragend und blendet bereits im ausgeschalteten Zustand einen Großteil der Umgebungsgeräusche aus, ohne dass der Kopfhörer unangenehm drücken würde. Für meine Ohren jedenfalls liegt der Tragekomfort auf hervorragendem Niveau.

Ausstattung und Akkulaufzeit

Obwohl der Creative Zen Hybrid kabellos nur via Bluetooth 5.0 funkt, ist die Reichweite beeindruckend. Rund 15 Meter konnte ich mich im Rahmen des Tests von der Audio-Quelle in Form meines Smartphones entfernen, ohne dass es zu Soundaussetzern oder Verbindungsabbrüchen gekommen wäre.

Ansonsten geben sich die Kopfhörer aber eher rudimentär ausgestattet. Sie bieten keine IP-Zertifizierung und sind daher nicht wasserdicht. Multipoint, für die Verbindung mit zwei Audioquellen, gibt es ebenfalls nicht. Und auch die Audio-Codecs bieten mit SBC und AAC lediglich Standardkost. aptX-Varianten oder hochauflösende Codecs suchst du leider vergebens. Aber das wäre bei dem Preis auch nicht zu erwarten gewesen.

Creative Zen Hybrid
Knapp 15 Meter Bluetooth-Reichweite sind beeindruckend. Der Rest der Ausstattung ist aber eher ernüchternd.

Das bekommt ja noch nicht mal die teurere Konkurrenz hin. Nicht wahr, Bose? Dafür gibt’s immerhin eine optionale Sprachsteuerung. Je nach System mit Apples Siri oder dem Google Assistant. Das passt.

Akkulaufzeit der Creative Zen Hybrid

Bei der Akkulaufzeit bläst Creative aber einmal mehr zum Frontalangriff auf die Konkurrenz. Hier konnten schon die Outlier Pro eine beeindruckende Duftmarke setzen. Das In-Ear-Modell kommt auf satte 60 Stunden. Nun: Ganz so lange hält der Zen nicht durch, dafür bietet er aber eben auch kein Ladecase.

Und dennoch: 27 Stunden mit ANC stehen zu Buche. Deaktivierst du die aktive Geräuschunterdrückung, sind rund 36 Stunden drin. Damit sichert man sich einen Platz unter den Ausdauerkünstlern im Over-Ear-Bereich.

Creative Zen Hybrid

Doch nicht nur die Lauf- sondern auch die Ladezeit weiß zu gefallen. Mit nur fünf Minuten am Stromnetz versorgst du den Kopfhörer wieder für fünf Stunden Musikwiedergabe mit Energie. Hervorragend. Vollgeladen ist der restlos entleerte Akku dabei in rund anderthalb Stunden.

Bedienung: Ein Konzept mit klaren Schwächen

Bedient wird der Creative Zen Hybrid Over-Ear-Kopfhörer nicht etwa per Touchsteuerung, sondern ganz klassisch mit Tasten. Mag ich persönlich lieber, wenn das Bedienkonzept denn gut durchdacht ist und präzise arbeitet. Was hier nur bedingt der Fall ist.

Los geht es schon einmal beim Bluetooth-Pairing, das durch ein 5-sekündiges Gedrückt halten auf den An- und Ausknopf angestoßen wird. Tja. Blöd nur, dass ein 4-sekündiges Gedrückt halten den Kopfhörer ausschaltet. Was in der Praxis deutlich häufiger funktioniert als der Pairing-Modus. Doch Vorsicht: 2 Sekunden startet den Sprachassistenten, eine Sekunde startet oder pausiert die Wiedergabe. Hätte man besser lösen können.

Ansonsten klappt die Bedienung aber tadellos. Per Knopfdruck auf die ANC-Taste aktivieren wir die Geräuschunterdrückung oder schalten sie aus. Doppeltes Antippen wechselt in den Transparenzmodus (Ambient Mode). Allerdings darfst du nicht zu schnell tippen, sonst wird das Kommando nicht umgesetzt. Muss man erst einmal herausfinden, dann klappt es eigentlich sehr gut.

Creative Zen Hybrid Bedienung

Die Mediensteuerung wird, etwas überladen, über die Lautstärkewippe geregelt. Hat man das Konzept erst einmal verinnerlicht, klappt die Bedienung weitestgehend tadellos. Nur die komplett überladene Power-Taste nervt auf Dauer.

Audio-Qualität, ANC und Mikrofone

Der Creative Zen Hybrid realisiert seinen Klang über 40 mm große Neodym-Treiber, die einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20.000 Hz abdecken. Dabei soll der Over-Ear-Kopfhörer mit gefälligen und satten Bässen, sowie klaren Höhen punkten. Damit wird schnell klar: ein neutrales Klangbild sollte besser niemand erwarten.

Was du aber erwarten kannst ist ein, gemessen am Preis, wirklich gelungenes und rundes Klangbild. Mit erstaunlich präzisen und satten Bässen, sogar im Subbass-Bereich. Grundsätzlich wirkt der Sound etwas eng, wenngleich warm und scheint sich nicht vollends entfalten zu können.

Die Mitten stehen dabei noch auf einer breiten Bühne und geben Stimmen und Instrumentalisierung klar und angenehm wieder. Allerdings können Stimmen auf hoher Lautstärke etwas schrill und unangenehm werden. Wir sprechen hier jedoch von Werten ab 90 Prozent aufwärts.

Creative Zen Hybrid

Bei den Höhen sieht es genauso aus. Die werden auf voller Lautstärke schnell kratzig und unangenehm. Dem kannst du aber problemlos entgegenwirken, wenn du die Lautstärke auf 90 Prozent beschränkst.

ANC und Transparenzmodus

Wirklich beeindruckt war ich von der aktiven Geräuschunterdrückung des Creative Zen Hybrid. Nachdem die Kopfhörer bereits hervorragend passiv abdichten, blendet das ANC Umgebungsgeräusche fast vollständig aus. Klar: Wir sprechen hier nicht von Sony-Niveau, aber das ANC arbeitet beeindruckend effektiv und das nicht nur bei monotonen Geräuschen. Auch Gespräche im Büro oder der Sound aus den PC-Lautsprechern werden zufriedenstellend deutlich abgedämpft.

Creative Zen Hybrid

Hervorragend ist zudem, dass der ANC-Modus keine Auswirkungen auf das Klangbild hat. Was hingegen lediglich okay ist, ist der Transparenzmodus. Der verstärkt zwar Stimmen und Umgebungsgeräusche schön stark, hat mit einer realistischen Abbildung aber nicht mehr wirklich viel gemeinsam und verzerrt sämtliche Geräusche recht stark. Aber hey. Er erfüllt seinen Zweck, irgendwie.

Mikrofonqualität

Auch bei den Mikrofonen kann der Zen nicht vollends überzeugen. In leisen Umgebungen erfolgt die Stimmaufzeichnung und -übertragung noch klar, warm und dynamisch. Doch sobald es um dich herum etwas lauter wird, kannst du die Mikrofone eigentlich gar nicht mehr wirklich gebrauchen.

Hier geben sich Störgeräusche, abgehackte Silben und eine allgemein viel zu niedrige Lautstärke die Klinke in die Hand.

App-Anbindung: SXFI App

Beim Outlier Pro des Herstellers habe ich die gute Creative App noch gelobt. Nun ja: Mit dem Zen Hybrid kannst du sie nicht nutzen. Keine Equalizer, keine Updates, keine Akkustandsanzeige, gar nichts. Zwar kannst du die SXFI App nutzen, zumindest nachdem du dich beim Hersteller registriert und deine Ohren abfotografiert hast, doch wirklich viel hast du davon auch nicht.

Ja, im Prinzip fällt das Klangbild nach der Einmessung minimal breiter und klarer aus. Aber das funktioniert nur bei lokalen Audio-Dateien. Wenn du deine Musik oder Audio-Inhalte lediglich streamst, bringt dir die App Null-Komma-Garnichts.

Creative Zen Hybrid Test: Fazit

Für die unverbindliche Preisempfehlung von rund 110 Euro macht der Creative Zen Hybrid einiges richtig. Das Design gefällt mir wirklich sehr gut, der Tragekomfort überzeugt (zumindest mit mittelgroßen Ohren) auf ganzer Linie und auch klanglich macht der Over-Ear-Kopfhörer einiges richtig. Zumindest, wenn du es mit der Lautstärke nicht übertreibst.

Dem Zen im Namen macht der Kopfhörer dank hervorragendem ANC-Modus zudem ebenfalls alle Ehre. Doch auf der anderen Seite gibt es auch ein paar Punkte, die mir eben nicht gefallen. Nicht einmal die Verarbeitungsqualität, die ist wirklich in Ordnung.

Die kratzigen Mitten und Höhen im Klang sind anstrengend. Der Transparenzmodus klingt unnatürlich. Die Bedienung wirkt leicht überladen und die Mikrofone sind nicht zu gebrauchen. Außerdem fehlt mir eine Begleit-App, mit der ich zumindest Einfluss auf den Klang nehmen könnte. Gibt’s aber nicht.

Was am Ende bleibt ist ein wirklich bequemer, weitestgehend gut klingender Over-Ear-Kopfhörer mit effektivem ANC und einem wirklich guten Preis-Leistungsverhältnis.

Creative Zen Hybrid Test: Award

Creative Zen Hybrid

Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Noise-Cancelling
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis

83/100

Edler Kopfhörer mit hohem Tragekomfort und stimmigem Klang, der allerdings bei Verarbeitung und Bedienung Federn lässt. Und dennoch: Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"