Gaming-Handhelds sind beliebter denn je. Nach Steam Deck, ASUS ROG Ally oder Lenovo Legion Go steigt nun auch Razer in den Handheld-Markt ein. Der Razer Edge wurde bereits im vergangenen Jahr angekündigt, startete allerdings zunächst nur in den USA. Mittlerweile ist der Hybrid aus Android-Tablet und -Handheld auch in Deutschland erhältlich. Was das Gerät auf dem Kasten hat, klärt unser Razer Edge Test.
Technische Daten
Chipsatz | Qualcomm Snapdragon G3x Gen 1 |
Arbeitsspeicher | 8 GB LPDDR5 |
Systemspeicher | 128 GB (UFS 3.1); erweiterbar um 2 TB (microSD) |
Display | 6,8 Zoll (AMOLED); FHD+ (2400 x 1080); 144 Hz |
Anschlüsse | 1x USB-Typ-C (Tablet) 1x USB-Type-C; 1x 3,5-mm-Klinke (Controller) |
Mobile Standards | Wi-Fi 6E; Bluetooth 5.2 |
Kameras | 5 Megapixel (1080p bei 60 fps) |
Akku | 5.000 mAh |
Gewicht | 385 Gramm |
Abmessungen | 84,5 mm x 167,8 mm x 10,8 mm |
Preis | € 379,99 * |
Razer Edge Test: Design und Verarbeitung
- Hochwertiges, schickes Design
- Angenehm kompakt und leicht
- microSD-Kartenslot
In einem kompakten Karton samt typischem Razer-Design trudelt der Razer Edge (in der Wi-Fi-Variante) in der Redaktion ein. Im Inneren befinden sich, fein säuberlich sortiert, die einzelnen Komponenten des Handhelds.
Denn: Im Prinzip setzt sich der Edge aus zwei Bestandteilen zusammen. Einem 6,8-Zoll-Tablet und dem Razer Kishi V2 Pro-Mobile-Controller, der für rund 150 Euro auch separat erhältlich ist und in der Theorie jedes Android-Smartphone in einen Gaming-Handheld verwandelt.
Hinsichtlich des Designs setzt die Kombo auf den klassischen Razer-Look. Viel glänzendes und recht fingerabdruck-anfälliges Schwarz samt abgesetztem Razer-Logo auf den beiden Griffen. Ansonsten ist die Verarbeitungsqualität allerdings tadellos und wird dem hohen Preis absolut gerecht.
Die Tablet-Komponente kommt auf Abmessungen von 84,5 mm x 167,8 mm x 10,8 mm (Höhe x Breite x Tiefe), wiegt rund 264 Gramm und liegt dank abgerundeter Rückseite nicht ganz wackelfrei auf Oberflächen auf.
Der Kishi V2 Pro hingegen fügt dem Paket noch einmal zusätzliche 121 Gramm hinzu. Insgesamt landet der Verbund bei 385 Gramm und erreicht damit ein sehr angenehmes Gewicht.
Wie ein klassisches (und normalerweise deutlich größeres) Android-Tablet – oder Smartphone – kommt der Razer Edge optisch daher. An der Oberseite finden sich drei Tasten: Laut und Leiser, sowie der Power-Button. Unten findet sich ein microSD-Karten-Einschub, um den internen Speicher bei Bedarf zu erweitern.
Der USB-C-Port zum Laden oder für die Verbindung mit dem Controller findet sich an der rechten Seite. Je ein Mikrofon oben und unten, sowie insgesamt sechs Luftauslässe an der Rückseite runden das Design ab.
Was auffällt: Die Displayränder der Handhelds fallen vergleichsweise groß und asymmetrisch aus. Ein Zentimeter oben, 0,8 mm unten und etwas weniger an den Seiten, was dem Display ziemlich viel Bildfläche raubt. Auch, weil die Kanten abgerundet sind.
Der Kishi V2 Pro-Controller fügt dem Edge ein Bedienkonzept auf Konsolen-Niveau hinzu (dazu gleich mehr). Zusätzlich verfügt dieser an den Unterseiten über einen USB-C-Port zum Laden, sowie einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für die Verbindung mit einem Kopfhörer, falls gewünscht.
Bedienung und Interface des Razer Edge
- hervorragender Controller
- klassische Android-Tablet-Benutzererfahrung
- Bedienkonzept ziemlich inkonsistent
Die Einrichtung des Razer Edge erinnert stark an jedes normale Android-Smartphone oder Tablet. Google-Account hinzufügen, Berechtigungen erteilen und los geht’s. Auch das Interface wartet als klassische Android-Benutzeroberfläche auf.
Auf dem Startbildschirm werden wir von der Google-Suchleiste, einem Ordner mit Google-Apps und einer Seitenleiste samt vier Anwendungen empfangen. Japp, im Kern ist der Edge also eigentlich nichts anderes als ein ganz normales Tablet – nur eben im handlichen Mini-Form. Inklusive Apps wie Browser, Streamingdiensten, WhatsApp und Co.
Das wirkt sich auch auf die Bedienung und Menüführung aus. Wer schon einmal im Google-Ökosystem unterwegs war, findet sich auf dem Razer Edge sofort zurecht. Kein Wunder, kommt als OS doch das handelsübliche Android 12 zum Einsatz.
Allerdings wirkt das Bedienkonzept innerhalb der Benutzeroberfläche in meinen Augen nicht vollends ausgereift. In Verbindung mit dem Kishi V2 Pro-Controller kann ich zwar bequem mit den Analog-Sticks und Buttons navigieren oder Apps starten, Eingaben sind hingegen allerdings nur über den Touchscreen möglich.
Bedeutet: Ich kann zwar Google Chrome mit dem Controller öffnen und auch durch Websites scrollen, tippen oder das Aufrufen von Artikeln klappt jedoch nur über den Touchscreen. Hätte man in meinen Augen besser lösen können.
Doch genug des Meckerns. In Spielen, und darauf kommt es beim Razer Edge ja nun hauptsächlich an, gibt die Kombination mit dem Controller eine hervorragende Figur ab. Besonders die griffigen Rückseiten und die angenehm taktilen Knöpfe gefallen mir genauso gut, wie die überzeugenden Trigger. Das passt.
WENN, ja wenn der Controller denn auch unterstützt wird. Der Gamepad-Support unter Android gilt ohnehin als eher inkonsistent und so muss man auch beim Razer Edge in vielen Spielen die Steuerung manuell anpassen und einrichten.
Zur Not bietet Razers Nexus-App die Möglichkeit, einen virtuellen Controller zu simulieren. Ist dieser erst einmal eingerichtet, geht die Bedienung in den meisten Fällen problemlos von der Hand. Das geht allerdings nur dann, wenn Spiele über Nexus gestartet wurden.
Das Display des Razer Edge
- Schnelles und hochauflösendes Display
- gute, aber nicht sehr gute Helligkeit
- sehr dicke und abgerundete Displayränder
Derr Razer Edge setzt auf ein 6,8 Zoll großes AMOLED-Display, das mit 2.400 x 1.800 Pixeln recht hoch auflöst. Es erreicht eine Bildwiederholrate von bis zu 144 Hz, die sich auf Wunsch im Menü aber auch auf 60 oder 120 Hz beschränken lässt.
Das Display kommt enorm farbstark und kontrastreich daher und weiß definitiv zu gefallen. Selbst der Bildschirm der Nintendo Switch OLED, aber auch die Konkurrenz von Valve und Co liegt deutlich dahinter.
Allerdings dürfte die maximale Helligkeit gerne noch eine Spur höher ausfallen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Das Display ist definitiv spitze. Anders als die von mir bereits angesprochenen großen und abgerundeten Displayränder, die mir überhaupt nicht gefallen und recht viel von der Bildfläche wegnehmen.
Ausstattung und Hardware
- schneller SoC
- ordentliche Kamera
- hervorragende Lautsprecher
Angetrieben wird der Razer-Handheld von einem Qualcomm Snapdragon G3x Gen 1 SoC, einem recht neuen Chipsatz, der sich speziell an Handhelds richtet. Konkrete Details zum Chip sind allerdings Mangelware, allerdings zeigen Tests, das die Octa-Core-CPU einen 3-GHz-Kern mit drei 2,4-GHz- und vier 1,8-GHz-Cores kombiniert.
Hinzu kommt eine leistungsstarke GPU, die auf der Adreno 660 aufbaut und mehr Leistung realisieren soll. Die Benchmark-Ergebnisse in verschiedenen Tests zeigen, dass sich der SoC hinsichtlich der Leistung irgendwo zwischen dem Snapdragon 8 Gen 1 und Snapdragon 8 Gen 2 einordnet:
Vor allem die Single-Core-Werte überzeugen, bei der Multi-Core-Leistung hinkt der G3x jedoch etwas zurück.
Geekbench 6 Multi-Core | 3.761 Punkte |
Geekbench 6 Single-Core | 1.587 Punkte |
Geekbench 6 GPU | 4.611 Punkte |
PCMark Work 3.0 | 15.706 Punkte |
3DMark Wild Life Extreme | 1.476 Punkte |
3DMark Wild Life | 5.401 Punkte |
Dem SoC stellt Razer 6 GB LPDDR5-RAM und 128 GB UFS 3.1-Systemspeicher zur Seite, der via microSD-Karte auf bis zu 2 TB erweitert werden kann. Mit von der Partie sind zudem schnelles Wi-Fi 6E, das vor allem beim Spiele-Streaming wichtig ist, sowie Bluetooth 5.2.
Eine 5-Megapixel-Webcam an der Front mit 1080p Auflösung bei 60 fps bietet eine ordentliche Qualität, mehr allerdings nicht.
Razer verbaut zwei Stereo-Lautsprecher, die mittels THX Spatial Audio einen Raumklang simulieren. Die Speaker liefern tatsächlich einen hervorragenden Klang und werden angenehm laut, softwareseitige Anpassungen des Klangbildes sind hingegen nicht möglich.
Alles in allem ist die Hardware sehr leistungsstark aufgestellt und selbst den anspruchsvollsten Spielen problemlos gewachsen.
Wie gut ist Gaming auf dem Razer Edge? Praxistest
- tadellose Gaming-Leistung
- praktische Virtueller Controller-Funktion
An der Performance des Razer Edge gibt es absolut nichts auszusetzen. Auch wenn der SoC in Benchmarks nicht ganz mit dem Snapdragon 8 Gen 2 mithalten kann, sind sämtliche Spiele flüssig spielbar – egal ob Call of Duty: Mobile, Fortnite, Genshin Impact oder Pokémon Unite.
In Verbindung mit dem hervorragenden Controller liegt die Spielerfahrung tatsächlich auf Konsolen-Niveau. Wenn das jeweilige Spiel denn eine Controller-Unterstützung bietet. Falls nicht, besteht immer noch die Möglichkeit, das Tablet ohne Controller via Touch zu steuern oder den virtuellen Controller zu nutzen.
Letzteres muss allerdings bei jedem Spielstart erneut bestätigt werden und funktioniert nicht immer vollends reibungslos. In Genshin Impact beispielsweise müssen zur Konfiguration die verschiedenen Optionen wie linker Stick, rechter Stick und Tasten über das User Interface gezogen und verknüpft werden.
Dann klappt die Steuerung recht gut – Mit Ausnahme der Drehung der Kamera, die sich einfach nicht richtig konfigurieren ließ. Viel besser sah es hingegen bei CoD aus, ganz zu schweigen von Fortnite, das native Controller-Unterstützung beherrscht. Das alles kann man dem Edge allerdings nicht ankreiden, das ist eher ein Android-Problem.
Der Handheld beherrscht zum Game-Streaming. Apps wie GeForce Now, Steam Link oder Xbox Cloud Gaming sind bereits vorinstalliert und startbereit. Dank schnellem Wi-Fi 6E klappt das auch tadellos, selbst bei hohen Bildwiederholraten.
Die Lüfter des Razer Edge sind dabei stets hörbar, aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm laut. Die Wärmeableitung klappt sehr gut, wobei das Display recht warm wird, unangenehm wird es jedoch zu keinem Zeitpunkt.
Razer Nexus fungiert dabei quasi als Steuerzentrale, in der sämtliche installierten Spiele und Gaming-Services abgerufen werden können. Das Interface wirkt aufgeräumt und durchdacht, lässt allerdings viele Features vermissen.
Nicht wirklich gut durchdacht empfinde ich das Bedienkonzept: Zwar kann ich die Android-Oberfläche mittels Controller bedienen und auch durch Nexus navigieren, per Knopfdruck auf die Nexus-Taste zurück zur Startseite zu wechseln, klappt allerdings nicht immer – wenn auch in rund 90 Prozent der Fälle.
Auf der anderen Seite fungiert der Edge eben, mit oder ohne Controller, als klassisches Android-Tablet. Ein echter Mehrwert: Das Surfen im Netz ist ebenso möglich, wie das Streaming von Filmen und Serien oder die Nutzung von Apps. Sehr praktisch.
Akkulaufzeit des Razer Edge
- sehr gute Laufzeiten in Android und Cloud-Gaming
- rund 6 Stunden Laufzeit bei nativen Games
Razer stattet den Edge mit einem 5.000 mAh starken Akku aus. Der SoC arbeitet recht effizient, womit der Handheld beim Videostreaming und anderen Aufgaben problemlos Laufzeiten von rund 10-11 Stunden erreicht.
Auch beim Cloud-Gaming, das die CPU deutlich weniger belastet, kommt der Handheld auf gute Laufzeiten von rund 8 Stunden. Bei lokalen und anspruchsvollen Games geht dem Gerät allerdings deutlich schneller die Puste aus. Knapp 6 Stunden kontinuierliches Gaming sind möglich, dennoch ein guter Wert, gerade im Vergleich zu Steam Deck und Co.
Razer Edge Test: Fazit
Mit dem Razer Edge liefert der Hersteller im Test einen sehr guten Android-Handheld ab, der in seiner Art und Weise recht einzigartig ist. Dank einer Größe, die etwa auf dem Niveau eines Galaxy S23 Ultra liegt, ist die Kombination aus Tablet und Controller sehr portabel und hervorragend für Mobile-Games geeignet.
Zumindest, wenn diese native Controller-Unterstützung bieten. Der simulierte, virtuelle Controller ist eine praktische Sache, die allerdings nicht immer problemlos funktioniert und gerade bei der Kamerasteuerung in verschiedenen Spielen Probleme hat.
Die Software- und Benutzererfahrung finde ich persönlich aber etwas zu inkonsistent. Denn Aufgaben, die sich nicht über Razer Nexus regeln lassen, setzen eine Bedienung auf dem Touchscreen voraus.
Irgendwie steht der Handheld, trotz hochauflösendem, schnellem und farbstarkem Display aber etwas zwischen den Stühlen. Denn im Prinzip handelt es sich lediglich um ein kompaktes (wenn auch leistungsstarkes) Tablet mit ansteckbarem Controller.
Fast dasselbe Ergebnis kann man mit dem Kishi V2 Pro und einem Flaggschiff-Smartphone auch erreichen, wenn auch ohne virtuellen Controller und Nexus App. Dafür kostet der Verbund mit rund 500 Euro aber auch deutlich weniger – wenngleich die Telefon-Funktionen oder Kameras eben auch fehlen.
Als Gaming-Handheld gibt der Edge jedenfalls eine sehr gute Figur ab. Die meisten Kritikpunkte sind auf Android und nicht auf das Gerät selbst zurückzuführen.
Ob der Edge für dich das richtige ist, musst du allerdings selbst entscheiden. Denn PC-Gaming-Handhelds wie Steam Deck gehen ebenso in eine ganz andere Richtung, wie auch die Nintendo Switch. Für Mobile- und Cloud-Gaming gibt es in meinen Augen aktuell aber keine bessere Option.
Razer Edge
Design & Verarbeitung
Hardware
Display
Performance
Akku
Preis-Leistungs-Verhältnis
87/100
Leistungsstarker Android-Handheld mit überzeugendem Display und tollem Controller, der durch sein inkonsistentes Bedienkonzept allerdings in einer absoluten Nische Platz findet.