Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe muss sich derzeit mit einem für das Gericht eher untypischen Fall auseinandersetzen. Im Fokus stehen dabei Cheats und die alles entscheidende Frage, ob diese im Rahmen von Videospielen vertrieben werden dürfen oder nicht. Auf der Klägerseite ist kein geringerer als Sony. Der Tech-Konzern sieht sich angesichts steigender Cheater-Zahlen beim PlayStation Network (PSN) ungerecht behandelt.
Sind Cheats eine illegale Umbearbeitung?
Für viele Gamer sind Cheats einfache Spielereien, die das Game nicht zwangsläufig einfacher machen sollen. Vielmehr eröffnen Cheats auch die Möglichkeit für mehr Spielspaß. Deutlicher als kaum ein anderer Publisher macht dies wohl Rockstar Games mit Spielereien in Games wie Grand Theft Auto (GTA) oder Red Dead Redemption (RDR). Allerdings haben sich die Manipulationsmöglichkeiten von Spielen mittlerweile auch im Bereich von Multiplayer-Spielen ausgebreitet. Die Folge sind verärgerte Spieler, die durch Aiming-Bots oder andere hilfreiche Cheats, die ihre Gegner nutzen, ihrer Siegeschancen und damit auch des Spielspaßes beraubt werden.
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Sony hat darauf keine Lust mehr und möchte die Entscheidung über Cheats in juristische Hände geben. Der BGH soll entscheiden, ob es sich bei Cheats um legale oder illegale Wege handelt, ein Spiel nachträglich zu bearbeiten. Seit gestern, dem 27. Oktober 2022, soll das Gericht darüber entscheiden, inwiefern ein Videospiel vor solchen Manipulationen geschützt ist. Sony selbst hält Cheats für illegal. Sollte das Gericht der Meinung des japanischen Tech-Konzerns zustimmen, drohen Personen, die Cheats in Umlauf bringen, Schadensersatzzahlungen. Illegal wären Cheats dann wenn es sich um eine unerlaubte Bearbeitung im Sinne des § 23 Urheberrechtsgesetz handeln würde.
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Entscheidung von EuGH unausweichlich?
Die Entscheidung des BGH wird von der Gaming-Szene mit großer Spannung erwartet. Schließlich handelt es sich bereits um die zweite Instanz, die sich mit der Thematik auseinandersetzen muss. In erster Instanz urteilte das Oberlandesgericht Hamburg über den Fall. Das Gericht wies die Klage jedoch als unbegründet ab. Als Begründung gab man an, dass die Voraussetzungen für eine illegale Bearbeitung in diesem Fall nicht gegeben sind. Schließlich bleiben die ursprünglichen Befehle des Videospiels auch mit Cheat aufrecht erhalten. Experten gehen davon aus, dass auch der BGH diese Meinung haben dürfte. Die Beteiligten könnten aber auch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) einschalten. Schließlich ist in dieser Causa auch Europäisches Recht betroffen. Wir sind gespannt, wie die Entscheidung des urteilenden Gerichts ausfallen wird.