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Digitalisierung im Gesundheitswesen: eAU läuft schleppend an

Auch im Gesundheitssektor möchte die Politik langsam aber sicher auf Digitalisierung setzen. Doch wie in so vielen anderen Bereichen geht auch hier der Wandlungsprozess nur schleppend voran. Bestes Beispiel ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Diese soll es unter anderem Unternehmen ermöglichen, eine eAU ganz einfach über ein Onlineportal abzurufen. Davon profitieren insbesondere Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Nun ist jedoch herausgekommen, dass viele Ärzte noch nicht von dem neuen System Gebrauch machen.

Schleppender Start der eAU

Eigentlich sollte die eAU ein Segen für alle Beteiligten darstellen. Durch die Digitalisierung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sollte nämlich dem jährlichen Papierchaos endlich Einhalt geboten werden. Seit dem 1. Januar 2023 sind nun auch Arbeitgeber dazu verpflichtet, eine eAU von ihren Mitarbeitern über das entsprechende Portal bei der Krankenkasse abzurufen. Doch offenbar läuft die Digitalisierung im Gesundheitswesen schleppend an. Dies geht nun zumindest aus einem Bericht von Golem.de hervor. Die Kollegen haben bei Unternehmerverbänden nachgehakt, um herauszufinden, wie die eAU so anläuft. Und das Ergebnis ist ernüchternd. Beginnen wir aber mit den positiven Nachrichten. Laut den Unternehmerverbänden wurde allein im Februar 2023 bereits 7 Millionen Mal eine eAU von Arbeitgebern abgerufen.

Doch das Ziel der Vereinfachung stellt sich dabei nicht wirklich ein. Schließlich machen derzeit längst noch nicht alle Arztpraxen bei der weitreichenden Digitalisierung mit. Wie aus einer Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervorgeht, sollen derzeit nur 87 Prozent der Praxen bereits die eAU nutzen. Solange nicht ausnahmslos alle Ärzte an dem neuen System teilnehmen, müssen sich Arbeitgeber also damit abfinden, sowohl klassische AUs als auch moderne eAUs verarbeiten zu müssen. Am Ziel der gewünschten Vereinfachung geht das natürlich deutlich vorbei. Dabei könnte alles so unkompliziert sein. Schließlich ist das System wirklich praktisch. Wie die Techniker Krankenkasse angibt, müssen Arbeitgeber eine eAU nun einfach nur über ein sicheres Programm bei der zuständigen Krankenkasse abrufen.

Alle müssen mitmachen

Zusammenfassend muss man sagen, dass die eAU eine praktische Möglichkeit ist, um den Papierkram sowie den Arbeitsaufwand zu entschlacken, den die bisherige AU bedeutete. Allerdings bringt das Ganze nur dann etwas, wenn auch wirklich alle Stellen an einem Strang ziehen. Und da scheint es derzeit noch bei den Praxen zu hapern. Häufig scheitert es aber nicht unbedingt am Willen der Ärzte, sondern an dem Wüst an Arbeit, den die Mediziner bewältigen müssen. Während sich Arbeitgeber und Krankenkassen nämlich über eine Vereinfachung freuen, bringt die eAU für Ärzte nicht unbedingt nur Vorteile mit sich. So hat das Magazin praktischArzt herausarbeiten können, dass eine eAU den Computer des Arztes für ca. 30 Sekunden beschäftigt.

In dieser Zeit wird die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erstellt und versendet. Problem ist jedoch, dass der Arzt während dieser Zeit keine anderen Dinge mit dem Computer vollführen kann. Über den Tag summiert sich das zu einigen Minuten vergeudeter Zeit. Folglich handelt es sich hierbei um einen echten Zeitfresser, den man wohl nur mit einem weiteren Computer aus dem Weg räumen könne. Obendrein beschweren sich einige Arztpraxen darüber, dass man die eAU erst nach 18 Uhr verschicken könne. Sollte etwas beim Versenden nicht geklappt haben, stehen übrigens auch die Ärzte vor einer Doppelbelastung. Schließlich müssen sie dann auch im Nachhinein eine klassische AU ausstellen. Hier müssen die Mediziner definitiv noch mehr Unterstützung von der Politik erhalten. Erst dann, wenn alle am selben Strang ziehen, kann die eAU auch die Wirkung entfalten, die sie soll.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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