Twitter hat der BBC das Label „government funded media“ aufgebrummt. Die weltberühmte öffentlich rechtliche Medienanstalt für Großbritannien betont nun die eigene Unabhängigkeit und wehrt sich gegen die Bezeichnung.
Twitter betont das Streben nach Transparenz
Derzeit holt Twitter augenscheinlich zum Rundumschlag gegen berühmte Presseportale auf. So auch gegen die traditionsreiche „British Broadcasting Corporation“ (BBC). Der Kurznachrichtendienst hat dieser nämlich kurzerhand den Stempel als staatlich gefördertes Medium („government funded media“) aufgebrummt. Selbstverständlich lässt sich die BBC dies nicht gefallen und betont ihre eigene Unabhängigkeit. Hinter der Bezeichnung vermuten Branchenexperten nun die negative Einstellung von Twitter-Chef Elon Musk gegenüber öffentlich rechtlicher Rundfunkanstalten. Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass der Tesla-Chef eine Finanzierung über Rundfunkbeiträge mit einer Abhängigkeit von der Regierung gleichsetzt.
Um gegen das Label vorzugehen, möchte die BBC sogleich den Kurznachrichtendienst selbst kontaktiert haben. Hierbei forderte die Rundfunkanstalt, dass das soziale Netzwerk schnellstmöglich das Label wieder entfernen solle. Musk selbst zeigte sich in gewohnter Manier und reagierte lediglich mit der Frage „Ist das Twitter-Label korrekt?“. Offenbar möchte der umstrittene Tech-Milliardär, der im Oktober 2022 die Chefetage bei Twitter bezogen hat, genauere Details aus der BBC heraus kitzeln. In einer E-Mail betont Musk, dass er „nach maximaler Transparenz und Genauigkeit“ strebe. Aus diesem Grund möchte er bei Twitter „die Verknüpfung mit Eigentum und Finanzierungsquelle“ deutlich machen.
Weiterhin behauptet er, dass Medienorganisationen gar nicht „völlig frei von Vorurteilen“ sein können. Hier wird das Bild deutlich, dass Musk von der Presse im Allgemeinen und den öffentlich rechtlich finanzierten Medienanstalten im Besonderen hat. Angesichts der häufig negativen Berichterstattung über den Führungsstil von Musk bei Twitter kann man wohl nicht darüber verwundert sein, dass der Tech-Milliardär gegenüber der Presse negativ gesinnt ist. Allerdings fällt es angesichts der fragwürdigen Twitter-Strategie von Musk auch äußerst schwer, positive Worte zu finden. So machte der Tesla-Chef den Kurznachrichtendienst mit Entscheidungen wie einer gigantischen Entlassungswelle und der Löschung von Journalisten-Accounts Negativschlagzeilen.
Kennzeichnung verwirrt die User
Gegen die Kennzeichnung an sich scheint die BBC nicht allergisch zu reagieren. Vielmehr sind es die fragwürdigen Erläuterungen, die man auf den Hilfeseiten von Twitter lesen kann. Dort werden „government funded media“ kurzerhand mit staatsnahen Medien gleichgesetzt. Das dürfte bei vielen Nutzern suggerieren, dass die BBC von der britischen Politik gesteuert wird. Bei näherer Lektüre verstärkt sich der Eindruck noch einmal. So steht auf der Hilfeseite weiterhin geschrieben, dass derartigen Medien „durch finanzielle Ressourcen, direkten oder indirekten Druck und/oder Kontrolle“ durch die Politik erfahren. Wer also dieses Label aufgedrückt bekommt, wird von Twitter als vom Staat gelenktes Medienhaus klassifiziert.
Kurios ist vor allem, dass Twitter auf der selben Seite die BBC von den Vorwürfen, staatlich gelenkt zu sein, freispricht. So kann man hier weiterlesen, dass „Staatlich finanzierte Medienorganisationen, die redaktionell unabhängig sind, wie z. B. die BBC in Großbritannien […] im Rahmen dieser Richtlinie nicht als staatsnahe Medien angesehen.“ werden. Den Beisatz hat Twitter im Übrigen erst in Folge der ersten kritischen Stimmen auf der Hilfeseite eingefügt. Weiterhin kritisiert die BBC, dass Twitter sein Vorgehen offenbar nicht konsequent genug durchsetzt. So verfügt die Medienanstalt über mehrere Kanäle auf dem Kurnachrichtendienst. Das Label hat aber lediglich der normale BBC-Account erhalten.
Damit verbundene andere BBC-Kanäle, die zum Teil deutlich mehr Follower haben, erhielten wiederum nicht das Label. Nun stellt sich natürlich die Frage, wo das Ganze hinführen soll. Geht es nach Twitter, möchte man die Vergabe der Label mit der Zeit auch auf andere Länder ausweiten. Selbiges gilt für die Hilfeseiten. Hier sollen dann nähere Erläuterungen sowie eine Ausweitung der Beispiele folgen. Fest steht, dass das Label nicht nur den Ruf der betroffenen Medienhäuser schädigen könnte. Obendrein werden sie vom Algorithmus ignoriert. Dies hat Twitter selbst zugegeben. Das könnte dafür sorgen, dass seriöse Medien mit der Zeit auf Twitter nicht mehr gehört bzw. gelesen werden. Ob das wirklich ein Schritt in die richtige Richtung ist, ist überaus fragwürdig.