Im Bereich des Netzausbaus gilt Deutschland als echtes Entwicklungsland. Das spüren Viele auch bei der täglichen Fahrt mit dem Zug. Ein besonders erschreckendes Beispiel stellt die Berliner U-Bahn dar. Während sich mittlerweile 5G als neuer Mobilfunkstandard in der breiten Masse etabliert hat, bietet die Untergrundbahn noch nicht einmal LTE. Der entsprechende Netzausbau soll sich nun noch weiter verzögern.
Unter Tage gibt es kein 4G
Bereits im Jahr 2010 teilte man der Öffentlichkeit mit großer Freude mit, dass LTE alias 4G in breiter Masse als neuer Mobilfunkstandard an den Start geht. Zwölf Jahre später gibt es noch immer viele Landstriche in der Bundesrepublik, die kein LTE geschweige denn 5G bieten. Während der Netzausfall bei der Autobahnfahrt einfach mit dazu gehört und sich Bewohner eher dünn besiedelter Regionen Deutschlands an ein schlechtes Netz gewöhnt haben, gehört 5G in Großstädten inzwischen zum guten Ton. Das gilt zumindest dann, wenn man sich über Tage aufhält. In der Berliner U-Bahn ist nämlich selbst 12 Jahre nach der Einführung von LTE kein schnelles mobiles Internet möglich.
Das soll sich wohl auch in naher Zukunft nicht ändern, wenn man den Aussagen von Telefónica Deutschland Glauben schenken mag. Einem Unternehmenssprecher zufolge soll die Schuld dafür nur zu einem geringen Teil bei dem Unternehmen selbst liegen. Vielmehr seien Hindernisse zu überwinden, die vor allem in öffentlicher Hand liegen. So werden wohl nicht nur Baugenehmigungen verspätet erteilt. Obendrein soll die Bausubstanz in vielen Bereichen des Berliner U-Bahn-Systems eine große Herausforderung darstellen. Das sorgt für die zeitlichen Verzögerungen, welche sich wohl noch auf Jahre belaufen werden.
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LTE exklusiv für Kunden von O²
Für Pendler und Touristen in der Bundeshauptstadt ist es indes ein großes Ärgernis, wenn das mobile Internet plötzlich streikt. Eine Ausnahme gilt nur dann, wenn sie O² als Netzbetreiber nutzen. Seit 2016 bietet die Telefónica-Tochter nämlich exklusiv LTE für seine Kunden an. Anders sieht es bei der Konkurrenz aus. Selbst namhafte Anbieter wie Telekom und Vodafone können ihren Nutzern lediglich Edge oder GPRS bieten. Führt man sich vor Augen, dass im ÖPNV gerne Musik oder gar Serien auf dem Smartphone gestreamt werden, ist das eindeutig zu wenig.
Damit sich das schnellstmöglich ändert, möchte man die Kräfte nun auf den Ausbau forcieren, um schnellstmöglich für schnelles mobiles Internet für alle Netzbetreiber zu sorgen. Davon sollen dann nicht nur Telekom- und Vodafone-Kunden profitieren können. Auch Personen im O²-Netz sollen einen Vorteil daraus ziehen. Schließlich möchte man gar 5G in der traditionsreichen Untergrundbahn bieten. Allerdings lassen sich bisher keine Ergebnisse erkennen oder gar auf dem Smartphone spüren.
BVG betont komplizierte politische Lage
Seit dem Jahr 1902 rollen bereits die Untergrundbahnen durch Berlin. Da verwundert es auch kaum, dass es sich als kompliziert erweist, moderne Technik in der teils maroden Bausubstanz unterzubringen. Allerdings dauert dieses Projekt nun bereits mehrere Jahre an und sollte schon im Sommer 2021 am Ziel angelangt sein. Umso verständlicher ist der Frust nach anderthalb Jahren Verspätung und keinem wirklichen Fortschritt. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) betonen durch einen Sprecher gegenüber den Kollegen von Golem.de, dass es abseits des Projekts von Telefónica weitere Bauvorhaben in den U-Bahntunneln gegeben habe, die auf einen hohen Sanierungsaufwand zurückzuführen sind. In Kombination zu bekannten Problemen wie der Coronakrise und dem Ukrainekrieg habe man obendrein mit Lieferkettenproblemen und damit auch fehlendem Material zu kämpfen. Auch ein hoher Krankenstand auf Seiten der Techniker stellt ein großes Problem dar. Die Begründung ist durchaus nachvollziehbar und keinesfalls an den Haaren herbeigezogen. Dennoch hoffen wir, dass der Ausbau des schnellen mobilen Internets schnellstmöglich auch in der U-Bahn Berlins umgesetzt werde.